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Warum Sex Spass macht

Warum Sex Spass macht

Titel: Warum Sex Spass macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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viel mehr als die primären Partnerinnen Mühe geben müssen, um ihre Jungen durchzubringen. Sekundäre Weibchen bringen zwanzigmal pro Stunde Futter zum Nest, primäre nur dreizehnmal. Und da die sekundären Weibchen sich derart anstrengen, sterben sie häufig auch früher. Trotz seiner heldenhaften Bemühungen kann ein sekundäres Weibchen aber nicht so viel Futter zum Nest schaffen wie das entspanntere primäre Weibchen in Zusammenarbeit mit dem Männchen. Deshalb verhungern einige Küken, und von den Nachkommen des sekundären Weibchens überlebt ein geringerer Anteil als von denen der primären Partnerin (im Durchschnitt 3,4 gegenüber 5,4 Jungen). Außerdem sind die überlebenden Jungen des sekundären Weibchens kleiner als die des primären, so daß sie auch in der Mühsal des Winters und des Vogelzuges geringere Überlebensaussichten haben. Warum sollte ein Weibchen angesichts einer derart grausamen Statistik die Rolle als »Zweitfrau« akzeptieren? Biologen haben häufig die Theorie aufgestellt, diese Weibchen wählten sich ihr Schicksal, weil ein Leben als Zweitfrau eines guten Männchens immer noch besser sei als die Existenz als einzige Partnerin eines schwächlichen Männchens mit schlechtem Revier. (Man weiß, daß reiche Männer sich potentiellen Geliebten gegenüber auf ähnliche Weise angepriesen haben.) Wie sich aber herausstellte, nehmen die sekundären Weibchen ihr Schicksal nicht wissentlich in Kauf, sondern sie werden hinters Licht geführt.
    Entscheidend für diese Täuschung ist die Tatsache, daß die polygynen Männchen ihren zweiten Hausstand ein paar hundert Meter vom ersten entfernt gründen, so daß die Reviere vieler anderer Männchen dazwischen liegen. Auffälligerweise machen die polygynen Männchen einer zweiten Partnerin nicht an einem der vielen Dutzend Nistplätze den Hof, die in der Nähe des ersten Nestes liegen, obwohl sie auf diese Weise weniger Zeit für das Pendeln zwischen den beiden Nestern aufwenden müßten, sich intensiver ihren Jungen widmen könnten und weniger Gefahr liefern, gehörnt zu werden, während sie unterwegs sind. Die Schlußfolgerung erscheint unausweichlich: Polygyne Männchen nehmen den Nachteil der großen Entfernung zum zweiten Hausstand in Kauf, um die in Aussicht genommene sekundäre Partnerin zu täuschen und das erste Nest vor ihr geheimzuhalten. Trauerschnäpperweibchen sind durch die Anforderungen des Lebens besonders anfällig für solche Täuschungen. Entdeckt sie nach der Eiablage, daß ihr Männchen polygyn ist, kann sie nichts mehr daran ändern. Dann ist es immer noch besser, bei den Eiern zu bleiben, sie nicht im Stich zu lassen und sich unter den jetzt verfügbaren Männchen (die meisten von ihnen ohnehin Möchtegern-Bigamisten) einen neuen Partner zu suchen in der Hoffnung, daß er sich als besser erweist als der vorige.
    Die übrige Strategie der Trauerschnäppermännchen wurde von männlichen Biologen mit dem moralisch neutral klingenden Begriff »gemischte Fortpflanzungsstrategie« (GFS) belegt. Das bedeutet, daß Trauerschnäppermännchen, die bereits eine Partnerin haben, sich nicht nur für diese eine Partnerin interessieren: Sie treiben sich auch herum und versuchen, die Partnerinnen anderer Männchen zu begatten. Finden sie ein Weibchen, dessen Partner gerade nicht in der Nähe ist, versuchen sie mit ihr zu kopulieren, und oft gelingt das auch. Dazu nähern sie sich entweder mit lautem Gesang, oder sie schleichen sich leise an; mit der zweiten Methode haben sie häufiger Erfolg.
    Der Umfang dieser Aktivität ist nach menschlichen Maßstäben überwältigend. Im ersten Akt der Oper Don Giovanni von Mozart prahlt Leporello, der Diener des Titelhelden, sein Herr habe allein in Spanien schon 1003 Frauen verführt. Das klingt eindrucksvoll, aber man muß sich einmal klarmachen, wie lange wir Menschen leben. Wenn sich Don Giovannis Eroberungen über dreißig Jahre verteilten, verführte er in Spanien nur alle elf Tage eine Frau. Verläßt dagegen ein männlicher Trauerschnäpper vorübergehend seine Partnerin (zum Beispiel, um Futter zu suchen), dringt durchschnittlich nach zehn Minuten ein anderes Männchen in sein Revier ein, und in 34 Minuten kopuliert dieses andere Männchen mit ihr. Bei 29 Prozent aller beobachteten Begattungsakte handelt es sich um »Außer-Paar-Kopulationen« (APK), und schätzungsweise 24 Prozent aller Jungen sind »illegitim«. Bei dem eindringenden Verführer handelt es sich in der Regel um den netten Typen

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