Warum Sex Spass macht
interessant, wie ich es mir erhofft hatte. Außerdem hatte man sich viel Mühe gegeben, auch meine Freizeit zu organisieren: Einkaufen, Vogelbeobachtung, Festessen und Ausflüge zu archäologischen Stätten. Die Person, die für diese meisterhafte Organisation und den ersten wohlklingenden Brief verantwortlich war, erwies sich als Frau. Sie hielt nicht nur auf der Tagung einen ausgezeichneten Vortrag, sondern, war auch äußerst freundlich und eine der schönsten Frauen, denen ich jemals begegnet war.Auf einer der Einkaufstouren, die meine Gastgeberin für mich arrangiert hatte, erstand ich einige Mitbringsel für meine Frau. Die Studentin, die man mir als Fremdenführerin mitgegeben hatte, berichtete offensichtlich meiner Gastgeberin über meine Einkäufe, denn diese kam darauf zu sprechen, als ich beim Festbankett neben ihr saß. Zu meinem Erstaunen erklärte sie. »Mein Mann kauft nie ein Geschenk für mich!« Früher habe sie ihm hin und wieder etwas mitgebracht, aber nachdem er es nie erwiderte, habe sie damit aufgehört. Dann fragte mich einer der Gegenübersitzenden nach meinen Freilandstudien an Paradiesvögeln in Neuguinea. Ich erklärte, die männlichen Paradiesvögel beteiligten sich nie an der Brutpflege, sondern widmeten sich statt dessen dem Versuch, so viele Weibchen wie möglich zu verführen. Und wieder überraschte mich meine Gastgeberin, diesmal mit dem Ausruf: »Genau wie die Männer!« Dann erklärte sie mir, ihr Mann sei viel besser als die meisten Männer, weil er sie in ihrem beruflichen Ehrgeiz unterstütze. Aber die Abende verbringe er meist mit anderen Männern aus seiner Firma, am Wochenende sitze er zu Hause fast immer vor dem Fernseher, und im Haushalt mitzuhelfen und sich an der Betreuung der beiden Kinder zu beteiligen, vermeide er geflissentlich. Immer wieder habe sie ihn um Hilfe gebeten, aber dann habe sie es aufgegeben und eine Haushälterin eingestellt. An dieser Geschichte ist natürlich nichts Ungewöhnliches. Sie ist mir nur deshalb so lebhaft im Gedächtnis geblieben, weil diese Frau so schön, so liebenswürdig und so begabt war – der Mann, der sie heiratete, so hätte man naiverweise meinen können, hätte doch auch später ein Interesse daran haben müssen, möglichst viel Zeit mir ihr zu verbringen. Dennoch hatte meine Gastgeberin es zu Hause viel besser als viele andere Ehefrauen. Als ich mit meinen Arbeiten im Hochland Neuguineas begann, war ich oft sehr wütend, wenn ich erlebte, wie die Frauen dort mißbraucht wurden. Wenn ich auf einem der Dschungelpfade einem Ehepaar begegnete, ging die Frau meist gebückt unter einer gewaltigen Last, bestehend aus Brennholz, Gemüse und einem Säugling, während ihr Mann aufrecht neben ihr schlenderte und nicht mehr trug als Pfeil und Bogen. Die Jagdausflüge der Männer dienten offenbar vorwiegend der Pflege von Männerfreundschaften, und die wenigen Beutetiere wurden sofort im Wald verzehrt. Ehefrauen wurden ohne ihre Zustimmung gekauft, verkauft und verstoßen.
Später jedoch, als ich selbst Kinder hatte und bei Wanderungen über meine Familie wachte, beschlichen mich andere Gefühle, und jetzt konnte ich die Männer in Neuguinea, die neben ihrer Familie herschritten, besser verstehen. Ich bemerkte, wie ich neben meinen Kindern ging und mich ganz darauf konzentrierte, daß sie nicht überfahren wurden, stolperten, wegliefen oder ein anderes Mißgeschick erlitten. Die Väter in den Naturvölkern Neuguineas mußten noch aufmerksamer sein, denn ihre Frauen und Kinder waren weit größeren Gefahren ausgesetzt. Die scheinbar sorglosen Männer, die neben ihrer schwerbeladenen Frau gingen, waren in Wirklichkeit Kundschafter und Beschützer, und die Hände mußten sie frei haben, damit sie schnell zu Pfeil und Bogen greifen konnten, falls Wegelagerer aus einem anderen Stamm auftauchten. Die Jagdausflüge der Männer und die Tatsache, daß Ehefrauen verkauft wurden, empören mich allerdings noch heute. Die Frage, wozu Männer gut sind, klingt vielleicht nach einer witzigen Schlagzeile. Tatsächlich berührt sie in unserer Gesellschaft einen wunden Punkt. Frauen sind immer weniger bereit, die selbstverliehene Rolle der Männer zu ertragen, und haben etwas gegen diejenigen, die für sich selbst besser sorgen als für Frau und Kinder. Für Anthropologen wirft die Frage auch ein großes theoretisches Problem auf. Nach dem Kriterium des Nutzens für Partnerin und Kinder sind die Männchen der meisten Säugetierarten für nichts anderes gut
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