Warum Sex Spass macht
als für das Einspritzen des Samens. Sie trennen sich nach der Kopulation von den Weibchen und lassen sie mit der ganzen mühevollen Arbeit, die Nachkommen zu füttern, zu beschützen und zu erziehen, allein. Männliche Menschen verhalten sich in der Regel oder oft anders: Sie bleiben nach der Kopulation mit der Partnerin und den Kindern zusammen. Die Anthropologen nehmen allgemein an, daß die daraus erwachsenden zusätzlichen Aufgaben der Männer entscheidend zur Evolution der besonders charakteristischen Merkmale unserer Spezies beigetragen haben. Dabei gehen sie von folgenden Überlegungen aus:
Die wirtschaftlichen Funktionen von Männern und Frauen sind in allen überlebenden Kulturen der Jäger und Sammler unterschiedlich; in diese Kategorie gehörten alle menschlichen Kulturen bis zum Aufstieg der Landwirtschaft vor zehntausend Jahren. Die Männer verwenden ausnahmslos mehr Zeit auf die Jagd großer Tiere, während die Frauen häufiger Pflanzen sowie kleine Tiere sammeln und außerdem für die Kinder sorgen. In dieser allgegenwärtigen Unterscheidung sehen die Anthropologen seit jeher eine Arbeitsteilung, die dem Interesse der Kernfamilie dient und deshalb eine vernünftige Strategie für die Zusammenarbeit ist. Männer sind viel besser als Frauen in der Lage, große Tiere zu verfolgen und zu töten – und zwar aus einem naheliegenden Grund: Sie brauchen die Kinder nicht zum Stillen herumzutragen, und außerdem sind Männer im Durchschnitt muskulöser als Frauen. Nach Ansicht der Anthropologen jagen die Männer, um ihre Frauen und Kinder mit Fleisch zu versorgen.
Eine ähnliche Arbeitsteilung hat sich auch in der modernen Industriegesellschaft bis heute erhalten: Nach wie vor widmen viele Frauen der Kinderbetreuung mehr Zeit als die Männer. Die Hauptbeschäftigung der Männer besteht zwar nicht mehr im Jagen, aber immer noch sorgen sie für die Ernährung der Partnerin und der Kinder, indem sie erwerbstätig sind (wie auch die Mehrheit der amerikanischen Frauen). Der Ausdruck »die Brötchen nach Hause bringen« hat also einen tieferen, uralten Sinn.
Die Fleischbeschaffung durch die traditionellen Jäger gilt als charakteristische Tätigkeit männlicher Menschen, die sie nur mit wenigen anderen Säugetierarten gemeinsam haben, beispielsweise mit Wölfen und afrikanischen Wildhunden. Allgemein nimmt man an, sie sei mit anderen verbreiteten Merkmalen menschlicher Kulturen gekoppelt, die uns von unseren Vettern im Tierreich unterscheiden. Insbesondere hat sie damit zu tun, daß Männer und Frauen nach dem Geschlechtsakt in der Kernfamilie verbunden bleiben und daß Menschenkinder (im Gegensatz zu jungen Affen) nach der Entwöhnung von der Muttermilch noch jahrelang nicht in der Lage sind, sich ihre Nahrung selbst zu beschaffen.
Diese Theorie erscheint so naheliegend, daß man ihre Richtigkeit meist für selbstverständlich nimmt. Sie macht über die Jagd der Männer zwei einfache Voraussagen. Erstens: Wenn das Jagen vor allem den Zweck hat, Fleisch für die Familie des Jägers zu beschaffen, müßten die Männer sich einer Strategie bedienen, die möglichst viel Fleisch garantiert. Daher müßten wir beobachten, daß die Männer, die großen Tieren nachstellen, im Durchschnitt mehr Fleisch am Tag erbeuten, als wenn sie kleine Tiere verfolgten. Zweitens: Wir müßten beobachten, daß ein Jäger die Beute zu seiner Frau und seinen Kindern bringt oder sie zumindest eher mit ihnen als mit nichtverwandten Personen teilt. Stimmen diese beiden Voraussagen?
Das Überraschende bei derart grundlegenden Annahmen der Anthropologie ist, daß sie kaum überprüft wurden. Vielleicht weniger überraschend ist, daß dann eine Frau – nämlich die Anthropologin Kristen Hawkes von der University of Utah – bei derartigen Untersuchungen eine Vorreiterrolle spielte. Sie stützte sich dabei insbesondere auf quantitative Messungen der Jagdbeute bei den nördlichen Aché, einem Indianerstamm in Paraguay, wo sie zusammen mit Kim Hill, A. Magdalena Hurtado und H. Kaplan arbeitete. Andere Untersuchungen nahm Hawkes beim Volk der Hadza in Tansania zusammen mit Nicholas Blurton Jones und James O'Connell vor. Betrachten wir zunächst einmal die Befunde bei den Aché.
Die nördlichen Aché waren in der Regel reine Jäger und Sammler, und obwohl sie sich seit den siebziger Jahren in Missionssiedlungen niedergelassen haben und Landwirtschaft betreiben, sind sie weiterhin häufig auf Nahrungssuche im Wald. Nach dem bei Menschen
Weitere Kostenlose Bücher