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Warum Sex Spass macht

Warum Sex Spass macht

Titel: Warum Sex Spass macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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Territoriums. Ihre Patrouillengänge dienen mehreren Zwecken: Sie wollen eingedrungene, rivalisierende Männchen aus Nachbarrevieren aufspüren und vertreiben; sie beobachten, ob sie ihrerseits in ein Nachbarrevier eindringen können; natürliche Feinde, die für Partnerin und Junge eine Gefahr darstellen können, müssen gefunden werden; und die Männchen beobachten jahreszeitliche Schwankungen in der Menge der Nahrung und anderer Ressourcen. Ganz ähnlich halten auch menschliche Jäger nicht nur nach Wild Ausschau, sondern sie achten gleichzeitig auf mögliche Gefahren und günstige Gelegenheiten für den übrigen Stamm. Darüber hinaus bietet die Jagd eine Möglichkeit zum Trainieren der kämpferischen Fähigkeiten, mit deren Hilfe die Männer ihren Stamm gegen Feinde verteidigen. Diese Funktion der Jagd ist sicher wichtig. Man muß aber fragen, welche Gefahren die Jäger im einzelnen zu erkennen versuchen und wessen Interessen sie dabei verfolgen. Löwen und andere große Raubtiere sind zwar in manchen Gegenden tatsächlich eine Gefahr für die Menschen, aber die bei weitem größte Bedrohung geht für die traditionellen Gesellschaften der Jäger und Sammler überall auf der Welt von den Jägern rivalisierender Stämme aus. Die Männer solcher Kulturen waren immer wieder an kurzfristigen Kriegen beteiligt, deren Ziel die Tötung der Männer anderer Stämme war. Die gefangenen Frauen und Kinder des unterlegenen Stammes wurden entweder umgebracht oder als Ehefrauen und Sklaven vereinnahmt. Im schlimmsten Fall kann man also die Ansicht vertreten, die herumstreifenden Gruppen männlicher Jäger handelten im eigenen genetischen Interesse und auf Kosten rivalisierender Männergruppen. Bestenfalls kann man in ihnen auch Beschützer der Frauen und Kinder sehen, vor allem im Hinblick auf die Gefahren, die von anderen Männern ausgehen. Aber selbst im zweiten Fall halten Schaden und Nutzen, die eine Gesellschaft durch die erwachsenen Männer und ihre Wanderungen erfährt, einander fast die Waage.
    Damit waren meine fünf Versuche, die Bemühungen der Großwildjäger bei den Aché als edlen männlichen Beitrag zum Wohlergehen ihrer Frauen und Kinder zu deuten, ausnahmslos fehlgeschlagen. Dann erinnerte Kristen Hawkes mich an weitere schmerzliche Wahrheiten: Ein Aché-Mann bezieht (im Gegensatz zu Frau und Kindern) außer der Nahrung, die in seinen Magen wandert, noch ganz andere Vorteile aus dem Töten.
    Zunächst einmal ist außerehelicher Sex bei den Aché – wie bei anderen Menschen – nichts Ungewöhnliches. Als man mehrere Dutzend Aché-Frauen nach möglichen Vätern (Sexualpartnern um den Zeitpunkt der Empfängnis) ihrer insgesamt 66 Kinder fragte, nannten sie im Durchschnitt 2,1 Männer je Kind. Unter einer Gruppe von 28 Männern benannten die Frauen dabei gute Jäger häufiger als schlechte, und gute Jäger waren nach ihren Berichten auch die Väter von mehr Kindern.
    Um die biologische Bedeutung des Ehebruchs zu verstehen, sollten wir uns noch einmal an Kapitel 2 erinnern: Aufgrund der dort erörterten Tatsachen der Fortpflanzungsbiologie ergibt sich zwischen den Interessen von Männern und Frauen ein grundlegendes Ungleichgewicht. Zur Fortpflanzungsleistung einer Frau trägt es nichts bei, wenn sie mehrere Sexualpartner hat. Sobald eine Frau von einem Mann befruchtet wurde, kann Sex mit einem anderen mindestens neun Monate lang nicht zu weiteren Kindern führen, und in einer Kultur von Jägern und Sammlern mit der verlängerten Laktationsamenorrhoe dauert dieser Zustand sogar mehrere Jahre. Ein ansonsten treuer Ehemann dagegen kann in den wenigen Minuten des Ehebruchs die Zahl seiner Nachkommen verdoppeln.
    Vergleichen wir nun einmal die Fortpflanzungsleistung von Männern, die bei der Jagd zwei verschiedene Strategien verfolgen – Hawkes spricht von der »Versorger«- und der »Angeber-Strategie. Der Versorger ist auf Lebensmittel mit mäßig hohem, aber vorhersehbarem Ertrag aus, zum Beispiel auf Palmenstärke und Ratten. Der Angeber jagt große Tiere; da er immer erst nach vielen erfolglosen Tagen gelegentlich auf eine Goldgrube stößt, ist die mittlere Ausbeute geringer. Der Versorger bringt im Durchschnitt den größten Teil der Nahrung nach Hause zu Frau und Kindern, erzielt aber nie so große Überschüsse, daß er auch noch andere ernähren kann. Der Angeber liefert im Durchschnitt weniger bei Frau und Kindern ab, hat aber hin und wieder soviel Fleisch übrig, daß er es mit anderen teilen kann. Wenn

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