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Warum Sex Spass macht

Warum Sex Spass macht

Titel: Warum Sex Spass macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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Kindes-, Eltern- oder Geschwistermord. Biologen erklären solche Konflikte durch theoretische Berechnungen auf der Grundlage von Genetik und Ökologie, aber jeder von uns kennt sie auch ganz ohne solche Berechnungen aus eigener Erfahrung. Interessenkonflikte zwischen engen Blutsverwandten oder Eheleuten sind die häufigsten, quälendsten Tragödien in unserem Leben.
    Inwieweit sind solche Schlußfolgerungen allgemeingültig? Hawkes und ihre Kollegen untersuchten nur zwei Völker von Jägern und Sammlern, nämlich die Aché und die Hadza. Ihre Erkenntnisse harren noch der Bestätigung bei anderen Stämmen. Die Antwort wird sicher von Gruppe zu Gruppe und auch von Mensch zu Mensch unterschiedlich ausfallen. Aufgrund meiner eigenen Erfahrungen aus Neuguinea vermute ich, daß ihre Befunde dort eher noch stärker zutreffen. In Neuguinea gibt es nur wenige große Tiere, die Jagdbeute ist gering, und die Taschen bleiben oft leer. Einen großen Teil des Fanges essen die Männer sofort im Urwald, und wenn sie ein großes Tier nach Hause bringen, wird das Fleisch mit allen geteilt. Wirtschaftlich ist die Jagd in Neuguinea kaum zu rechtfertigen, aber sie bringt den erfolgreichen Jägern offenkundig Nutzen in Form eines höheren Ansehens.
    Welche Bedeutung haben Hawkes' Erkenntnisse für unsere eigene Gesellschaft? Manch einer wartet vielleicht schon sehnsüchtig darauf, daß ich diese Frage stelle und dann zu dem Schluß gelange, daß amerikanische Männer kaum zu etwas gut sind. Diese Schlußfolgerung ziehe ich natürlich nicht. Ich erkenne an, daß viele (die meisten? die allermeisten?) Amerikaner treue Ehegatten sind, die mit harter Arbeit ihr Einkommen zu steigern versuchen, dieses Einkommen ihrer Frau und ihren Kindern zukommen lassen, sich um die Kinder kümmern und nicht fremdgehen.
    Aber leider treffen die Beobachtungen bei den Aché auch in unserer Gesellschaft zumindest auf manche Männer zu. Manche Amerikaner verlassen tatsächlich Frau und Kinder. Der Anteil geschiedener Männer, die sich ihrer gesetzlichen Unterhaltspflicht für die Kinder entziehen, ist beschämend hoch, so daß sogar der Staat sich allmählich darum kümmert. Alleinerziehende sind in den Vereinigten Staaten gegenüber gemeinsam erziehenden Eltern in der Überzahl, und meist handelt es sich dabei um Frauen.
    Unter den Männern, die verheiratet bleiben, denken, wie wir alle wissen, manche ebenfalls mehr an sich selbst als an Frau und Kinder: Sie wenden Zeit, Geld und Energie auf, um fremdzugehen oder sich männliche Statussymbole und Aktivitäten zuzulegen. Zu diesen typisch männlichen Beschäftigungen gehören Autos, Sport und Alkoholkonsum. Viele Brötchen werden da nicht mehr nach Hause gebracht. Ich behaupte nicht, ich hätte gemessen, welcher Anteil amerikanischer Männer eher als Angeber denn als Versorger einzustufen ist, aber der Anteil der Angeber ist offenbar nicht gerade gering.
    Selbst bei fleißig arbeitenden Paaren hat sich in Untersuchungen der Zeiteinteilung gezeigt, daß berufstätige Amerikanerinnen im Durchschnitt doppelt soviel Zeit für ihre Pflichten (gemeint sind Beruf, Kinder und Haushalt) aufwenden wie ihre Männer, und das, obwohl Frauen im Durchschnitt für die gleiche Tätigkeit schlechter bezahlt werden. In der gleichen Untersuchung sollten amerikanische Ehemänner schätzen, wie viele Stunden sie selbst und ihre Frau für Haushalt und Kinder aufwenden; wie sich herausstellte, schätzen Männer in der Regel den eigenen Aufwand zu hoch und den der Frau zu niedrig. Noch geringer ist der Beitrag der Männer zu Haushalt und Kinderversorgung nach meinem Eindruck in anderen Industrieländern, beispielsweise in Australien, Japan, Korea, Deutschland, Frankreich und Polen, um nur einige zu nennen, die ich zufällig gut kenne. Das ist der Grund, warum die Frage, wozu Männer gut sind, in unserer Gesellschaft wie unter den Anthropologen weiter diskutiert wird.

Weniger ist mehr
Die Evolution der Wechseljahre
    Die meisten Wildtiere sind bis zu ihrem Tod oder zumindest bis kurz davor fruchtbar. Genauso ist es bei Männern: Manche von ihnen werden zwar in verschiedenen Lebensaltern und aus verschiedenen Gründen mehr oder weniger unfruchtbar, aber ein allgemeines Ende der Fruchtbarkeit in einem bestimmten Alter gibt es nicht. Wir kennen unzählige gut belegte Fälle, in denen alte Männer, darunter ein Vierundneunzigjähriger, Vater wurden.
    Bei Frauen dagegen nimmt die Fruchtbarkeit ungefähr ab dem 40. Lebensjahr rapide ab, und

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