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Was am Ende bleibt

Was am Ende bleibt

Titel: Was am Ende bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Fox
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Gefallen, um den ein Schriftsteller die Gesellschaft bittet, die Freiheit des Ausdrucks ist, sind die Dichter und Schriftsteller eines Landes oft diejenigen, die in Zeiten religiösen oder politischen Fanatismus zur Stimme des Gewissens werden müssen. Besonders stark ist die oppositionelle Aura der Literatur in Amerika, wo der geringe Status der Kunst dazu beiträgt, dass aus kindlichen Resistenzlesern höchst entfremdete erwachsene Schriftsteller werden. Mehr noch: Da Geldverdienen in unsererKultur schon immer von zentraler Bedeutung war und Großverdiener selten besonders interessant sind, finden sich die unvergesslichsten Figuren der US-amerikanischen Literatur von jeher eher am Rand der Gesellschaft angesiedelt: Huck Finn und Janie Crawford, Hazel Motes und Tyrone Slothrop. Nicht zuletzt wird eine oppositionelle Haltung in einem Alter ausgebildet, in dem schon der Griff zu einem Roman nach dem Essen eine Art kulturelles
Je refuse!
ist.
    Allzu leicht wird daher vergessen, wie häufig gute Künstler zu allen Zeiten betont haben, dass, um mit Auden zu sprechen, «Kunst nichts bewirkt». Allzu leicht gelangt man von dem Wissen, dass der Roman eine Wirkung haben
kann
, zu der Überzeugung, dass der Roman eine Wirkung haben
muss
. Nabokov fasste das politische Programm, das sich von jedem Schriftsteller unterschreiben lässt, ziemlich treffend zusammen: keine Zensur, gute Allgemeinbildung, keine Porträts von Staatsoberhäuptern, die größer sind als eine Briefmarke. Gehen wir auch nur einen Schritt darüber hinaus, streben unsere Vorstellungen schon radikal auseinander. Was sich als der uns alle einende Glaube herausdestilliert, ist nicht, dass der Roman etwas verändern, sondern dass er etwas
bewahren
kann. Das, was bewahrt wird, hängt vom jeweiligen Schriftsteller ab; es kann etwas so Privates wie «Meine interessante Kindheit» sein. Doch in dem Maße, wie die Massenkultur das Land durch immer mehr Zerstreuung fasziniert, werden die Hürden selbst für Autoren, deren oberstes Ziel es ist, einen Lehrauftrag zu ergattern, immer höher. Ob sie sich darüber Gedanken machen oder nicht: Schriftsteller bewahren eine Tradition der präzisen, ausdrucksstarken Sprache, die Kunst, durch Oberflächen hindurch in Inneres zu blicken, vielleicht die Einsicht, dass private Erfahrung und öffentlicher Kontext sich unterscheiden und doch durchdringen, vielleicht Mysterien, vielleicht Gewohnheiten. Vor allem aber bewahren sie eine Gemeinschaft von Lesenden und Schreibenden, und die Mitglieder dieserGemeinschaft erkennen einander daran, dass ihnen nichts auf der Welt als einfach erscheint.
    Shirley Heath gebraucht das nüchterne Wort «Unvorhersehbarkeit», um diese Komplexitätsgewissheit zu beschreiben; Flannery O’Connor nannte es «Mysterien». In
Was am Ende bleibt
formuliert Paula Fox es so: «Im Panzer des Alltagslebens und seinen flüchtigen Kompromissen vor sich hin zu funktionieren war Anarchie.» Für mich ist das Wort, das die Sicht des Schriftstellers auf die Welt am besten trifft,
tragisch
. In Nietzsches Beschreibung der «Geburt der Tragödie», die als Theorie, warum die Menschen traurige Geschichten mögen, nach wie vor ziemlich unschlagbar ist, wird eine anarchische «dionysische» Einsicht in die Düsternis und Unvorhersehbarkeit des Lebens mit einer «apollinischen» Klarheit und Schönheit der Form so verknüpft, dass sich daraus eine Erfahrung herleitet, die in ihrer Intensität religiös ist. Selbst für Menschen, die an nichts glauben, was sie nicht mit eigenen Augen sehen können, vermag die formalästhetische Darstellung menschlichen Elends (auch wenn wir Schriftsteller leider zu Recht wegen unseres allzu freizügigen Gebrauchs des Worts verspottet werden) erlösend zu sein.
    In
König Ödipus
lassen sich verschiedene Lehren finden –«Höre auf Orakel» etwa oder «Erwarte das Unerwartete» oder «Heirate in Eile, bereue mit Weile» –, und dass es sie gibt, nährt in uns den Glauben an eine Ordnung, die dem Universum zugrunde liegt. Aber was Ödipus menschlich macht, ist, dass er natürlich nicht auf das Orakel hört. Und obwohl Sophie Bentwood zweieinhalbtausend Jahre später nicht versuchen «sollte», sich von der tollwütigen Gesellschaft um sie herum abzuschotten, versucht sie es natürlich doch. Dann allerdings, schreibt Fox, passiert das: «Wie rasch wurde die Hülse des Erwachsenenlebens, seine
Wichtigkeit
, durch den Stoß von etwas zertrümmert, was ganz plötzlich wirklich und dringend

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