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Was danach geschah

Was danach geschah

Titel: Was danach geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Kimmel
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der über Datteln und ihre Bedeutung nachgedacht hatte, war athletisch gebaut und reagierte tapfer. Er überwältigte den Mann und drückte ihn auf den Boden.
    »Du arabisches Schwein!«, schrie er ihn auf Hebräisch an. »Du elender Dreckskerl!«
    Der Mann spuckte Elon ins Gesicht. » La ilaha illa ’llah «, sagte er und zündete die Bombe, die er um seine Hüfte trug.
    Luas umarmt Elon, der unkontrolliert schluchzt, weil er gerade erkannt hat, dass es sein eigenes Blut ist, das aus den klaffenden Wunden an seinem Bauch strömt. Luas führt Elon fort zu einem Haus, das er für dasjenige außerhalb von Moskau hält, in dem er aufwuchs und in dem er von einem liebevollen Geist umsorgt wird, den er für die Seele seiner Mutter hält, die zehn Jahre zuvor an Krebs starb. Elon bemerkt beim Verlassen der Bahnhofshalle nicht, dass auf der nächsten Bank der Araber sitzt, der ihn und sich selbst mit einer Bombe die Gleise entlang zum Bahnhof von Schemaja befördert hat. Ich sehe auch die letzten Momente dieses Mannes, ich erkenne sein Gesicht und seine Gedanken. Samar Mansour dachte nicht über Fahrgäste oder Datteln nach, als er den Schnellbus Nr. 35 nach Haifa bestieg. Er sah nicht einmal die Gesichter um sich herum. Er sah nur israelische Soldaten, die auf palästinische Kinder schossen.
    Am Tag zuvor war es heiß gewesen in Ramallah, und die Gäste in dem Café waren gereizt wegen der Hitze, den erniedrigenden Grenzkontrollen der Israelis und weil sie in ihren Stadtvierteln wie Tiere eingepfercht waren. Als Samar Mansour die Schüsse hörte, rannte er die abgesperrte Straße hinauf und in die Schusslinie hinein, um bei Bedarf zu helfen. Kinder, die Steine auf die israelischen Soldaten geworfen hatten, rannten auf ihn zu, doch als er ankam, lagen drei Jungs in Blutlachen auf dem Boden. Die israelischen Soldaten richteten von den Mauern und Dächern aus ihre Gewehre auf die Menge. Samar hob einen der verletzten Jungs vom Boden auf und trug ihn zum eintreffenden Krankenwagen. Der Junge war mit einer Wunde am Bein nicht schwer verletzt. Samar versuchte, ihn zu trösten.
    Auch die beiden anderen verletzten Jungs wurden zum Krankenwagen gebracht. Hinter Samar versuchte eine Frau, zu einem von ihnen durchzukommen. »Hanni! Hanni!«, kreischte sie. Samar erkannte sofort, dass der Kleine tot war. Militärmunition richtet im Körper eines Kinder unaussprechliche Gewalt an.
    In diesem Moment änderte sich etwas in Samar Mansour. Er dachte an seinen Vater, der von Israelis zum Waisen gemacht und gezwungen worden war, die Taschen eines amerikanischen Archäologen zu tragen, um zu überleben. Er dachte an seinen Holocaust-Dokumentarfilm, der nichts bewirkt hatte, und an seine Theorien, die niemanden befreit hatten. Er dachte an Hanni, den kleinen Jungen, der in Ramallah ein Leben voller Elend geführt hatte, und an Hannis Mutter, die nie wieder diese schrecklichen Bilder ihres Sohnes vergessen würde.
    Luas kehrt in die Bahnhofshalle zurück, nachdem er Elon Kaluzhsky bei dessen Mutter abgegeben hat, und setzt sich neben Samar auf die Bank.
    »Willkommen in Schemaja«, begrüßt er ihn. »Ich heiße Luas.«
    Wie Elon versucht auch Samar, seine Wunden zu leugnen und zu verbergen, doch eigentlich lässt sich bei ihm nichts mehr verbergen. Nur noch der Kopf und einige Fleischfetzen und Knochen, die in sich zusammengesunken auf der Bank liegen, sind übrig. Doch in seiner Vorstellung ist Samar noch vollständig. Luas lächelt ihn an, als wollte er sagen: Ja, mein Sohn, ich kann es sehen. Ich kann sehen, wovor du aus Angst die Augen verschließt, aber ich werde so tun, als hätte ich es nicht bemerkt.
    Auf der anderen Seite des Bahnhofs von Schemaja rollt Gautama seine Kugel auf einen muskulösen Mann zu, der allein auf einer Bank sitzt. Ich erkenne ihn als Tim Shelly. Er ist mit Schweiß bedeckt und trägt keine Hose, so wie ich ihn zuletzt im Pilzhaus sah. Die Oberfläche der Kugel ändert sich, aber ich kann nicht hinsehen.
    »Die Entscheidung liegt bei dir, meine Tochter«, ruft Gautama mir zu. »Du stehst vor den Türen wie alle Menschen, die vor dir gekommen sind und nach dir kommen werden. Für welche Tür wirst du dich entscheiden?«

43
    Ich erinnere mich nicht mehr.
    Waren meine Augen blau wie der Himmel oder braun wie ein frisch bestellter Acker? Umspielten Locken mein Kinn, oder fiel mein Haar schwer über meine Schultern? War meine Haut hell oder dunkel? War ich kräftig oder dünn? Trug ich maßgeschneiderte

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