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Was der Nachtwind verspricht

Was der Nachtwind verspricht

Titel: Was der Nachtwind verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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dafür.
    »Simeon war wie ich ein toleranter Mann. Er bewunderte Offenheit, verspottete Heuchelei und war ganz gewiss kein Snob. Es ist durchaus nicht unrealistisch zu glauben, dass sein Sohn diese Eigenschaften geerbt hat.«
    »Hast du mir nicht auch irgendwann einmal erzählt, dass dein Freund ein Schürzenjäger war?«
    Daran muss te Anna sich natürlich erinnern. »Simeon hat seine Frau eben nicht geliebt«, erklärte er. »Ihre Ehe ist arrangiert worden.«
    Anna warf ihm einen scharfen Blick zu. »Und genau das willst du seinem ahnungslosen Sohn aufdrängen - eine arrangierte Ehe. Du glaubst doch wohl nicht, dass der Sohn ein treuerer Ehemann sein wird als sein Vater oder dass Alex nicht auf völliger Treue bestehen wird? Du weißt, wie besitzergreifend sie mit allem ist, was ihr gehört.«
    Konstantin wurde knallrot. »Verdammt, Anna, das ist doch überhaupt nicht das gleiche! Ich erwarte, oder hoffe zumindest, dass die Kinder sich ineinander verlieben. Wenn Simeon seine Frau nur ein bisschen geliebt hätte, wäre er ihr treu gewesen. Und das erwarte ich auch von seinem Sohn.«
    »Aber das ist doch gerade das Problem. Wenn. Du setzt alle deine Hoffnungen auf dieses >wenn<, dabei kennst du den jungen Mann doch überhaupt nicht. Und was das angeht, er ist ja gar nicht so jung, wenn er etwa sechs Jahre älter als Alex ist. Er müsste jetzt einunddreißig sein. Mit ziemlicher Sicherheit ist er bereits verheiratet.«
    »Das ist er nicht.«
    »Woher weißt du das?«
    »Bohdan kam durch Kardinien, nachdem er dem österreichischen Grafen das bestellte Fohlen geliefert hatte. Bohdan wusste , dass ich auf Neuigkeiten von den Petroffs erpicht bin.«
    Sie gab ihm mit einem Achselzucken recht. »Er ist also nicht verheiratet, aber du kannst nicht leugnen, dass er alt genug ist, um zu wissen, was er will, und seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Was bringt dich zu der Annahme, dass er eine Verlobung mit einer ihm unbekannten Frau anerkennt, nur weil sie vielleicht von seinem Vater arrangiert wurde? Er ist kein Kind mehr, das tut, was sein Vater ihm befiehlt, selbst wenn sein Vater noch am Leben wäre. Und noch etwas: Werden sich die Petroffs nicht darüber wundern, dass sie nach Simeons Tod kein Exemplar dieses Vertrages bei seinen Papieren gefunden haben?«
    »Vielleicht, aber ich habe ein Exemplar, das ich dem jungen Grafen zeigen werde, wenn er hier eintrifft. Er wird doch die Unterschrift seines Vaters nicht anzweifeln.«
    »Du hast seine Unterschrift gefälscht?«
    »Das war nicht schwierig, ich muss te nur ein bisschen üben. Was den Grafen und Alex betrifft, die die Verlobung akzeptieren müssen ...« Konstantin brach ab, dann fügte er mit beinahe trostloser Stimme hinzu: »Letzten Endes wird es eine Frage der Ehre sein. Selbst wenn ich mein Exemplar des Vertrages nicht mehr finden könnte, wären die beiden doch daran gebunden.«
    »Und wenn dein Kardinier keine Ehre hat?«
    »Er ist Simeons Sohn«, sagte Konstantin, als ob das genügte, um seine Zuversicht zu erklären.
    Anna seufzte. Es war offensichtlich, dass sie auch mit weiteren Worten nichts ausrichten konnte. Diese elende Starrköpfigkeit der Rubliows. Sie war bei allen Rubliows zu finden, aber bei keinem so stark ausgeprägt wie beim Vater - und der jüngsten Tochter. Einmal angefacht, kam nichts dagegen an.
    Obwohl Konstantin sein schlechtes Gewissen plagte, würde er sich mit aller Macht an dem Motiv für seine Tat festklammern. Er wollte, dass seine Tochter glücklich war.
    Anna konnte ihm nicht verdenken, dass er für seine Tochter das wollte, was alle Eltern für ihre Kinder wollten, aber Glück war für jeden etwas anderes. Nach den acht Jahren ihres Zusammenlebens und nachdem sie mehrere Dutzend Heiratsanträge von ihm abgelehnt hatte, sollte er inzwischen doch erkannt haben, dass die Ehe nicht das erklärte Ziel einer jeden Frau war.
    Sie legte sanft ihre Hand auf seinen Arm, entschlossen, ihm wenigstens das deutlich zu machen. »Vielleicht ist dir noch nicht aufgefallen, dass Alex alles andere als unglücklich ist. Sie genießt die Freiheiten, die du ihr gestattest. Es macht ihr so viel Freude, mit den Pferden zu arbeiten. Ein Ehemann würde ihr das niemals erlauben. Sie hat Freunde hier. Und sie betet dich an - wenn ihr beiden nicht gerade streitet. Ehrlich gesagt, ich glaube, sie genießt eure Streitereien sogar. Hast du denn noch nie daran gedacht, dass Alex vielleicht nicht für die Ehe geschaffen ist? Die Ehe würde sie ganz sicher

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