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Was der Nachtwind verspricht

Was der Nachtwind verspricht

Titel: Was der Nachtwind verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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verfolgten.
    Seine Augen waren fest zusammengekniffen, als er hinzufügte: »Sie gewinnt immer - und ich wünschte, du würdest sie nicht so nennen. Das ermuntert sie noch dazu, den Wildfang zu spielen.«
    Seine langjährige Geliebte erwiderte nichts, aber nach einer Weile spürte er, wie sich ihre Brüste an seinen Rücken drückten und ihre Arme sich um seine Mitte schlangen. »Du kannst jetzt wieder hinsehen, mein Schatz. Sie hat sich nicht den Hals gebrochen.«
    »Gott sei Dank!« flüsterte er. Dann überkam ihn der Zorn, denn sein Schrecken war nicht geringer als sonst auch gewesen. »Dieses Mal werde ich sie verprügeln, das schwöre ich.«
    Anna schmunzelte. »Das sagst du immer, aber du tust es nie. Und außerdem würden die drei Razins dich daran hindern.«
    »Dann werde ich eben ihren Vater holen. Ermak tut alles, worum ich ihn bitte.«
    »Ausgenommen, diesem reizenden Kind auch nur ein Haar zu krümmen. Er betet Alex genauso an wie du.«
    Seufzend drehte sich Konstantin um und nahm sie in seine Arme. »Anna, mein Schatz, das >reizende Kind< ist fünfundzwanzig Jahre alt - zu alt für die Torheiten, die wir gerade gesehen haben. Das weißt du so gut wie ich. Sie sollte verheiratet sein und Babys haben. Was das betrifft, hatten ihre beiden Schwestern keinerlei Probleme. Lydia hat mir fünf Enkeltöchter geschenkt. Elizabeta hatte drei, als sie Witwe wurde. Warum nur habe ich meine jüngste Tochter nicht verheiraten können?«
    Anna hielt es für klüger, Alexandras geradezu schockierende Offenheit nicht zu erwähnen, die einen Skandal verursacht und Zar Nikolaus veranlasst hatte, sie inoffiziell aus St. Petersburg zu verbannen. Sie hatte Angst, dass sie anfangen würde zu lachen, wenn sie Konstantin darauf ansprach - so wie immer, wenn sie an die Szene bei dem Diner der Romanowskys dachte. Prinzessin Olga hatte sich bei den ungefähr zwanzig Gästen, die in ihrer Nähe saßen, bitter darüber beklagt, dass sie, sosehr sie sich auch bemühte, in dieser Saison immer dicker wurde.
    Hilfsbereit hatte ihr Alexandra daraufhin den völlig ernstgemeinten Ratschlag gegeben: »Madame, wenn Ihr aufhören würdet, Euren Mund mit Blinis und Sauerrahm vollzustopfen, könntet Ihr vielleicht ein oder zwei Pfund abnehmen.«
    Da die Prinzessin gerade in diesem Augenblick dabei war, ihren Mund mit eben diesen Dingen vollzustopfen, war es nicht verwunderlich, dass mit einem Mal viele der Gäste in ihre Servietten zu husten begannen oder sich unter den Tisch beugten, wo sie etwas suchten, das sie angeblich hatten fallen lassen, um so ihr Gekicher zu verbergen. Anna, die damals Alexandras Anstandsdame gewesen war, fand es selbst ungemein komisch. Olga Romanowsky jedoch nicht. Gleich am nächsten Tag war sie mit ihren Klagen schnurstracks zum Zaren geeilt, von dem sie vermutlich Alexandras sofortige Exekution verlangt hatte. Anna hielt es für eine glückliche Wendung, dass der Zar an Konstantin lediglich die höfliche Bitte richtete, seine Tochter wieder zurück auf seinen Landsitz zu bringen, wo sie mit ihrer eigenwilligen Zunge nur die Bauern und sonst niemanden brüskieren konnte.
    Unglücklicherweise hatte Alexandra aus ihrem Fehler nichts gelernt. Ihre Direktheit war weder in der nächsten Saison in Moskau noch später in Kharkow zu zügeln, und schon gar nicht in der Nähe ihrer Heimat, in Kiew. Sie hatte es mühelos fertiggebracht, aus sich selbst einen gesellschaftlichen Paria zu machen. Und mehr als einmal vermutete Anna, dass sie das nicht in völliger Ignoranz oder aus reinem Zufall getan hatte. Schließlich war Alexandra ein sehr intelligentes Mädchen, und sie hatte nach ihrer ersten katastrophalen Saison in St. Petersburg gestanden, dass sie sich in den Ehrenwerten Christopher Leighton verliebt hatte, den sie dort kennengelernt hatte. Diesen Mann und keinen anderen würde sie heiraten. Wenn sie dafür sorgte, dass in der Zwischenzeit kein anderer junger Mann um ihre Hand bitten würde, konnte sie unbehelligt auf ihren zögerlichen Engländer warten. Und genau das war geschehen, ob Alexandra es nun beabsichtigt hatte oder nicht.
    Was Konstantins Frage anging, so beschloss Anna, ihn an den Mann zu erinnern, der vor so vielen Jahren das Herz seiner Tochter geraubt hatte. »Du glaubst doch nicht, dass sie immer noch auf diesen englischen Diplomaten wartet, oder doch?«
    Konstantin schnaubte empört. »Nach sieben langen Jahren? Das ist doch lächerlich.«
    »Aber er hat das Land erst vor drei Jahren verlassen«,

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