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Was der Winter verschwieg (German Edition)

Was der Winter verschwieg (German Edition)

Titel: Was der Winter verschwieg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Karriere verloren hatte, musste ihrem Leben eine neue Richtung geben.
    „Ich habe ihnen noch nichts gesagt. Nur dass es mir gut geht und ich nach Hause komme. Sie wissen nicht, dass ich vorhabe zu bleiben.“
    „Du bist verrückt. Jetzt ist es offiziell.“ Tariq fing an, ihr zur Hand zu gehen, legte Hosen zusammen und stapelte sie fein säuberlich in ihrer übergroßen Louis-Vuitton-Tasche.
    „Wenn ich ihnen sage, dass ich nach Avalon ziehe, denken sie, dass irgendetwas nicht stimmt.“
    „Womit sie ja recht hätten. Du hast den Verstand verloren.“
    „Nein, hör zu, ich habe einen Plan. New Yorker Freunde von mir, die Wilsons, haben ein Häuschen am See, das sie nur im Sommer nutzen. Sie haben es mir den Winter über angeboten. Also habe ich schon mal ein Dach über dem Kopf.“
    „In Mayberry.“
    „Avalon, aber das ist das Gleiche.“
    „Und da machst du dann … was? Du möchtest deinen Kindern wieder näherkommen, okay. Aber ist das eine Vollzeitbeschäftigung?“
    Sie steckte ihren Schmuck in eine Seitentasche des Koffers. Der kleine Beutel mit den geschmackvollen Ohrringen und Armreifen ließ sie an die Unterhaltung mit Brooks Fordham denken, als sie ihm erzählt hatte, dass sie nichts besitzen wollte, das durch Ausbeutung oder Zwangsarbeit hergestellt worden war. „Ich weiß es nicht“, erwiderte sie aufrichtig. „Ich habe es noch nie gemacht.“
    „Und warum willst du das jetzt ändern?“, fragte er sie, ohne das kleinste Anzeichen von Ironie.
    „Weil ich es nie gehabt habe“, erwiderte sie. „Weil Teil einer Gemeinschaft zu sein für mich ein völlig neues Konzept ist, von dem ich glaube, dass es an der Zeit ist, es auszuprobieren. Denn unter der Oberfläche dieses Juraroboters, den du vor dir siehst, schlägt auch ein Herz.“
    Sie und Tariq gingen in die kleine Ecke im Wohnzimmer, die als ihr Büro diente. Auch hier gab es außer ihrem Laptop und einer Pinnwand, an die sie ein paar Sachen geheftet hatte, kaum persönliche Dinge. „Meine Schurkengalerie“, sagte sie. „All das gehört jetzt dir.“
    Die Gesichter der Kriegsherren waren die letzten zwei Jahre über ihr Antrieb gewesen. Der Plan war, jedem von ihnen vor dem internationalen Gericht den Prozess zu machen. Die Menschen an ihrer Pinnwand repräsentierten das Schlimmste, was es auf der Welt gab – Männer, die Kinder zu Soldaten machten, sexuelle Folter ausübten, Sklaverei betrieben. Sie nahm jedes Bild einzeln herunter und überreichte es Tariq feierlich.
    „Das war’s dann.“ Sie schob ihren Laptop in die Tasche. „Du wirst Großes erreichen.“
    „Und du kehrst dem Großen den Rücken.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe meiner Ehe und meiner Familie den Rücken gekehrt. Die Ehe kann ich nicht mehr retten, aber meine Familie braucht mich immer noch.“ Das glaubte, ja, hoffte sie zumindest. Sie hatten gelernt, auch ohne sie auszukommen. Vielleicht war es in Wahrheit so, dass
sie
ihre Familie brauchte.
    „Ich habe dich noch nie vor etwas davonlaufen sehen“, bemerkte Tariq. „Das sieht dir gar nicht ähnlich.“
    „Oh nein, das ist es ganz und gar nicht. Wenn es um mein berufliches Leben geht, um Fälle von Völkermord, hast du recht. Seit der Highschool habe ich mich für Gerechtigkeit stark gemacht. In meinen Privatleben war ich allerdings das vollkommene Gegenteil. Aber nun weiß ich: Man kann nicht vor sich selbst davonlaufen. Es hat mich nur zwanzig Jahre und ein paar Stunden mit einer Handvoll Terroristen gekostet, um das herauszufinden.“
    Sie atmete tief durch und schaute sich in der Wohnung um. Wenn man sich ihre Kisten und Taschen wegdachte, war sie so unpersönlich wie ein Hotelzimmer.
    In wenigen Stunden wäre sie auf dem Weg zurück zu ihrer Familie. Es war verrückt, an einen Ort zu ziehen, an dem die Bellamys seit Generationen verwurzelt waren, wo ihr Exmann sich ein neues Leben mit seiner neuen Frau aufgebaut hatte. Und doch war es auch der Ort, an dem ihre Kinder lebten, und sie hatte vor, von nun an für sie da zu sein. Sie hoffte von ganzem Herzen, dass es dafür noch nicht zu spät war.

5. TEIL
    Februar
    Ein Hoch auf den Schnee – den treibenden
    Schnee; Schöner und weicher als das Haar einer Fee;
    Das Gedankentier schleicht hier einher
    Auf dem zarten Teppich, so weiß, so schwer.
    Eliza Cook, englische Dichterin
     
    Frühstücksmuffins aus der Sky River Bakery
    Da es sich um ein Originalrezept aus Polen handelt, sind die Mengen in Tassen angegeben. Suchen Sie sich zu Hause einfach

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