Was der Winter verschwieg (German Edition)
von getrocknetem Blut auf dem einen. Mit einem feuchten Tuch wischte sie es ab, so gut es ging. Dann schlüpfte sie in ihre hochhackigen Stiefel, was zusammen mit ihrem dünnen Nachthemdchen eine gewagte Kombination ergab.
Gib mir noch eine Peitsche und eine Kette, und ich bin die Domina, von der du immer geträumt hast.
Sie zog einen weichen, selbst gehäkelten Überwurf von dem Schaukelstuhl und legte ihn sich um die Schultern.
Der Welpe stieß ein kleines Fiepen aus und pinkelte auf den Boden.
„Um Himmels willen.“ Hilflos schaute Sophie zu, wie sich der dunkle Fleck auf dem Teppich vor der Tür ausbreitete. Jetzt erinnerte sie sich wieder daran, wieso sie mit Welpen nichts zu tun haben wollte. Schnell rollte sie den Teppich locker zusammen und hielt ihn am ausgestreckten Arm von sich. So machte sie sich auf den Weg nach unten, vorbei an der verblichenen Rosentapete und den Bleiglasfenstern auf dem Treppenabsatz. Der Welpe folgte ihr treu ergeben, sprang von Stufe zu Stufe und hätte unten beinahe eine Bruchlandung hingelegt. Er wirkte unverletzt und behielt seine Aufmerksamkeit ungebrochen auf Sophie gerichtet, wie ein Gänseküken, das dem Erstbesten folgte, was es nach dem Schlüpfen aus dem Ei sah. Trotz des Teppichs in ihrer Hand konnte Sophie sich ein Lächeln nicht verkneifen. Genau genommen war der „Unfall“ ihr Fehler gewesen. Der Hund war doch noch ein Baby, seine Blase winzig. Sie hätte ihn sofort nach draußen bringen sollen, damit er sein Geschäft erledigte.
Sie erriet den Weg zur Küche, indem sie dem Flur mit dem Holzfußboden und den gerahmten Bildern an den Wänden folgte. Ein gebogener Durchgang führte sie in eine große Landhausküche, in der der Geruch nach frisch gebrühtem Kaffee in der Luft hing.
Hinter der Küche gab es einen Vorraum nach draußen. Durch die Fenster sah sie nichts als Weiß.
„Guten Morgen“, vernahm sie plötzlich eine tiefe, fröhliche Stimme. Noah Shepherd kam durch die Hintertür. Schnee lag wie Puderzucker auf seinen Haaren und Schultern.
Sophie hätte beinahe den Teppich fallen lassen. „Oh! Ich, äh …“, stotterte sie unbeholfen wie ein schüchterner Teenager. Mit der gefütterten Karojacke, den ausgeblichenen Jeans und dicken Schneestiefeln sah er aus wie aus dem Bilderbuch – der edle Förster. Der verkleidete Prinz. Ich bin in einem Disney-Film, dachte sie.
Nach seinem Blick zu urteilen, waren seine Gedanken über sie ganz anderer Natur. Seine Miene verbarg nichts. Er nahm das beinahe durchsichtige Oberteil ihres Negligés unter die Lupe. Sophie zog das Häkeltuch enger um sich. Dann schaute er auf ihre Beine, die von dem kurzen Nachthemd nur spärlich bedeckt wurden. Sogar mit ihrem verbundenen Knie ließen die modischen Stiefel sie vermutlich wie eine Striptänzerin aussehen. Noahs Gesichtsausdruck war so intensiv und ehrlich wie bei einem Teenie – der Mann, der keine Stripteasetänzerinnen mochte, musste erst noch geboren werden.
Endlich fand Sophie die Stimme wieder und unterbrach die angespannte Atmosphäre. „Der Hund hat auf den Teppich gepinkelt.“
„Ich nehme ihn.“ Schnell streckte Noah die behandschuhte Hand aus und ging in den Nebenraum. Einen Augenblick später hörte sie das Rauschen der Waschmaschine. Als Noah in die Küche zurückkehrte, wusch Sophie sich gerade die Hände an der Spüle.
„Sie haben Opal also schon kennengelernt“, sagte er. „Ich nenne sie Opal.“
„Warum?“
„Keine Ahnung. Muss ich einen Grund dafür haben?“
„Ich schätze nicht. Sie ist also ein Neuzugang in Ihrem Haus?“
„Vorübergehend. Sie stammt aus einem großen Wurf, und ihre Mutter hat sie verstoßen“.
Sophie war leicht schockiert. „Das ist ja schrecklich.“
„So etwas passiert. Ich habe sie mit der Flasche aufgezogen.“
„Sie machen Witze.“
„Bezüglich der Flasche?“ Er zuckte mit den Schultern und wusch sich ebenfalls die Hände am Spülbecken. „Wäre nicht das erste Mal. Ist das so schockierend?“
„Ich habe noch nie jemanden getroffen, der Tiere mit der Flasche füttert.“
„Ich habe sie gerade erst entwöhnt.“ Der Welpe hatte die Edelstahlschüssel auf dem Fußboden gefunden und war vollauf damit beschäftigt zu fressen.
Sophie hatte noch nie einen Mann das Wort „entwöhnt“ in diesem Zusammenhang sagen hören. „Sie scheint sich gut zu entwickeln.“
Er nickte. „Mein nächstes Projekt ist, ein Zuhause für sie zu finden.“
„Sie hat letzte Nacht mit mir geschlafen.“
Die Worte
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