Was Farben sagen
zarter Anmut gewandelt.
Verfeinertes Rot und bedingungslose Liebe   Rosa ist trotz seines kindlichen Charmes kein infantiler Farbton, sondern vielmehr als die Weiterentwicklung, der verfeinerte Impuls von Rot zu verstehen. Wo Rot noch erdnahe, pure Kraft war, ist Rosa seine kristalline Form, in der sich das Rot, wie Theodor Däubler es ausdrückte, » melodisch zerzüngelt«. Die Farbexpertin Leatrice Eiseman hat kräftiges Rot und zartes Rosa in einem schönen Wortspiel verglichen: Rot ist für sie » a flush«, der leidenschaftliche Rausch oder auch der Wutschwall, der die Wangen tiefrot färbt; Rosa dagegen ist » a blush«, also nur noch ein dezentes Erröten.
Rosa ist ein ausgeblichenes Rot und damit eine verwässerte, » leidenschaftslose Leidenschaft«. Bei Menschen, die Rosa lieben, scheint es sogar, als sei auch ihre Durchsetzungskraft verwässert, als seien sie meist unfähig, auf ihre innere Stärke zuzugreifen. Im positiven Sinne ist Rosa aber durch Weià aufgelockerte rote Dichte, deutlich freier und beweglicher als Rot. Rosa hat die schiere physische Kraft und vor allem das Ego von Rot überwunden und zu einer leidenschaftslosen, emotionalen Stärke gefunden. Wo Rot forderndes körperliches Verlangen wachruft, ist Rosa eine gänzlich bedingungslose Liebe, und rosabetonte Menschen zeichnet eine besänftigende Warmherzigkeit aus.
Pink   Auf halbem Weg zwischen leidenschaftlichem Rot, dem Inbegriff der körperlichen Liebe, und zartem Rosa, das bestenfalls mit scheuer Verliebtheit umschrieben werden kann, liegt Pink, ein brillanter Himbeerton. Unübersehbares, aber noch eher eindimensionales Pink ist auf seine Wirkung im AuÃen konzentriert. Es ist erst leicht durch Weià aufgelockertes Rot, was sich in einem sorglosen, frivolen und leicht provokanten Auftreten äuÃern kann. Die Stabilität von Rot fehlt bereits, und die mitfühlende Ebene von Rosa ist noch nicht erreicht. Der Farbton hat allerdings gerade deshalb eine besondere Stärke: Knalliges Pink setzt wie keine andere Farbe eine faszinierende Energie frei, die neben aller Koketterie eine junge, starke und mutige Qualität hat.
Vokabeln
Zart, zärtlich, romantisch, süÃ, süÃlich, zuckrig, niedlich, zierlich, verspielt, märchenhaft, träumerisch, grazil, subtil, leidenschaftslos, unschuldig, unbeschwert, fürsorglich, mitfühlend, beschützend, besänftigend, zerbrechlich, innere Stärke, verfeinertes Rot.
Raumgestaltungâ stabile Fragilität
Rosafarbene Wände werden fast ausschlieÃlich für Kleinmädchenzimmer ausgewählt, die sich gerne mit Farben wie Erdbeereis, Bonbon- und Barbierosa umgeben. Erwachsener wirken Rosatöne, wenn sich ein dunstiger Schleier über sie legt. Die Farben von Teerosen, altrosa Klee oder Malven wirken elegant und feminin statt kindlich. Zartes Rosa hat aber immer eine sehr persönliche Note und ist daher eine klassische Farbe für reine Privaträume. Dort besänftigt es und hilft sogar, Aggressionen abzubauen. Rosa wirkt stets zart, romantisch und verspielt. Es befriedigt ein tiefes Sicherheitsbedürfnis und schafft eine heile, träumerische Welt. Denn so erdnah sich Rot gibt, so realitätsfern ist Rosa, und deswegen wundert es nicht, dass das fiktive Idyll Arkadien gerade im Rokoko, einer Stilform, die Rosa nahekommt, so beliebt war. Rosafarbene Räume sind märchenhafte Orte, zu denen die Probleme der Alltagswelt keinen Zutritt haben.
Auch die Entsprechungen der Farbe schaffen intime und romantische Räume. Der sorglos verspielte Stil des Rokoko oder venezianischer Barock schafft ein Ambiente, das sowohl der grazilen als auch der allzu gefälligen Note von Rosa gerecht wird, das bisweilen von zart zu zuckrig abgleitet. Mit hellen Stoffen bezogene Chaiselongues, die fast zerbrechlich wirken, stehen hier neben zierlichen Frisiertischen und grazilen Kommoden. Die Vielzahl der Einlegearbeiten und die sich teils überlappenden Motive entsprechen dabei in ihrer dichten Fülle den roten Anteilen; die feine, filigrane Ausführung und die durchbrochenen Formen lassen jedoch wieder das leichte, helle Rosa durchschimmern. Die schlichte Massivität von Rot hat sich in Rosa gelockert und ist in zierlichen Liebreiz übergegangenâ passend dazu überziehen florale Verzierungen die Wände wie mit einem zuckrigen Guss. Auch unsymmetrische Formen wie
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