Was Glueckliche Paare Richtig Machen
Paares – also im Bett – immer noch vier weitere Personen sinn-bildlich anwesend sind: die Eltern der Frau und die Eltern des Mannes.
Zu sechst im Bett ist eine wirklich schöne Formulierung und eine ungemein hilfreiche Vorstellung für ein Paar. Der Glaube, dass sich in einer Partnerschaft zwei Menschen in Liebe begegnen, losgelöst von allen gesellschaftlichen Konventionen und familiären Bindungen und Prägungen, ist eine Illusion. Eine Partnerschaft ist eine so enge Bindung, dass wir gar nicht anders können, als sie auf dem Hintergrund unserer frühen nahen Bindungen zu erleben.
Von dieser Erbschaft spüren wir im tagtäglichen Umgang miteinander oft nur wenig. Wir hinterfragen das Verhalten des Partners nicht, wenn er sich wie erwartet verhält. Aufmerksam werden wir auf unsere Erbschaft in der Regel erst, wenn das Verhalten des Partners für uns unangenehme Folgen hat.
Einen Gerichtsvollzieher vor der Tür stehen zu haben und zu-sätzlich zu der fälligen Ordnungswidrigkeit auch noch Mahn-
und Zustellgebühren zu bezahlen – all das ist ohne Zweifel für Jürgen und sein Leben neu. 120 Euro! So viel Geld! Was um alles in der Welt hat sich Karin dabei gedacht? Jürgen ist ver-
ärgert. Was soll er tun?
Schauen wir uns an, welche Möglichkeiten Jürgen hat, auf seine morgendliche Begegnung zu reagieren, und wie die verschiedenen Varianten sich auf seine Partnerschaft auswirken.
Die Konfrontation suchen. Jürgen könnte Karin anrufen und sie zur Rede stellen. Das Ergebnis ist absehbar. Karin wird, wenn sie angegriffen wird, nicht mit Einsicht reagieren, sondern mit Verteidigung. Und wenn Jürgen wütend auf sie www.wiwobooks.com
E r b s c h a f t
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ist, dann wird Karin ebenfalls wütend reagieren. Wir alle erleben das in unseren Partnerschaften hin und wieder. Besonders schwierig wird es, wenn Jürgen abwertend und vorwurfsvoll reagiert. Auf Abwertungen wie Du spinnst ja wohl! reagieren wir alle verärgert. Auf Vorwürfe wie Kannst du nicht mal vernünftig parken? ebenfalls. Abwertende Äußerungen und Vorwürfe sind der Garant für einen Schlagabtausch, an dessen Ende sich beide schlechter fühlen und keiner besser. Nichts kann verletzender sein als Worte. Abwertungen schaffen Distanz, und dauernde Abwertungen untergraben das Fundament einer Beziehung.
Bewertung: Ziehen Sie ein solches Vorgehen nicht in Erwä-
gung. Es gibt vorteilhaftere Alternativen.
Das Problem ausdiskutieren. Jürgen könnte Karin erklären, dass ihr Verhalten falsch ist. Er könnte ihr sagen, dass es bil-liger ist, Strafmandate gleich zu bezahlen. Kurz: Er könnte das Problem mit ihr ausdiskutieren.
Männer schätzen dieses Vorgehen ganz besonders. Sie sind häufig der Überzeugung, dass sie rationaler handeln als Frauen.
Wissenschaftlich lässt sich diese männliche Selbsteinschätzung nicht bestätigen. Eher das Gegenteil ist der Fall. So kenne ich zahlreiche Untersuchungen, in denen Frauen sich in ihren Entscheidungen als rationaler erwiesen haben. Das gilt zum Beispiel für die Partnerwahl.
Das rationale Argumentieren wird gern als eine indirekte Form des Kritisierens benutzt. Männer haben gerne Recht. Und von ihren Erkenntnissen soll dann natürlich auch ihre Partnerin profitieren. Doch ganz ohne Zweifel weiß Karin schon lange, dass es teuer wird, wenn sie ihre Strafmandate nicht bezahlt.
Bewertung: Wenn Ihnen an Ihrer Beziehung liegt, dann sollten Sie Ausdiskutieren als Lösungsweg nicht ernsthaft in www.wiwobooks.com
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W a s g l ü c k l i c h e P a a r e r i c h t i g m a c h e n
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