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Was ich dir noch sagen will

Was ich dir noch sagen will

Titel: Was ich dir noch sagen will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer
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hast Kummer», erklärte Emi und schob Lisa Richtung Eingangstür.
    «Was?» Lisa war erstaunt und wusste nicht so recht, was sie darauf antworten sollte.
    «Und Papa sagt, du wärst um ein Haar mit einem Flugzeug auf den Boden gefallen und weggestorben!», fuhr Emi gleich darauf fort, ohne einen wirklich mitfühlenden Gesichtsausdruck zu machen.
    Lisa schluckte und entgegnete schnell: «So ein Quatsch, du Rübe. Sag mir lieber, was Oma gekocht hat.»
    «Es gibt Kohlrollläden. Bäääh.» Emi rümpfte die Nase und fasste sich an den Hals, um anzudeuten, dass sie sich augenblicklich würde übergeben müssen.
    Lisa hob ihre Nichte hoch bis über die Schulter, um ihr spielerisch auf den Hintern zu klopfen. Emi quiekte vergnügt und ließ sich unter gespieltem Protest huckepack ins Haus tragen.
    «Das heißt nicht Kohlrollläden», erklärte Lisa, «das heißt Kohlrouladen!»
    «Sind trotzdem ekelig», flüsterte Emi. «Du kannst meine haben.»
    «Wie lieb von dir», sagte Lisa ironisch und setzte Emi im Flur ab, um nun auch Agnes und ihre Mutter mit einer Umarmung zu begrüßen.
    Agnes schaute Lisa besorgt an und sagte mit einer gehörigen Portion Theatralik: «Schön, dass wir uns endlich sehen, nach allem, was passiert ist. Das ist ja echt ein Ding, mit dem Absturz! Furchtbar! Nicht auszudenken, wenn ihr in der Maschine gesessen hättet. Was einem im Urlaub alles passieren kann …»
    Lisa und ihre Mutter wechselten einen vielsagenden Blick. Und Irene verstand es wie so oft, auch in dieser Situation das einzig Richtige zu tun. Sie schob Lisa in die Küche und sagte: «Setz dich erst mal, Lisa! Dein Essen wird kalt.»
    «Ja, wir müssen eh los», erklärte Agnes schnell, «und Lenny von der Arbeit abholen.» Dann wandte sie sich an Emi: «Und du, kleines Fräulein, solltest auch schon längst im Bett sein.»
    Lisa hatte ein Idee und fragte Emi zum Abschied: «Wollen wir morgen mal wieder etwas unternehmen?» Schnell wandte sie sich an Agnes: «Natürlich nur, wenn du nichts dagegen hast.»
    Agnes schüttelte den Kopf. Und doch wusste Lisa wieder einmal nicht, woran sie bei ihr war.
    «Komm einfach vorbei. Wir können ja zusammen frühstücken. Lenny freut sich bestimmt auch», sagte sie mit einem etwas gequälten Lächeln.
    «Und dann spielen wir Barbie!», rief Emi begeistert, sodass Lisa, Agnes und Irene amüsierte Blicke austauschten.
    Nachdem sie sich verabschiedet hatten, nahm Lisa endlich Platz.
    «Wo ist denn Papa?»
    «Der ist noch bei den Nachbarn, kommt aber sicher gleich, wenn er dein Auto sieht», erklärte ihre Mutter und deckte den Tisch.
    Irene plauderte zunächst über Emi und Lenny. Und während Lisa aß, räumte sie die Geschirrspülmaschine ein. Doch dann setzte sie sich zu ihrer Tochter an den Tisch, sah sie prüfend an und fragte: «Ist alles in Ordnung, Liebes?»
    «Was soll denn nicht in Ordnung sein?»
    Lisa griff nach der Pralinenschachtel, die Agnes mitgebracht haben musste. Sie wusste, das war wie immer die kleine Aufmerksamkeit als Dank dafür, dass ihre Schwiegermutter am Nachmittag spontan einsprang und sich um Emi kümmerte. Lisa vermutete, dass Agnes wieder mal in einer Phase steckte, in der ihr alles zu viel wurde. Ihre Schwägerin arbeitete halbtags als Bibliothekarin, und deshalb konnte Lisa es nicht nachvollziehen, warum sie so oft jammerte und über zu viel Stress klagte. Schließlich hatte sie mit Lenny einen Mann an ihrer Seite, der sich trotz seines Knochenjobs als Tischlermeister mit Hingabe der Kleinen widmete, wann immer es seine Selbständigkeit erlaubte.
    «Die sind ja mit Nüssen», wunderte sich Lisa, als sie die Schachtel öffnete. «Das magst du doch gar nicht.»
    «Deswegen kannst du sie ja auch alle aufessen», erwiderte ihre Mutter grinsend.
    Lisa nahm eine Praline und schob sie sich genüsslich in den Mund.
    «Also, nun sag schon», bohrte Irene weiter. «Was ist los?»
    Lisa spürte den sorgenvollen Blick ihrer Mutter. Und als sie nach einer kleinen Ewigkeit endlich aufsah und direkt in Irenes müde Augen blickte, fiel ihr auf, dass die Fältchen in ihrem Gesicht sehr viel ausgeprägter geworden waren. Bislang hatte Lisa das Alter ihrer Mutter nicht bewusst wahrgenommen.
    «Ach, eigentlich ist alles okay», seufzte Lisa und kam sich auf einmal noch viel jünger vor.
    Wie oft hatte sie als Teenager mit ihrer Mutter hier in der Küche gesessen und über Liebeskummer geklagt? Etwa wenn der langhaarige Nils, der beste Kumpel von Lenny, sie wieder einmal ignoriert

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