Was im Leben zählt
Wachsendes, genau so, wie es für uns beide im Augenblick sein soll.
Wir setzen uns auf den Zuschauerrang, ich verschränke schweigend meine Hand mit seiner, und er lässt es geschehen, zieht sich nicht zurück, auch wenn sein Instinkt ihm vermutlich genau dazu rät, denn schließlich ist Eli ein Wanderer.
«Das ist vermutlich meine letzte Prom Night», sage ich und lausche dem Klang meiner Worte, absorbiere sie, gleichermaßen traurig, euphorisch und – ja – nostalgisch. Für Nostalgie ist immer noch Platz, trotz allem, was geschehen ist. Eli sieht mich überrascht an. «Ich bewerbe mich an der Hochschule.» Ich zögere. «Glaube ich. Für Fotografie.»
«Das ist genau das Richtige für dich, Tilly Farmer», sagt er, meine Hand fest in seiner.
«Ja. Ich bin doch keine besonders gute Beratungslehrerin. Oder Beratungslehrerin zu sein ist nicht besonders gut für mich.» Beides ist wahr. «Und du bist wahrscheinlich sowieso nicht mehr lange hier.»
«Noch bis Anfang des Sommers», sagt er und wendet sich ab, um das Gewoge auf der Tanzfläche zu beobachten. «Sie haben mir eine feste Vollzeitstelle angeboten, aber wir werden sehen. Ich habe mich noch nicht entschieden.»
«Ich kann mir nicht vorstellen, dass du ausgerechnet in Westlake Wurzeln schlagen willst.»
«Nein, wahrscheinlich nicht», sagt er und stützt die Ellbogen auf die Knie, ohne meine Hand loszulassen. «Aber im Augenblick finde ich es ziemlich gut.»
«Ich habe einen Flug nach Paris gebucht», sage ich und strahle, als ein Ausdruck von offenem Stolz über sein Gesicht zieht. Ich habe noch niemandem davon erzählt. Es war eine spontane Aktion, vollkommen aus dem Bauch heraus, am selben Abend, als ich das Kleid gekauft habe. «Für April, während der Frühjahrsferien.»
«Du wirst es lieben», sagt er, dreht mit der freien Hand mein Gesicht zu sich und küsst stattdessen meine nackte Schulter. «Und du nimmst meine Nikon mit.»
«Das kann ich nicht», protestiere ich.
«Doch, kannst du», sagt er. «Außerdem ist das die einzige Möglichkeit sicherzugehen, dass du auch wiederkommst.»
Wir bleiben sitzen, bis die Lichter aufhören, sich zu drehen, bis die letzten Bässe verhallen und nur noch Stimmengewirr bleibt, bis die Schüler sich hastig zerstreuen, in die geliehenen Autos ihrer Eltern springen und in die wenigen protzigen Limousinen, um sich davonzustehlen in die heißersehnte, wohlverdiente Partynacht. Denn morgen werden sie aufwachen, werden wir aufwachen, und einem neuen Tag entgegensehen, einem neuen Berg, dem nächsten Augenblick im Danach. Und wer klug ist – und ich hoffe, ich bin es inzwischen geworden –, wird diesen Augenblick so fest mit beiden Händen packen, sich so sehr daran festklammern, dass er sich nicht losreißen kann, uns nicht ohne Vorwarnung ungenutzt durch die Finger gleiten kann.
Es gibt das Vorher. Und es gibt das Danach. Glück ist das, was man selbst wählt, was man selbst verfolgt, nicht das, was einen verfolgt. Das sind die Dinge, die ich erkannt habe, das sind die Dinge, die ich jetzt weiß, das sind die Dinge, die ich mitnehmen werde.
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Danksagung
In dieses Buch habe ich viel Arbeit und Liebe gesteckt, und manchmal war es mehr Arbeit als Liebe. Ich stehe tief in der Schuld meiner Lektorin Sarah Knight, die sich nicht gescheut hat, die abscheuliche allererste Fassung des Manuskripts zu lesen und die mit viel Umsicht und Fürsorge dabei geholfen hat, es auf eine Art und Weise zu formen, die ich mir nie hätte träumen lassen. Tausend Dank an alle bei Shaye Areheart Books und bei Crown. Auf so viel Großmut, Unterstützung und Arbeitseifer hätte ich niemals zu hoffen gewagt: Danke an Shaye Areheart, Annsely Rosner, Kira Walton, Christine Kopprasch, Karin Shultz, Allison Malec und Jay Sones.
Elisabeth Weed – du bist mein persönlicher Jerry McGuire. Danke, danke, danke.
Außerdem danke ich Laura Dave, Jessica Jones, Annika Pergament, Sarah Shelf und allen, die mich den lieben langen Tag auf Twitter, meinem Blog und mit diversen weiteren Online-Zeitfresserchen bei Laune halten. Ihr würdet namentlich ein ganzes Dorf bevölkern. Und natürlich gilt der letzte und am tiefsten empfundene öffentliche Dank wie immer meiner Familie – Adam, Campbell und Amelia, ohne die der ganze Rummel hier keine Bedeutung hätte.
Über Allison Winn Scotch
Allison Winn Scotch wurde 1973 in Charlottesville, Virginia, geboren. Sie arbeitet als Journalistin für diverse Zeitungen, Magazine
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