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Was ist mit unseren Jungs los

Was ist mit unseren Jungs los

Titel: Was ist mit unseren Jungs los Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allan Guggenbuehl
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denken wir uns spezielle Abschlusshandlungen aus.
     
    »Die Kunst beim Trinken eines Highland Park ist die langsame Annäherung an das Getränk! Den Whiskey leert man in ein möglichst breites Glas, führt es anschließend an die Nase und riecht den Duft. Nun kannst du dir die raue Moorlandschaft vorstellen, aus der dieses Lebenswasser stammt, und den heftigenWind ahnen, der einem durch die Haare bläst, wenn man auf einem Hügel über Kirkwall steht.« Ich sitze mit dem Jungen auf einer Bank auf dem Gurten, dem Hausberg der Stadt Bern. Unter uns fließt die Aare, wir sehen die Dächer der Altstadt, den Turm des Münsters und das Bundeshaus. Als Abschlussakt führe ich diesen Jungen in das richtige Trinken von Whiskey ein, das Nationalgetränk meiner zweiten Heimat. Nachdem wir feierlich die Gläser geleert haben, blicken wir uns an und ich merke, dass der Junge sich gut fühlt und stolz auf sich ist. »In Serbien haben wir ähnliche Trinksitten«, meint er schließlich keck und schlägt vor, dass wir die Gläser an einem Baum zerschmettern. Ich denke mir, besser wenn er hie und da ein Glas zerschlägt als jemandem den Kiefer.
    Die Abschlusshandlung muss der Persönlichkeit des Jungen entsprechen. Natürlich schenken wir am Schluss der Sitzungen nicht einfach Alkohol aus. Es ist jedoch wichtig, dass der letzte Akt eine Statusänderung signalisiert. Die Jungen müssen von nun an selber die Verantwortung für sich übernehmen. Sie müssen Gewalt und Alkohol beherrschen und können die Verantwortung nicht an andere Personen delegieren. Sie waren einer Verführung des Lebens ausgesetzt, der Faszination und Dämonie der Gewalt, und haben erfahren, dass sie ihr nicht verfallen dürfen. Die Jungen sollen die Gruppentherapie erhobenen Hauptes verlassen und nicht gedemütigt. Sie haben etwas geleistet!
Erfolgsquote
    Unsere Therapie ist erfolgreich, wenn ein Junge in seiner Szene, Schule oder Familie nicht mehr durch Gewalt auffällt. In der Regel gelingt uns dies bei sieben bis acht von zehn Jungen. Bei der Mehrzahl der Täter, die zu uns geschickt werden, ist Gewalt Symptom einer tieferen Problematik. Wir müssenuns darum auch mit ihrer Geschichte, ihren Prägungen, ihren Traumata und versteckten Aufträgen befassen, wenn wir wollen, dass sie friedlicher werden. Die Jungen kommen zur Besinnung und ändern ihre Einstellung, wenn man sich intensiv und persönlich mit ihnen auseinandersetzt, sie in ihrer Persönlichkeit respektiert und gleichzeitig hartnäckig am Ziel der Gewaltlosigkeit festhält. Durch die Therapie werden sie zu geläuterten Tätern. Sie wissen, dass sie zuschlagen und aggressiv sein können, doch dieses Verhalten jetzt keine Option mehr ist. Verbindlichkeit und Engagement unsererseits ist dabei unbedingte Voraussetzung für einen etwaigen Erfolg. Viele der Jugendlichen hatten schon unzählige Gespräche mit Behörden, sozial Tätigen und Lehrern hinter sich. Man hat sie ermahnt, gestraft, diszipliniert; sie haben Verträge unterschrieben, mussten Kurse und Time-Outs absolvieren. Was ihnen fehlte, waren verbindliche, fordernde und gleichzeitig liebevolle Beziehungen. 138 Die Jungen müssen merken, dass es sich lohnt zu leben, dass auch sie einen Platz in dieser Gesellschaft haben und ihre Aggressionen kreativ einsetzen können.

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