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Was mit Rose geschah

Was mit Rose geschah

Titel: Was mit Rose geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stef Penney
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sich eine Zigarette an. Stößt den Rauch in meine Richtung aus. Wirkt skeptisch.
    »Sie erinnern sich doch an die menschlichen Überreste auf dem Black Patch?«
    »Bei denen es sich nicht um Rose handelt.«
    »Genau. Aber es lagen hölzerne Blumen im Grab, also ist es wahrscheinlich, dass es sich um ein Zigeunergrab handelt.«
    Sie starrt mich an.
    »Ich war mir sicher, dass Tene und Ivo mit der … Person dort in irgendeiner Verbindung standen. Ich dachte, es könnte Christos Mutter sein, wer immer das auch gewesen sein mag. Heute Abend habe ich nun erfahren, dass die Überreste nicht von einem Mädchen, sondern von einem Jungen stammen. Von einem etwa fünfzehnjährigen Jungen. Er war klein und schwach für sein Alter. Die Pathologin sagt, der Grund sei vermutlich eine Krankheit gewesen. Eine Krankheit, wie Christo sie hat.«
    Lulu schaut mich an. Dann wendet sie sich ab. »Und?«
    »Ich will damit sagen, dass …« Ich hole tief Luft. »Was, wenn Ivo vor zwölf Jahren auf dem Black Patch gestorben wäre? Wenn Ivo tot wäre, genau wie seine Brüder und sein Onkel? Er hatte das Barth-Syndrom. Er ist nicht gesund geworden. Es gab kein Wunder.«
    Sie starrt mich mit einer Mischung aus Sorge und Mitleid an. »Wir haben Ivo heute gesehen!«
    »Weiterhin habe ich herausgefunden, dass das Barth-Syndrom nur über die Mutter vererbt wird. Die Mutter von Christo muss die Trägerin gewesen sein – er muss also eine Janko-Mutter und keinen Janko-Vater gehabt haben.«
    »Aber Ivo ist nicht tot! Wir haben ihn gesehen. Sie doch auch.« Lulu schaut mich mitleidig an. Sie scheint zu der Ansicht gelangt, dass ich den Verstand verloren habe.
    Ich hole noch einmal tief Luft. »Und wenn Christina gar nicht gestorben ist?«
    Ihre Augen bohren sich in meine. Genau so fühlt es sich an, es tut richtig weh. Ich wünschte, ich müsste das hier nicht tun.
    »Das ist doch verrückt.«
    »Ich weiß, es klingt unglaublich.«
    »Unglaublich! Sie wollen sagen, dass … Was wollen Sie eigentlich sagen?«
    »Ich sage, dass die Person, die Sie als Ivo kennen, in den vergangenen zwölf Jahren in Wirklichkeit Christina gewesen ist.«
    Lulu atmet scharf aus, lacht beinahe. »Sie waren krank, Ray …«
    »Überlegen Sie doch mal, was wir heute tatsächlich gesehen haben …«
    »Ich habe Ivo gesehen!«
    »Was, wenn … was, wenn es nicht Ivo war, der sich als Frau verkleidet hat, sondern Christina, die sich zum ersten Mal seit Jahren nicht als Mann verkleidet hat?«
    Sie antwortet nicht. Hartnäckig fahre ich fort.
    »Die Krankheit – das Barth-Syndrom – liefert uns die Antwort. Hören Sie mir bitte zu, Lulu. Dies sind die Fakten: Christo kann es nicht von seinem Vater haben. Ich habe mit Gavin, dem Arzt, gesprochen; es ist ausgeschlossen. Es handelt sich um eine X-chromosomale rezessive Erbkrankheit. Das bedeutet, er kann sie nur von seiner Mutter geerbt haben. Seiner Mutter Christina.«
    »Christina ist tot! Sie ist gestorben!«
    »Die andere Tatsache, die wir mit Sicherheit wissen: Das Barth-Syndrom ist unheilbar. Man wird nicht wieder gesund. Ivos Heilung war kein Wunder … denn es war gar nicht Ivo.«
    Lulu drückt ihre halb gerauchte Zigarette im Aschenbecher aus. Ihr Gesicht ist wie versteinert, ausdruckslos.
    »Christinas Tod war eine Fiktion. Deshalb gab es auch keine Beerdigung. Deshalb wusste niemand, wie oder wo es passiert ist …«
    Mehr fällt mir nicht ein. Ich wage es, sie anzuschauen. Sie zündet sich die nächste Zigarette an. Genau wie ich hat sie ihren Tee nicht angerührt. Als sie spricht, klingt ihre Stimme rau.
    »Warum?«
    Das Adrenalin, die Gewissheit, die mich bislang beflügelt hat,lässt mich im Stich. Ich vergrabe das Gesicht in den Händen. Ich glaube es zu wissen, aber es ist reine Spekulation. Schall und Rauch.
    »Das kann nur Christina wirklich wissen, und Tene …«
    »Mein Bruder …?«
    »Er muss es gewusst haben. Er war dabei. Soll ich Ihnen sagen, was ich glaube? Lulu?«
    Plötzlich laufen ihr Tränen übers Gesicht, obwohl sie keinen Laut von sich gibt. Es wäre erträglicher, wenn sie laut schluchzen und zusammenbrechen würde, weil ich sie dann vielleicht trösten dürfte, doch diese Gelegenheit bekomme ich nicht. Ihr Gesicht ist nass, aber absolut starr, eine Schaufensterpuppe im Regen.
    »Hm, also … Ich glaube, dass Ivo und Christina einander sehr nahe standen. Ivo ging es immer schlechter. Die Mutter war gestorben – das wissen Sie natürlich alles. Tene fuhr mit Ivo nach Lourdes, es war ein

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