Was nach dem koeniglichen Ball geschah
Minuten meldete sie sich wieder. „Fünfzehn Uhr geht in Ordnung. Der Prinz bittet Sie, dieses Treffen vertraulich zu behandeln, da es sich um eine sensible Angelegenheit handelt.“
Das bedeutete vermutlich, dass Anne keine Ahnung von diesem Treffen hatte – und dass der Prinz es auch dabei belassen wollte. Sam bezweifelte nicht, dass Christian versuchen würde, ihn zu einer Ehe mit Anne zu überreden. Hätte Sam eine Schwester in einer vergleichbaren Situation, hätte er genau dasselbe getan.
Doch sie lebten mittlerweile im einundzwanzigsten Jahrhundert, und ständig kamen uneheliche Kinder auf die Welt – gelegentlich sogar bei den Royals. Prinzessin Melissa von der Nachbarinsel Morgan Isle war die Ehefrau von Prinz Christian – und unehelicher Abstammung. Wäre ein Skandal wirklich so furchtbar für die Königsfamilie? Doch lag es andererseits nicht in der Verantwortung eines Vaters, sein Kind zu schützen? Es stellte sich nur die Frage, um welchen Preis.
In dieser Nacht schlief Sam nicht besonders gut, und am nächsten Tag hatte er Schwierigkeiten, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Er war beinahe erleichtert, als er das Büro frühzeitig verließ, obwohl er bezweifelte, dass das Treffen eine angenehme Abwechslung werden würde.
Er kam fünf Minuten zu früh an. Der Prinz saß bereits in einem großen Ledersessel neben einem Fenster, von dem aus man den Jachthafen überblicken konnte. Als Sam eintrat, stand der Prinz auf, um ihn zu begrüßen.
„Eure Hoheit.“ Sam verbeugte sich und schüttelte danach kurz die Hand, die Prinz Christian ihm anbot.
„Freut mich, dass Sie meine Einladung annehmen konnten“, sagte der Prinz.
„Mir war nicht klar, dass mir eine Wahl geblieben wäre.“
„Tut mir leid, wenn Sie diesen Eindruck gehabt haben. Ich habe nur gedacht, dass ein freundliches Gespräch angesichts der Situation angemessen wäre.“
Freundlich? Das bezweifelte Sam.
Der Prinz deutete auf einen Sessel. „Bitte, setzen Sie sich. Möchten Sie einen Drink?“
„Nein, danke. Ich möchte nicht respektlos erscheinen, Eure Hoheit, falls es aber in diesem Gespräch darum gehen soll, dass ich der Vater des Kindes Ihrer Schwester bin, gibt es nichts, worüber wir reden könnten.“
Seine unverhohlene Aussage schien den Prinzen zu überraschen. „Wirklich?“
„Ja.“
„Leider kann ich Ihnen da nicht zustimmen.“
„Das ist eine Sache zwischen mir und Anne.“
„Ich wünschte wirklich, dass es so wäre. Doch leider hat Annes Handeln Auswirkungen auf die ganze Familie. Ich hatte gehofft, dass Sie das Richtige tun würden, aber es sieht wohl nicht danach aus.“
„Natürlich tue ich das Richtige – was ich für das Richtige halte.“
„Und darf ich erfahren, was das für Sie ist?“
„Wie ich bereits sagte: Es ist eine Angelegenheit zwischen mir und der Mutter meines Kindes.“
Prinz Christians Gesichtsausdruck verfinsterte sich. Offensichtlich missfiel ihm Sams Widerstand. Doch Sam weigerte sich, sich von dem Prinzen oder einem anderen Mitglied des Königshauses etwas vorschreiben zu lassen.
Der Thronerbe beugte sich vor. „Ich lasse nicht zu, dass der Ruf meiner Schwester oder ihres Kindes darunter leidet, nur weil Sie Ihre Finger nicht bei sich behalten konnten.“
„Wenn Sie sich besser fühlen, indem Sie mich verantwortlich machen, dann kann ich damit leben.“
„Sie benehmen sich unvernünftig.“
„Ganz im Gegenteil. Ich bin sehr vernünftig. Ich nehme Rücksicht auf die Privatsphäre Ihrer Schwester.“
„Das hier betrifft mehr Leute als Sie und Anne. Wie Sie wissen, geht es unserem Vater nicht besonders gut. Ein Skandal wie dieser könnte mehr sein, als sein Herz aushält.“
Sam schmälerte jetzt nicht nur den guten Ruf des Königshauses, sondern sollte auch für das mögliche Ableben des Königs verantwortlich sein? „Das tut mir wirklich leid, aber ich rede trotzdem nicht mit Ihnen darüber.“
„Ich könnte dafür sorgen, dass Ihr Leben unangenehm wird“, erklärte der Prinz in unheilvollem Tonfall. „Wenn ich den Eindruck habe, dass Sie den Ruf meiner Schwester gefährden, nutze ich jede Gelegenheit, um Ihnen eins auszuwischen.“
Was für ein freundliches Gespräch. Sam war allerdings nicht überrascht und zuckte mit den Schultern. „Tun Sie, was Sie nicht lassen können, Eure Hoheit. Ich werde trotzdem meine privaten Angelegenheiten nicht mit Ihnen diskutieren.“
Einen langen Augenblick starrte Christian ihn schweigend an, und Sam bereitete sich
Weitere Kostenlose Bücher