Was nicht passt, wird kuessend gemacht
Sorge“, sagte Nevada. „Sie haben den Weg zur Baustelle gefunden und den Männern einen ordentlichen Schrecken eingejagt. Es war mir ein großes Vergnügen, das mit anzusehen.“
Heidi lächelte sie traurig an. „Wir haben schlechte Neuigkeiten erhalten und wissen gerade nicht, wo uns der Kopf steht.“ Ihr Lächeln verblasste. „Ein Freund meines Großvaters ist sehr krank. Er muss operiert werden und braucht Medikamente, hat aber keine Krankenversicherung. Eine schreckliche Situation.“ Sie nahm ihnen die Führstricke ab. „Danke, dass ihr sie zurückgebracht habt.“
„Gern geschehen.“ Nevada berührte sie am Arm. „Wie kann ich dir und eurem Freund helfen?“
Tucker fiel die Wortwahl auf. Sie hatte nicht gesagt: „Kann ich dir helfen?“, sondern „Wie kann ich dir helfen?“ Das war ein großer Unterschied. So wurde sofort deutlich, dass sie damit rechnete, etwas unternehmen zu können. War das ein weiteres Charakteristikum einer Kleinstadt?
Heidis blaue Augen füllten sich mit Tränen. „Danke“, sagte sie und umarmte Nevada. Dann kehrte sie mit den Ziegen an ihrer Seite auf die Ranch zurück.
„Das war nett“, meinte Tucker, als sie sich auf den Rückweg zur Baustelle machten.
„Kein Problem. Wenn sie Hilfe braucht, werden wir für sie da sein. Wir können eine Spendensammlung veranstalten oder mit dem örtlichen Krankenhaus sprechen, um zu sehen, ob es dem Mann bei den Kosten entgegenkommt.“ Sie runzelte die Stirn. „Ich werde später noch mal bei ihr vorbeischauen und ihr alles erklären. Und vielleicht auch mit der Bürgermeisterin sprechen.“
„Was hat die damit zu tun?“
„Das ist das Schöne an einer Kleinstadt. Oder zumindest an Fool‘s Gold. Sollte jemand versuchen, Heidi oder ihrem Großvater Ärger zu machen, wird er oder sie es mit der gesamten Stadt zu tun bekommen.“
„Ihr solltet entsprechende Warnschilder aufstellen lassen.“
„Wir setzen lieber auf das Überraschungsmoment.“
Das Gold Rush Ski Lodge and Resort lag kurz oberhalb von viertausend Fuß auf dem Berg. Im Winter gab es hier ausreichend Schnee für Skifahrer und Snowboarder, aber kalte Temperaturen boten auch denen eine gute Ausrede, die einfach nur dekorativ am Kamin sitzen wollten. Das elegante Resort beherbergte Fool‘s Golds einziges Fünf-Sterne-Restaurant und bot einmal im Monat ein „Chefkoch-Dinner“ an, für das sogar Gäste aus New York und Japan anreisten. Es war ein Restaurant, in dem jeder, der gutes Essen zu schätzen wusste, irgendwann einmal speisen wollte. Was bedeutete, dass Nevada begeistert sein sollte, hier zu sein. Doch das war sie nicht.
Sie hatte die Einladung ihrer Mutter auf dem Anrufbeantworter vorgefunden. „Familienessen um sieben. Ihr werdet Max kennenlernen.“
Da Nevada ihn bereits nackt gesehen hatte, war sie sich nicht sicher, ob eine Vorstellung noch nötig war. Geschweige denn sonderlich willkommen. Was sollte sie sagen? Wo sollte sie hinschauen? Es gab Dutzende möglicher Fettnäpfchen, und sie hatte kein rechtes Vertrauen in ihre Fähigkeit, ihnen allen auszuweichen. Zu Hause zu bleiben war allerdings auch keine Option.
Kurz hatte sie überlegt, Tucker mitzubringen, aber das wäre nicht fair. Da musste sie schon allein durch. Also entschied sie sich, absichtlich ein paar Minuten zu spät zu kommen, in der Hoffnung, dass ihre Brüder und Schwestern mit ihren jeweiligen Familien ihr Schutz bieten würden.
Sie sah Simon, Montanas Verlobten, in der Lobby mit seinem Handy telefonieren. Seine Miene war ernst, also wartete sie ab, bis er aufgelegt hatte, bevor sie zu ihm ging.
„Hey, Simon.“
Er steckte das Handy in die Sakkotasche, dann lächelte er und nahm ihre beiden Hände in seine. „Nevada. Wie geht es dir?“
Nachdem er sie auf die Wange geküsst hatte, legte er ihre Hand in seine Armbeuge und führte sie in den privaten Raum neben der Lobby, der für das Essen gebucht war.
Kurz vorher blieb Nevada stehen und zwang Simon, es ihr gleichzutun. „Darf ich dir eine medizinische Frage stellen?“
Er schaute ihr direkt in die Augen. „Natürlich. Wie kann ich dir helfen?“
Simon war vermutlich der am besten aussehende Mann, den Nevada je getroffen hatte. Er hatte ein unglaublich attraktives Gesicht, dessen eine Hälfte jedoch tiefe Brandnarben aufwies.
Von außen betrachtet war er beides – der Schöne und das Biest. Doch nach allem, was Nevada über ihn wusste, war er ein begabter Heiler, der für seine Patienten alles opferte und Nevadas
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