Was uns glücklich macht - Roman
korrekt seine Kleider wirkten. Ich ließ den Aufzug ohne mich fahren und stand einfach da, ohne den Knopf nach dem nächsten zu drücken.
Er brauchte nicht lange. »Tut mir leid«, sagte er. »Ich wollte Sie nicht anstarren.«
Ich wartete. Ich glaube, ich lächelte dabei.
»Hören Sie«, sagte er und kam dabei langsam näher, »ich will mich nicht aufdrängen, aber ich hatte einen großartigen Tag. Ich meine, einen wirklich großartigen Tag. Und ich kann mir nicht vorstellen, jetzt allein auf mein Zimmer zu gehen und fernzusehen. Ich weiß, Sie kennen mich nicht, aber ich bin ein netter Mensch, und Sie sehen auch nett aus. Ich würde Ihnen sehr gern einen Drink spendieren und mit Ihnen ein wenig plaudern, mehr nicht. Wir reden, worüber Sie wollen, über alles auf der Welt, was Sie interessiert. Sie haben mein Ehrenwort als Gentleman, was ich bin, und als Pfadfinder, was ich nie war, aber nur weil ich es nie raushatte, wie man mit zwei Stöckchen Feuer macht, dass ich Ihnen gegenüber nicht aufdringlich werde. Wir können gehen, wohin Sie wollen, und reden, worüber Sie möchten.«
Er hielt einen Augenblick inne, um Atem zu holen, und meinte schließlich: »Vermutlich war das eine sehr lange Umschreibung von: ›Hallo, ich heiße Robert, darf ich Sie auf einen Drink einladen?‹«
Drei Monate später hatte ich meinen Job gekündigt, genau wie meine Wohnung in New York, war in sein Haus im Valley gezogen, und wir waren verlobt. Außerdem bereiteten wir uns auf eine Wahl vor.
Der Grund für seinen wirklich großartigen Tag damals war nämlich der, dass die Obersten seiner Partei ihn für die Wahl zum Vizegouverneur aufstellen wollten. (Ich muss zugeben, ich wusste nicht einmal, dass man sich für das Amt aufstellen lassen kann, ich dachte, der Gouverneur bestimmt einfach seinen Vizekandidaten, so ähnlich wie beim Vizepräsidenten. Man lernt doch nie aus). Die nächsten beiden Monate vergingen wie im Flug, ein endloser Wirbel von Cocktailpartys, Händeschütteln und Gesprächen hinter verschlossenen Türen. Als es vorbei war und wir gewonnen hatten, hatten wir beide keine Energie mehr, eine Hochzeit zu planen.
»Machen wir es einfach dieses Wochenende«, sagte Robert in einem riesigen, verlassenen Hotelballsaal, Stunden nachdem der Jubel und die Musik verklungen waren und man nur noch die riesigen Besen hörte, die das Konfetti auffegten. »Wir heiraten in aller Stille, zuhause. Wenn du möchtest, können wir die Feier in ein paar Wochen nachholen, aber lass es uns jetzt gleich tun, ich kann es gar nicht erwarten, mit dir verheiratet zu sein.«
Er besaß die erstaunliche Gabe, in ein und demselben Gespräch vernünftig und romantisch zugleich zu sein. Bisher war mir noch kein Mann begegnet, der eines von beiden konnte, geschweige denn beides. Wie hätte ich ihn nicht heiraten können?
Also habe ich es getan.
Mein Vater bestand darauf herzufliegen, wie erwartet.
Und seine Freundin bestand darauf, den Lunch zu servieren, also organisierte sie einen Catering Service, auch wie erwartet.
Roberts Büro schickte Blumen, der Gouverneur schickte Champagner, und zwei Lokalsender schickten Reporter und Kameras. So werden sich wohl die wenigsten Frauen ihre Hochzeit vorstellen, aber ehrlich gesagt habe ich mir über meine nie richtig Gedanken gemacht. Vermutlich war dies für mich sogar die beste Art zu heiraten. Ich glaube, wenn ich mit dreihundert Leuten in einer Kirche Hochzeit feiern würde, in einem üppigen weißen Kleid mit Schleier und Schleppe, Blumen, Gefolge, Trompeten und so weiter, würde ich in hysterisches Gelächter ausbrechen. Das würde einfach überhaupt nicht zu mir passen.
Jedenfalls hat Robert das gemeint, als er gestern Abend beim Dinner sagte: »Endlich sind wir beide miteinander allein!«
Dann trug er mich über die Schwelle dieser luxuriösen Suite, zog mir im Dunklen die Kleider aus, während draußen am Strand die Wellen brachen. Wir liebten uns im Stehen und danach noch einmal im Liegen, und als wir fertig waren, kuschelten wir auf dem weichen Teppich. Ich spürte seinen Herzschlag an meiner Brust, und als er langsamer wurde und sich sein Atem beruhigte, dachte ich: »Zum ersten Mal im Leben scheint alles so, wie es sein soll.«
Dann war es acht Uhr morgens, und Robert war hellwach. Wenn er aufwacht, steckt er immer voll Energie; diesen Morgen spürte ich diese Energie an meinem Schenkel, und so liebten wir uns wieder, schnell diesmal, und danach ging er zu seiner Massage, während ich
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