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Was uns glücklich macht - Roman

Was uns glücklich macht - Roman

Titel: Was uns glücklich macht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Geburtstag habe«, erkläre ich ihm. »Und es ist ein runder. Ob Sie es nun glauben oder nicht, heute bin ich vierzig Jahre alt geworden.«
    Brooke
    Scott wird nächsten Monat also vierzig.
    Es fällt mir schwer, das zu glauben.
    Er wirkt immer noch wie der Junge, der mich damals zu Van-Halen-Konzerten mitnahm, bei McSorley’s an der West Side Wodka-Wackelpudding kippte und wusste, wo man erstklassiges Kokain bekam, zu einer Zeit, als wir mit dieser Information noch etwas anfangen konnten. Dieser Junge ist er immer noch, nur dass dieser Junge inzwischen zum Mann geworden ist. Ein Mann, der unsere Babys so zart in den starken Händen hielt. Ein Mann, der jeden Morgen vor fünf aufsteht, durchs ganze Land jettet und oft in Flughafenwartesälen übernachtet, aber nie einen Musikabend oder ein Baseballspiel verpasst und sich, was vielleicht das Schönste daran ist, nie aufführt, als wäre er wegen alledem ein Held. Er ist ein Mann, der seine Kinder zur Ordnung rufen kann, ohne sie anzuschreien, der zu Ehren eines Geburtstags einen Marathon laufen und seine Frau immer noch mit einem gut getimten Zwinkern verführen kann.
    Versteht mich nicht falsch, er ist nicht vollkommen. Das will ich damit nicht sagen. Wie alle Männer ist er immer noch ein kleiner Junge, und Jungs bedeuten immer Ärger – vor allem die verträumten. Als meine Mutter ihn zum ersten Mal sah, nahm sie mich beiseite und sagte: »Wegen dem hier würde ich mir Sorgen machen.« Ich fragte sie, warum, und sie meinte: »Die wirklich Attraktiven sind immer gefährlich.« Und das ist er auch. Er raubt mir den Atem. Er hat immer noch seine blitzenden blauen Augen und das wellige Haar, sein Gesicht sieht kaum anders aus als vor fünfzehn Jahren. Vielleicht wirkt er sogar jünger, seit er seine Augen hat lasern lassen – manchmal dauert es einen Augenblick, bis ich ihn auf den alten Fotos erkenne, als er noch die flaschendicken Brillengläser trug. Er ist also nicht vollkommen, aber er bringt mich immer noch zum Lachen, und er bringt mich immer noch zum Zittern, und das ist nach siebzehn gemeinsamen Jahren ziemlich gut, finde ich.
    Und wenn er tatsächlich jünger aussieht als damals in den Zwanzigern, so finde ich, dass ich mich auch recht gut gehalten habe. Ich sehe vielleicht nicht mehr aus wie früher – was ich an den Linien in meinem Gesicht sehe, vor allem um den Mund herum –, aber für mich kommen diese Falten von all den Lächeln, die ich in meinem Leben gelächelt habe, sie prägten sich langsam, aber sicher in mein Gesicht, und ich denke nicht daran, sie gegen irgendetwas einzutauschen. Vergiss es.
    Doch jetzt ist plötzlich diese Sache mit meinem Hintern aufgekommen, ich betrachte ihn auf eine Weise, wie ich es früher nicht gemacht habe. Er ist immer noch wohlgeformt, vielleicht ein wenig rund, aber nicht schlimm, eher prall als groß. So ein bisschen wie bei Beyoncé. Ich war schon immer kurvenreich, was in Ordnung ist, solange man nicht dick ist, was ich nie war und auch jetzt nicht bin, aber wenn ich meinen Hintern genau betrachte, habe ich den Eindruck, er sei auf dem besten Weg, wenn schon nicht dick, so doch dicklich zu werden, und ich glaube, auf den Fotos, die ich von mir machen lassen will, wäre ich weder über einen dicken noch einen dicklichen Hintern glücklich.
    Mein Mann jettet beinahe jede Woche durch die Weltgeschichte, und wenn ich nicht will, dass er sich Pornos ansieht oder junge, hübsche Mädchen, finde ich es nur fair, dass ich meinen Teil der Abmachung erfülle. So ist das in unserer Ehe, so war es seit unserem ersten Valentinstag, als er mir von Victoria’s Secret das durchsichtigste Negligee aller Zeiten mitbrachte. Es war (mindestens) zwei Größen zu klein, daher habe ich es heimlich umgetauscht, bevor ich es für ihn anzog, und als es dann so weit war, hat es ihn total heiß gemacht, und das fand ich toll. Scott ist ein brillanter Mann, er hat Macht und Einfluss, aber ich kann ihn wieder in einen zitternden Jungen verwandeln, den Jungen, der er auf der Wirtschaftsuni war, vor den Boni und den Aktienoptionen und den Range Rovers und den Rennbooten. Kurzum, wir wissen beide, wer bei uns die Hosen anhat: mein Mann. Aber es besteht auch wenig Zweifel daran, wer von uns wirklich das Sagen hat, und das wissen wir ebenfalls beide.
    Er wird sich über mein Geschenk also total freuen, und er wird sich darüber freuen, dass ich auf diese Idee gekommen bin. Jetzt brauche ich nur noch den Mut, es auch durchzuziehen. Was uns

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