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Was - Waere - Wenn

Was - Waere - Wenn

Titel: Was - Waere - Wenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wiebke Lorenz
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ihn in ein großes Wasserglas
und schütte etwas heiße, aufgeschäumte Milch drauf. An guten Tagen gibt’s sogar
noch Kakaopulver als Verzierung drüber. Das Ganze kostet dann einen Euro mehr.
Den Leuten schmeckt’s jedenfalls.
    Zwischen sechs und acht haben wir dann Happy-Hour, in der Cocktails
besonders gut gehen. Dabei haben wir genaugenommen nur Caipi, aber der wird mit
Begeisterung bestellt. Für die Cocktails ist Tim zuständig, und der mixt die
Dinger nach dem Motto »Mehr ist mehr«. Ich habe schon ganze Kerle nach dem
Genuß von nur einem einzigen Tim-Caipi bewußtlos zu Boden gehen sehen.
    »Sag mal, wohnst du jetzt hier?« Tim kommt zu mir hinter die Bar und
hält mir einen Brief unter die Nase. »Den hab ich eben aus dem Kasten gezogen.«
Ich nehme ihm den Umschlag aus der Hand. Charly Maybach, ℅ Drinks & More,
Bahrenfelder Stieg 193, Hamburg steht da. Ich zucke mit den Schultern, wieso
schickt mir einer Post hierher?
    »Vielleicht ein Verehrer?« mutmaße ich und merke, daß mir allein die
Vorstellung gefällt. Frauen sind so simpel gestrickt!
    »Wenn der erst großartig Briefe schreibt, statt dich hier einfach
anzuquatschen, kannst du den gleich vergessen«, stellt Tim lapidar fest.
    »Och, ich weiß nicht, ist doch ganz romantisch.«
    »Möglich. Aber du bist nicht romantisch.«
    »Bin ich wohl!«
    »Ist mir noch nicht aufgefallen.«
    »Du kennst eben nicht alle meine Seiten«, orakele ich.
    »Ich kenne mehr als genug!«
    »Vielen Dank auch!«
    »Bitte, gern geschehen!« Tim bleibt wie festgetackert neben mir
stehen und wartet offensichtlich darauf, daß ich den Brief öffne. Den Gefallen
werde ich ihm nicht tun.
    »Ist noch was?« frage ich.
    »Klar, du sollst den Brief aufmachen«, antwortet er ganz unverblümt.
    »Schon mal was von Postgeheimnis gehört?«
    »Flüchtig. Immerhin ist der Brief hierher geschickt worden, damit
ist er quasi auch an mich gerichtet.«
    »Ich glaube, du hast einen an der Marmel!« Insgeheim freue ich mich.
Tim ist nämlich der neugierigste Mensch, den ich kenne. Und es wäre gelogen,
wenn ich behaupten würde, daß ich die Situation nicht genieße. Tim platzt fast,
weil er unbedingt wissen will, was in dem Umschlag ist. Gut so, soll er! Mit
betont langsamen Bewegungen stecke ich den Brief in meine hintere Hosentasche.
Tim beobachtet es mit wachsendem Entsetzen.
    »Was machst du denn da? Bist du nicht gespannt, was in dem Umschlag
ist?«
    »Ach, nö«, antworte ich gedehnt und mache mich daran, die Getränke
für die nächste Bestellung vorzubereiten. »Ich mach den lieber in Ruhe zu Hause
auf.«
    »Und wenn es etwas ganz wahnsinnig Wichtiges ist?« versucht Tim es weiter.
    »Leute, die was wahnsinnig Wichtiges zu sagen haben, rufen an – und
schreiben keine Briefe!« Ich muß mir ein Kichern verkneifen. Es ist so schön,
Tim zu ärgern! Und vor allem so einfach!
    »Ich hätte den Umschlag ja auch aus Versehen selbst öffnen können«,
theoretisiert Tim. »Kann ich ja schließlich nicht ahnen, daß dir jemand hierher
schreibt.«
    »Richtig. Aber du hast ihn nicht geöffnet.
Und ich will meine Post eben erst später lesen.« Tim gibt auf und marschiert
rüber zu einem Tisch, an dem die Leute gerade mit ihrem Essen fertig sind. Na
gut, mache ich das Kuvert eben gleich auf, ich hatte ja meinen Spaß. Doch bevor
ich Tim zurückpfeifen kann, schreit Georg plötzlich entsetzt auf.
    »Oh mein Gott! Das ist ja furchtbar!« Mit einem Schlag wird es still
im Drinks & More, nur leise schwirrt ein Blur-Song umher. Georg sitzt
stocksteif an seinem Tisch, leichenblaß, die Hände an die Brust gepreßt.
Besorgt stürzen Tim und ich auf ihn zu, die übrigen Gäste beobachten die Szene
neugierig.
    »Was ist denn los?«
    Georg deutet mit einer Hand auf die Zeitung vor ihm. Der Sportteil
ist aufgeschlagen.
    »Eine Katastrophe«, röchelt Georg, »Der FC St.   Pauli ist pleite!« Schlagartig bricht der Tumult los, zwei Studenten am
Nebentisch springen auf und entreißen Georg die Zeitung, ringsum heftige
Diskussionen.
    »Wie, jetzt doch?« höre ich eine Frau fragen, und ein Mann
antwortet: »Hab ich dir gleich gesagt.« Die beiden Studenten blättern hektisch
und suchen nach genaueren Infos, Georg hat mittlerweile seinen Kopf in den
Händen vergraben und ist auf seinem Stuhl zusammengesackt.
    »So ein Quatsch!« entfährt es Tim. Mit einer energischen Bewegung
nimmt er den beiden Studenten die Zeitung weg, faltet sie zusammen und stopft
sie dann demonstrativ in den großen Ascheimer

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