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Was wir sind und was wir sein könnten: Ein neurobiologischer Mutmacher (German Edition)

Was wir sind und was wir sein könnten: Ein neurobiologischer Mutmacher (German Edition)

Titel: Was wir sind und was wir sein könnten: Ein neurobiologischer Mutmacher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerald Hüther
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Fernsehen beispielsweise, oder Chatten, Shoppen oder der nächste Urlaub in der Südsee.
    Das führt uns zu etwas Weiterem, was uns fundamental von den Tieren unterscheidet:
    Wir sind die einzigen Lebewesen, die auch etwas für wichtig halten können, was in Wirklichkeit weder für das eigene Überleben noch für die eigene Reproduktion gebraucht wird. Und wir sind auch die Einzigen, die sich völlig verrückte Dinge ausdenken, die auf so eine aberwitzige Idee kommen können, auf den Mond zu fliegen. Und dann machen wir das auch wirklich. Das kann kein Affe und keine ganze Affenhorde. Und das kann auch kein einzelner Mensch. Das können nur »wir«. Und genau das ist unser Herausstellungsmerkmal als Mensch. Wir sind begeisterte und einander begeisternde »Wichtigtuer«.
    Das lässt sich leicht anhand weiterer Beispiele verdeutlichen, die das unglaubliche Spektrum dessen andeuten, was wir Menschen alles für wichtig und bedeutsam halten können. Opern zum Beispiel oder Lyrik oder Briefmarken oder Tiefseefische oder das Innenleben von Termitenhügeln oder die Bestandteile eines Eulengewölles oder den Aufbau eines Grashalms oder die Zusammensetzung der Luft. Es ist unglaublich, das nimmt gar kein Ende, und da ist vor allem immer noch massenhaft Spielraum für alles Mögliche, wonach wir in Zukunft ebenso begeistert suchen und womit wir uns dann auch weiter intensiv befassen könnten.

Wir leben in besonderen Gemeinschaften
    Aber nichts davon macht wirklich Spaß, wenn man es ganz alleine macht, wenn nicht wenigstens einer zuschaut, der sich selbst auch dafür interessiert. Wenn nicht wenigstens einer da ist, und sei es auch nur in unseren Gedanken, der es auch wichtig findet und sich auch daran erfreut. Wir sind die einzigen Lebewesen, die sich nicht nur selbst mit Begeisterung etwas ausdenken können, sondern die dazu auch eine Gemeinschaft brauchen. Die Lust am eigenen Entdecken und Gestalten würde uns rasch vergehen, wenn sich die anderen, mit denen wir uns verbunden fühlen, wenn nicht real, dann aber zumindest in unserer eigenen Vorstellung, nicht ebenfalls darüber freuten. Und je mehr andere Menschen daran beteiligt sind, umso großartiger oder verrückter wird das, was von Menschen dann gemeinsam erdacht und geschaffen werden kann. Wenn das nicht so wäre, hätte niemand jemals den Himalaya bestiegen.
    Tiere sind anders. Tiere finden sich mit Hilfe ihrer Instinkte in ihrer Lebenswelt zurecht. Diese Instinktprogramme machen für sie ganz bestimmte Wahrnehmungen automatisch bedeutsamer als andere, setzen bei ihnen bestimmte Handlungsmuster in Gang und unterdrücken dafür andere. Und die lernfähigsten unter den Tieren können eben noch besser als alle anderen durch selbst gemachte Erfahrungen herausfinden, welche Wahrnehmungen für sie besonders wichtig, welche Reaktionsmuster für sie besonders geeignet sind, um ihr eigenes Überleben und ihre eigene Reproduktion zu optimieren.
    Aber Tiere können nicht etwas als bedeutsam erachten und für wichtig halten, was für sie weder einen Überlebensvorteil noch einen Reproduktionsvorteil bietet. Sie bleiben Gefangene ihrer Physiologie, ihrer biologischen Konstitution und ihrer natürlichen Eingebettetheit. Sie können sich keine unnützen, verrückten und abstrusen Ideen ausdenken. Noch weniger können sie sich für solche selbst ausgedachten Ideen begeistern. Und wenn sie in der Lage wären, sich etwas auszudenken, was keiner wirklich braucht, und wenn sie andere Mitglieder ihrer Gemeinschaften mit ihrer eigenen Begeisterung anstecken und diese verrückten Vorstellungen dann auch wirklich umsetzen könnten, dann wären sie eben auch keine Tiere mehr. Dann wären sie auch nicht mehr gezwungen, sich in einem fortwährenden Wettbewerb immer besser an ihre jeweiligen Lebensräume, an ihre ökologischen Nischen anzupassen. Dann könnten sie sich ihre eigenen Lebensräume immer wieder selbst neu gestalten. Nach ihren eigenen Vorstellungen. Nach den Kriterien, die sie für wichtig und bedeutsam halten. Egal, ob das nun jedes Mal auch gleich ihr Überleben sichert und der Reproduktion dient. Wenn Tiere das könnten, dann wären sie keine Tiere mehr, dann wären sie so etwas wie das, was wir sind: begeisterte und einander begeisternde Entdecker und Gestalter einer miteinander geteilten und miteinander geschaffenen gemeinsamen Lebenswelt.
    Nur Primaten verfügen über die Fähigkeit, die Aufmerksamkeit aller Mitglieder einer Gruppe gezielt und aus eigenem Antrieb auf einen

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