Was wir unseren Kindern in der Schule antun
Schulsystem und eine frühe Aufteilung der Kinder?
Nein. Die Kinder in Bayern sind voraus, weil sie im Vergleich zu den Kindern in anderen Bundesländern noch mal verschärft pauken müssen â aber zu welchem Preis? In diesen Studien werden beispielsweise weder die Gesundheit noch die Persönlichkeitsentwicklung, soziale Kompetenzen und die individuelle Ausbildung eines Kindes erfasst oder auch nur berücksichtigt. Beim Pauken einen Vorsprung zu haben, ist nicht schwierig, wenn der Druck und die Schlagzahl erhöht werden. Ob das allerdings als eine wertvolle Ausbildung bezeichnet werden kann? Die Mehrgliedrigkeit wird zu Unrecht als Grund für einen Wissensvorsprung der Schüler an bayerischen Schulen angegeben, denn beispielsweise schneidet Hamburg in solchen Erhebungen meist ganz schlecht ab, obgleich dort zum Zeitpunkt der Studien auch nach der vierten Klasse auf verschiedene Schularten selektiert wurde. Die Studien besagen zudem, dass ein wesentlicher Aspekt die erhöhte Unterrichtsdichte der Siegerländer ist, die allein schon den Wissensvorsprung von einem Jahr erklären kann. Deutlich wird in allen Studien, dass gerade in den Siegerländern die soziale Herkunft nach wie vor in inakzeptabler Weise den Bildungsgrad bestimmt.
Wenn alle Kinder gut lernen sollen, muss Unterricht natürlich auf hohem Niveau stattfinden mit fachlich gut ausgebildeten Lehrern, die über pädagogisches Geschick verfügen und Freude an ihrem Beruf haben. Für die wichtigen fachlichen Inhalte darf es durchaus verbindliche Lehrpläne geben, die Orientierung bieten, solange genügend Freiräume bleiben. Aber die wirklich wertvolle individuelle Ausbildung von Kindern und die organische Persönlichkeitsentwicklung sind nur in heterogenen Gruppen möglich. Wir müssen verstehen, wie es zu den Bildungsversagern und Risikoschülern kommt, und erkennen, dass sie erst durch die Selektion im mehrgliedrigen Schulsystem und die damit einhergehenden Folgen produziert werden. Alle Kinder könnten gut lernen, wenn wir sie entsprechend unterstützen, ohne sie gleichzeitig durch ständiges Testen zu demoralisieren.
eISBN 978-3-641-04142-7
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Programmleitung: Silke Kirsch
Projektleitung: Esther Szolnoki
Lektorat: Ina Raki, Bruckmühl
Bildredaktion: Annette Mayer
Illustrationen: Nada Gotovac, München
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Layout und Satz: Lore Wildpanner, München
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