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Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Titel: Was wir unseren Kindern in der Schule antun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanbine Czerny
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Einheitsschule, auch wenn sie durch die Dreigliedrigkeit suggeriert, den individuellen Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden. Tatsache ist, dass alle Kinder einer Schulart stets das Gleiche machen müssen, weil sie eben danach bewertet werden.
Wo findet denn die Individualität unserer Kinder tatsächlich Platz im herkömmlichen Schulsystem? Wo sind die Freiheit, der Raum und die Zeit, sich individuellen Interessen zu widmen? In „Einer Schule für alle“ ist dies möglich, da Kinder nicht zur Messung und Beurteilung in gleiche Gleise gezwungen werden müssen. Kinder können wieder echte Leistung erbringen und kreativ werden. Sie lernen die Grundlagen und fachlichen Inhalte, die sie als Basis benötigen, darüber hinaus ist aber ein individuelles Lernen ohne Grenzen möglich, zu dem jeweils individuelle, weiterführende Rückmeldungen gegeben werden. Statt „Eine Schule für alle“ wird vielleicht der Begriff „Vielfaltschule“ der Qualität einer Schule der Zukunft gerechter.
    Â 
    Oft hört man davon, dass Kinder selbstständig auf einem selbst gefundenen Lernweg und in der selbstbestimmten Zeit lernen sollen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass mein Kind so lernt, es ist damit sicher überfordert. Soll das tatsächlich einem Kind entsprechen?
    In der Öffentlichkeit wird oft mit Schlagworten operiert, um die wesentlichen Merkmale einer Thematik deutlich zu machen. Im Gegensatz zur Gleichschrittschule zeichnet sich „Eine Schule für alle“ dadurch aus, dass Kinder individuelle Wege gehen dürfen und die Möglichkeit haben, ihre persönlichen Neigungen und Interessen auszubilden. Deutlich gemacht werden soll auch, dass eben nicht alle Kinder zum gleichen Zeitpunkt das Gleiche können müssen, sondern jedes Kind organisch lernen und sich entwickeln kann. Nach meinem Verständnis hat Schule die Aufgabe, die Kinder aus der Sicherheit in die Selbstständigkeit zu führen. Um dieses Ziel zu erreichen, gibt es verschiedene Ansätze, die einzelne Schulen jeweils anders umsetzen. Meine Idealvorstellung ist der Beginn in einer Gemeinschaft in einem gebundenen Unterricht, in dem Kinder bereits Freiräume für individuelles und schöpferisches Lernen haben, die mit zunehmendem Alter ausgeweitet werden. Meiner Erfahrung nach brauchen Kinder Anleitung und die damit verbundene Sicherheit. Zudem gibt es meiner Ansicht nach zahlreiche Lerninhalte, bei denen Kinder und Jugendliche
von einem gemeinsamen und sinnvoll arrangierten Unterricht mehr profitieren als vom völlig selbstständigen und eigenverantwortlichen Lernen.
    Grundlage aller modernen Schulen ist jedoch die Fürsorge für das Kind, und so wird unabhängig von der angewandten Methodik stets das Wohl und die Individualität des Kindes im Mittelpunkt stehen.
    Â 
    Gesamtschulen gibt es doch schon. Was ist an „Eine Schule für alle“ anders und warum sollte sie besser sein?
    In den Gesamtschulen herrschten die gleiche Leistungsmessungs- und Beurteilungskultur wie an den anderen Regelschulen, mit den gleichen fatalen Folgen: demoralisierte Kinder, Gleichschrittunterricht, Pauken. Diese drei Faktoren verhindern echtes Lernen und eine gute Schule. Eine Gesamtschule ist im Grunde nichts anderes als eine Dreigliedrigkeit unter einem Dach. Und so wie es derzeit nicht vorstellbar ist, dass man Gymnasialkinder mit Hauptschulkindern gemeinsam unterrichtet, gelingt das in den Gesamtschulen auch schwer. Man kann nicht jahrelang Kinder demoralisieren, ihr organisches Lernen immer wieder verhindern und dann den gleichen Einsatz und die gleichen Leistungen von ihnen verlangen.
    In einer Schule für alle Kinder herrscht ein anderer Lern- und Leistungsbegriff, bei dem nicht der Vergleich im Vordergrund steht, sondern die Bildung und Entwicklung jedes einzelnen Kindes. Es ist ein völlig anderes Schulkonzept, durch das entgrenztes und individuelles Lernen erst möglich wird.
    Â 
    In den Diskussionen um eine verlängerte Grundschulzeit wird immer so viel von Chancengleichheit gesprochen. Was hat es damit auf sich?
    Der Begriff Chancengleichheit hat für manche Eltern etwas Angsterregendes. Gerade Eltern der oberen Schicht befürchten, dass, wenn Kinder der unteren Schicht nun mehr Zeit haben, um Defizite auszugleichen, diese ihrem Kind den Platz an der weiterführenden Schule wegnehmen. Die Angst ist begründet. In einem selektiven System wird es

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