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Waylander

Waylander

Titel: Waylander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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von dem Berg entfernt.«
    »Dann nimm den Schild weg.«
    »Ich kann nicht.«
    »Hör zu, Dardalion, du glaubst an die Macht der QUELLE gegen alle Mächte des Chaos, und du hast unerschütterlich in diesem Glauben gekämpft.
    Aber jetzt, finde ich, machst du dich der Arroganz schuldig. Ich sage das nicht leichtfertig, nicht einmal kritisch. Ich bin selbst arrogant. Aber du hast entschieden, daß Waylander für die Drenai wichtiger ist als Purdol. Vielleicht hast du recht. Aber er ist jetzt nahe der Rüstung, und du hast ihn dorthin gebracht. Laß die QUELLE ihn nach Hause bringen.«
    Dardalion sah auf und begegnete Karnaks Blick. »General, du mußt verstehen, daß die Feinde, denen sich Waylander gegenübersieht, nicht alle menschlich sind. Die Nadir und die Bruderschaft verfolgen ihn, ja, aber auch andere - Ungeheuer aus der Hölle. Wenn ich den Schild hebe, ist er ganz allein.«
    »Und du mußt verstehen: Wenn er allein ist, bedeutet das nur, daß es keine QUELLE gibt. Kannst du diesem Schluß folgen?«
    »Ich glaube schon, obwohl ich fürchte, daß er trügerisch ist.«
    »Und da spricht deine Arroganz. Die QUELLE existierte, bevor du geboren warst, und sie wird noch existieren, wenn du längst tot bist. Du bist nicht die einzige Waffe, die sie hat.«
    »Aber wenn du unrecht hast!«
    »Dann stirbt er, Dardalion. Aber Bäume werden wachsen, Flüsse ins Meer fließen und die Sonne scheinen. Nimm diesen verdammten Schild weg!«
    Der Priester erhob sich und ging zur Tür.
    »Wirst du es tun?« fragte Karnak.
    »Es ist bereits geschehen«, antwortete Dardalion.
    »Gut! Und jetzt vertreibe die Bruderschaft aus Purdol!«
    Kurz vor Mitternacht waren die letzten Vagrier zu ihren Lagerfeuern zurückgehumpelt. Jonat sprang auf die Brustwehr und brüllte ihnen nach: »Kommt zurück, ihr Hunde, wir sind noch nicht fertig mit euch!«
    Entlang der Mauer trugen Bahrenträger die Verwundeten davon, während die Toten über die Brüstung geworfen wurden. Jonat schickte ein Dutzend Männer aus, um Essen und Wasser zu holen, ehe er durch seinen Abschnitt patrouillierte und die Verluste zählte. Seit Tagen spürte er jetzt, wie die Last seiner neuen Verantwortung ihn niederdrückte, und seine eigene Quelle der Bitterkeit brachte ihn der Verzweiflung nahe. Das Wissen, daß die Bruderschaft am Werke war, hatte ihm ein wenig geholfen, aber heute nacht fühlte er sich frei. Die Sterne funkelten, der Wind vom Meer war frisch und rein, und die Feinde zogen sich wie geprügelte Hunde in ihre Zelte zurück. Jonat fühlte sich stärker als jemals zuvor in seinem Leben, und er grinste breit, während er mit den Soldaten ringsum Scherze austauschte. Er winkte sogar Sarvaj am Tortum zu. Seine entschiedene Abneigung für ihn ging in seiner frisch gefundenen guten Laune unter.
    Plötzlich erscholl von rechts ein rauhes Jubeln, und als Jonat sich umdrehte, sah er Karnak die Stufen zum Wehrgang ersteigen. Hinter ihm kamen vier Soldaten mit Weinflaschen.
    »Ich sehe dich, Jonat, du Schurke«, röhrte Karnak. Jonat kicherte und fing die Flasche, die Karnak in seine Richtung warf. »Ich nehme doch an, du trinkst mit mir?«
    »Warum nicht, General?«
    Karnak setzte sich und rief die Männer zu sich. »Ihr habt wahrscheinlich gehört, daß ich den Tunnel schließen mußte«, sagte er grinsend. »Das bedeutet, der einzige Weg hinaus führt durch das Haupttor. Wie findet ihr das?«
    »Sag uns nur Bescheid, wenn du gehen willst, General!« rief ein Mann von hinten.
    »Also, ich hätte ja gesagt, heute abend, aber der Feind scheint auch so schon niedergeschlagen genug«, sagte Karnak. »Und wir wollen sie schließlich nicht mit der Nase drauf stoßen.«
    »Stimmt es, daß du den Berg hast einstürzen lassen?« fragte ein anderer Mann.
    »Ich fürchte ja, alter Knabe. Meine Techniker hatten Winschen und Flaschenzüge im Tunnel eingebaut und an einem der Deckenbalken eine raffinierte Vorrichtung installiert. Man darf ja keinen offenen Zugang zu einer Festung lassen.«
    »Wir hörten, du seist tot«, sagte Jonat.
    »Guter Gott, Mann, glaubst du etwa, ein einfacher Berg könnte mich umbringen? Wie wenig Glauben du doch besitzt! Aber, wie geht es euch allen?«
    Ein paar Minuten blieb Karnak sitzen und plauderte mit ihnen, ehe er weiterzog. Zwei Stunden später kehrte er in sein Zimmer zurück. Sein Auge war ein einziger brennender Schmerz, seine Kraft fast am Ende. Er ließ sich auf sein Bett fallen, rollte sich auf den Rücken und stöhnte.
    In der

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