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Waylander

Waylander

Titel: Waylander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Morgengrauen. Als er aufwachte, war er allein. Die Leichen der Werwölfe waren ebenso verschwunden wie Kai.
    Waylander aß seine letzte Nahrung, dann sattelte er sein Pferd. Er ritt von der Lichtung und blickte zu der vor ihm aufragenden Masse von Raboas hinauf.
    Raboas, der Heilige Riese.
    Ein seltsames, doch willkommenes Gefühl der Ruhe überkam Waylander, als er sein Pferd die Hänge von Raboas hinauflenkte. Die Sonne schien durch ein Gitterwerk von Wolken, was der Schönheit des Himmels eine unglaubliche Tiefe verlieh, während Möwen wie kleine lebendige Wolkenfetzen herabstießen. Waylander zügelte sein Pferd und betrachtete prüfend die Landschaft. Hier war eine Schönheit, die er nie zuvor gesehen hatte: eine wilde elementare Großartigkeit, die von der Arroganz der Ewigkeit sprach.
    Rechts von ihm plätscherte ein Bach, der aus einer Spalte im Berg kam, über weiße Felsen. Er stieg ab und zog sich aus, dann wusch und rasierte er sich und kämmte seine Haare, die er im Nacken zusammenband. Das Wasser war kalt auf der Haut, und er zog sich rasch wieder an, nachdem er den Reisestaub aus seinen Kleidern geschüttelt hatte. Aus seinem Gepäck nahm er einen schwarzen Seidenschal, den er nach Art eines Sathuli-Burnus über Kopf und Schultern drapierte. Dann rückte er seine Schulterstücke aus Kettengliedern zurecht. Zwei silberne Armschützer schnallte er an die Unterarme, ein Wehrgehänge mit sechs Wurfmessern in ihren Scheiden folgte. Er schärfte Messer und Schwert. Dann betrachtete er den Berg.
    Heute würde er sterben.
    Heute würde er seinen Frieden finden.
    In der Ferne sah er eine Staubwolke auf Raboas zueilen. Viele Reiter galoppierten zum Berg, aber das kümmerte Waylander nicht.
    Heute war sein Tag. Diese glorreiche Stunde der Schönheit war seine Stunde.
    Er stieg in den Sattel, und als er den schmalen Pfad zwischen den Felsen entdeckte, trieb er sein Pferd voran.
    Sein ganzes Leben lang war er auf der Suche nach diesem Pfad gewesen, das wußte er jetzt. Jede Erfahrung, die er gemacht hatte, hatte dazu beigetragen, ihn zu diesem Zeitpunkt hierher zu führen.
    Von dem Augenblick an, in dem er Niallad getötet hatte, hatte er das Gefühl, als wäre er auf dem Gipfel eines Berges angekommen, von dem es kein Zurück gab. Alle Pfade waren ihm verschlossen, er hatte nur noch die Wahl, sich vom Gipfel zu stürzen und zu fliegen!
    Plötzlich spielte es keine Rolle mehr, ob er die Rüstung fand oder ob die Drenai nun gewannen oder verloren.
    Dies war Waylanders Stunde.
    Zum erstenmal seit zwei Jahrzehnten sah er ohne Qual seine geliebte Tanya in der Tür des Bauernhauses stehen und ihn hereinwinken. Er sah seinen Sohn und seine beiden Töchter im Blumengarten spielen. Er hatte sie so sehr geliebt.
    Aber für die Räuber waren sie nicht mehr als Spielzeug gewesen. Seine Frau war vergewaltigt und ermordet worden, seine Kinder waren ohne einen Gedanken oder Gewissensbisse getötet worden. Ihr Gewinn hatte aus einer Stunde befriedigter Lust, einigen Säcken mit Korn und einer Handvoll Silbermünzen bestanden.
    Ihre Strafe war Tod gewesen, gräßlich und rachsüchtig - nicht einer von ihnen war in weniger als einer Stunde gestorben. Denn Dakeyras der Bauer war mit seiner Familie gestorben. Die Räuber hatten Waylander den Schlächter erschaffen.
    Aber jetzt war der Haß vorbei ... vergangen wie Rauch im Wind. Waylander lächelte, als er sich an sein erstes Gespräch mit Dardalion erinnerte.
    »Einst war ich ein Lamm, das auf einer grünen Wiese spielte. Dann kamen die Wölfe. Jetzt bin ich ein Adler und fliege in einem anderen Universum.«
    »Und jetzt tötest du die Lämmer?« hatte Darda-lion ihn beschuldigt.
    »Nein, Priester. Für Lämmer zahlt niemand.«
    Der Pfad wand sich immer weiter in die Höhe, über zerklüftete Felsen und zwischen gewaltigen Felsbrocken hindurch.
    Orien hatte gesagt, daß Werungeheuer die Rüstung bewachten, doch das war Waylander gleichgültig.
    Er würde vom Pferd steigen und in die Höhle gehen, die Rüstung holen und auf den Feind warten, den er nicht töten konnte.
    Sein Pferd atmete schwer, als sie das Hochplateau erreichten. Vor ihm lag eine große Höhle, vor deren Eingang Durmast und Danyal an einem Feuer saßen.
    »Du hast dir Zeit gelassen«, sagte der Riese grinsend.
    Waylander stieg ab, als Danyal auf ihn zurannte, schloß sie in die Arme und küßte ihr Haar. Er schloß die Augen, um die Tränen zurückzuhalten. Durmast wandte den Blick ab.
    »Ich liebe dich«, sagte

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