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Waylander

Waylander

Titel: Waylander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Gürtel und ritzte sich den Unterarm auf. Blut quoll aus der Wunde. Als Waylander seinen Arm über Dardalions Gesicht hielt, tropfte Blut auf seine Haut, floß über die geschlossenen Augen und weiter über die Lippen in seine Kehle.
    Ein letzter, furchtbarer Schrei entrang sich dem Priester, dann klappten seine Augen auf. Er lächelte, die Augen fielen ihm wieder zu. Ein tiefer, schaudernder Atemzug füllte seine Lungen, und er schlief. Waylander fühlte seinen Puls - er war kräftig und regelmäßig.
    »Guter Gott des Lichts!« rief Danyal. »Warum? Warum das Blut?«
    »Der QUELLE zufolge darf keiner ihrer Priester jemals Blut kosten, denn das Blut trägt die Seele«, erklärte Waylander leise. »Die Waffe war nicht genug, aber das Blut hat ihn zurückgebracht.«
    »Ich verstehe dich nicht. Und ich will es auch gar nicht«, sagte sie.
    »Er lebt, Frau. Was willst du noch?«
    »Von dir? Gar nichts.«
    Waylander lächelte und erhob sich. Er nahm einen kleinen Tuchbeutel aus der Satteltasche, aus dem er ein Stück Leinen fischte, mit dem er sich unbeholfen den Schnitt im Arm verband.
    »Würde es dir etwas ausmachen, hier einen Knoten zu machen?« fragte er sie.
    »Ich fürchte, ja«, antwortete sie. »Das würde bedeuten, ich müßte dich berühren, und ich möchte nicht, daß du mir die Hand abschlägst!«
    »Tut mir leid. Das hätte ich nicht sagen sollen.«
    Ohne auf eine Antwort zu warten, verließ Way-lander die Höhle und stopfte die Enden des Verbands fest.
    Der Tag war strahlend und kühl, der leichte Wind von den Bergen roch nach dem Schnee, der auf den Gipfeln von Skoda lag, als Waylander auf einen nahe gelegenen Hügel wanderte und in die blaue Ferne starrte.
    Für die nächsten drei oder vier Tage würde ihr Weg einfach sein, denn er zog sich von einem Waldstück zum nächsten, und dazwischen lagen nur kurze Strecken offenes Gelände. Aber anschließend würde die sentranische Ebene vor ihnen liegen, flach und gestaltlos.
    Diese Leere unbeobachtet zu durchqueren verlangte mehr Glück, als ein Mann beanspruchen durfte. Sechs Menschen und zwei Pferde! Bei dem Tempo, das sie anschlagen mußten, würden sie fast eine Woche lang in der Ebene sein - eine Woche ohne Feuer oder warme Mahlzeit. Waylander betrachtete forschend die möglichen Pfade nach Nordosten in Richtung Purdol, der Stadt am Meer. Es hieß, daß eine vagrische Flotte am Hafeneingang ankerte, um eine Armee an Land zu setzen, die die Zitadelle belagern sollte.
    Falls das stimmte - und Waylander hielt das für wahrscheinlich -, dann würden vagrische Vortruppen das Land nach Lebensmitteln und Vorräten durchkämmen. Im Nordwesten lagen Vagria selbst sowie die Festung Segril, aber von dort drangen Truppen ins Land der Drenai. Die sentranische Ebene lag genau nördlich, und dahinter erstreckten sich der Wald von Skultik und die Berge, von denen es hieß, sie wären die letzte Festung der Drenai westlich von Purdol.
    Aber hielt Egel Skultik noch immer?
    Konnte irgend jemand die Überreste einer besiegten Armee gegen die Hunde des Chaos zusammenhalten? Waylander bezweifelte es - doch hinter den Zweifeln lauerte ein Funken Hoffnung. Egel war der fähigste Drenai-General seiner Zeit, unspektakulär, aber solide, ein strenger Zuchtmeister - ganz anders als die Höflinge, denen König Niallad für gewöhnlich den Befehl über seine Truppen erteilte. Egel stammte aus dem Norden, war ungebildet und manchmal ungehobelt, aber auch ein Mann von Charisma und Stärke. Waylan-der hatte ihn einmal bei einer Parade in Drenan gesehen, und der Mann war aufgefallen wie ein wilder Keiler unter Gazellen. Jetzt war der Keiler in Skultik zu Boden gegangen.
    Waylander hoffte, daß er aushielt, zumindest, bis er die Frau und die Kinder abgeliefert hatte.
    Falls er sie abliefern konnte.
    Am Nachmittag tötete Waylander ein kleines Reh. Er hängte den Kadaver an einen nahen Baum, schnitt die besten Stücke heraus und trug das Fleisch in die Höhle. Es wurde bereits dunkel, als er ankam, und der Priester schlief noch immer. Danyal zündete das Feuer an, während Waylander einen Spieß aufstellte, um das Wildbret zu rösten. Die Kinder saßen nah am Feuer und sahen zu, wie Fett zischend in die Flammen tropfte - ihre Mägen knurrten, ihre Augen blickten gierig.
    Waylander nahm das Fleisch vom Spieß und legte es auf einen flachen Stein zum Ruhen und
    Abkühlen, dann schnitt er es für die Kinder und auch für Danyal in Stücke.
    »Es ist etwas zäh«, beschwerte sich die

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