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Waylander

Waylander

Titel: Waylander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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ich mich zu dir setzen?«
    »Warum nicht?«
    »Eine herrliche Nacht, nicht wahr?«
    »Wie definiert ein Blinder >herrlich    »Die Luft ist frisch und kühl, und die Stille eine Maske - ein Mantel, der soviel Leben verhüllt. Rechts von uns sitzt ein Hase, der sich fragt, warum zwei Männer so dicht bei seinem Bau sitzen. Links von uns ist ein Rotfuchs - dem Geruch nach eine Füchsin -, und sie jagt den Hasen. Über uns fliegen die Fledermäuse und genießen die Nacht ebenso wie ich.«
    »Für meinen Geschmack ist es zu hell«, sagte Waylander.
    »Es ist immer schwer, gejagt zu werden.«
    »Ich hatte schon das Gefühl, du wüßtest Bescheid.«
    »Wüßte Bescheid worüber? Das Gefühl, gejagt zu werden, oder die Tatsache, daß die Dunkle Bruderschaft dich sucht?«
    »Sowohl als auch. Beides. Es spielt keine Rolle.«
    »Du hattest recht, Waylander. Ich habe dich gesucht, und ich habe Hintergedanken. Wollen wir also aufhören zu streiten?«
    »Wie du willst.«
    »Ich habe eine Botschaft für dich.«
    »Von wem?«
    »Das gehört nicht zur Botschaft. Außerdem würde es mehr Zeit kosten, es dir zu erklären, als ich habe. Laß mich nur sagen, daß du eine Chance bekommen hast, dich zu erlösen.«
    »Wie nett von dir. Aber da ist nichts zu erlösen.«
    »Wenn du es sagst. Ich will nicht streiten. Bald wirst du Egels Lager erreichen, wo du eine Armee in Auflösung vorfinden wirst, eine Kampftruppe, die der endgültigen Niederlage geweiht ist. Du kannst ihnen helfen.«
    »Bist du übergeschnappt, alter Mann? Nichts kann Egel retten.«
    »Ich sagte nicht >retten<, sondern >helfen<.«
    »Worin liegt der Sinn, einem toten Mann zu helfen?«
    »Worin lag der Sinn, den Priester zu retten?«
    »Das war eine Laune, verdammt! Und es wird lange dauern, bevor ich mir noch einmal eine solche Laune gestatte.«
    »Warum bist du so wütend?«
    Waylander kicherte, aber es lag kein Humor darin.
    »Du weißt, was dir geschehen ist?« fragte der alte Mann. »Du bist von der QUELLE berührt worden, und das sind die Ketten, gegen die du dich auflehnst. Einst warst du ein guter Mann und kanntest die Liebe. Aber die Liebe starb, und da kein Mensch in einem Vakuum lebt, hast du dich nicht mit Haß, sondern mit Leere gefüllt. Du hast in den vergangenen zwanzig Jahren nicht gelebt - du warst ein wandelnder Leichnam. Den Priester zu retten war deine erste anständige Tat in zwei Jahrzehnten.«
    »Dann bist du also gekommen, um zu predigen?«
    »Nein, ich predige, ohne es zu wollen. Ich kann dir die QUELLE nicht erklären. Bei der QUELLE geht es um Torheit, wunderbare Torheit, um Reinheit und Freude. Aber gegen die Weisheit der Welt versagt sie, denn die QUELLE weiß nichts von Gier, Lust, Täuschung, Haß oder irgendwelchem Bösen. Und doch triumphiert sie stets. Denn die QUELLE gibt immer etwas für nichts: Gutes für Böses, Liebe für Haß.«
    »Das ist ein Trugschluß. Gestern starb ein kleiner Junge - er haßte niemanden, aber ein böser Hurensohn streckte ihn nieder. Überall in diesem Land sterben gute, anständige Menschen zu Tausenden. Erzähl mir nichts von Triumphen. Triumphe sind auf dem Blut der Unschuldigen gebaut.«
    »Siehst du? Ich rede Torheit. Aber indem ich dich kennenlerne, weiß ich, was Triumph bedeutet. Ich verstehe ein weiteres Fragment.«
    »Das freut mich für dich«, spottete Waylander und verabscheute sich selbst dafür.
    »Laß mich erklären«, sagte der alte Mann sanft. »Ich hatte einen Sohn - keinen brillanten Jungen, nicht den hellsten Kopf. Aber er liebte viele Dinge. Er hatte einen Hund, der im Kampf mit einem Wolf verletzt wurde, und wir hätten den Hund töten sollen, denn er war ernstlich verwundet. Aber mein Sohn wollte das nicht zulassen, er nähte die
    Wunde und saß fünf Tage und Nächte bei dem Hund, denn er wollte, daß er lebte. Aber er starb. Und es hat ihm das Herz gebrochen, denn er war ihm teuer. Als er ein Mann wurde, habe ich alles, was ich hatte, ihm übergeben. Er wurde Haushofmeister, und ich begab mich auf meine Reisen. Mein Sohn hat den Hund nie vergessen, und das färbte auf alles ab, was er tat ...«
    »Hat die Geschichte auch einen Sinn?«
    »Das hängt von dir ab, denn hier kommst du ins Spiel. Mein Sohn sah, daß alles, was ich seiner Obhut anvertraut hatte, in Gefahr war, und er versuchte verzweifelt, es zu retten. Aber er war zu weich, und Räuber überfielen meine Ländereien und erschlugen meine Leute. Da erkannte mein Sohn seine Fehler und wurde wahrhaft ein Mann, denn er wußte

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