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Waylander

Waylander

Titel: Waylander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Handlung auf einmal komplex und schwierig. Genauso, wenn wir kämpfen ... und ich kämpfe besser als die meisten, weil ich mich ganz auf die kleinen Dinge konzentrieren kann. Der Kiesel bleibt ein Kiesel, gleichgültig, was von Erfolg oder Mißerfolg abhängt.«
    »Kannst du mir das beibringen?«
    »Ich habe keine Zeit.«
    »Du gehorchst deinem eigenen Grundsatz nicht.
    Dies ist eine kleine Sache. Vergiß deine Aufgabe und konzentriere dich auf mich, Waylander - ich muß lernen.«
    »Wie man kämpft?«
    »Nein, wie man die Angst überwindet. Dann kannst du mich lehren zu kämpfen.«
    »Also schön. Fangen wir damit an, daß du mir sagst, was der Tod ist.«
    »Ein Ende.«
    »Mach es schlimmer.«
    »Maden und graues, verfaulendes Fleisch?«
    »Gut. Und wo bist du dann?«
    »Weg. Verschwunden.«
    »Fühlst du dann noch etwas?«
    »Nein ... vielleicht. Wenn es ein Paradies gibt.«
    »Vergiß das Paradies.«
    »Dann fühle ich nichts. Ich bin nicht mehr am Leben.«
    »Dieser Tod, kannst du ihn vermeiden?«
    »Natürlich nicht.«
    »Aber du kannst ihn hinauszögern?«
    »Ja.«
    »Und was hast du davon?«
    »Die Aussicht auf mehr Glück.«
    »Aber im schlimmsten Fall?«
    »Die Aussicht auf mehr Schmerz«, sagte sie. »Alter, Falten, Verfall.«
    »Was ist schlimmer? Tod oder Verfall?«
    »Ich bin jung. Im Moment fürchte ich beides.«
    »Um die Angst zu überwinden, mußt du erkennen, daß es kein Entkommen gibt vor dem, was du fürchtest. Du mußt es in dich aufnehmen. Lebe damit. Schmecke es. Verstehe es, Überwinde es.«
    »Das verstehe ich«, sagte sie.
    »Gut. Was fürchtest du in diesem Augenblick am meisten?«
    »Dich zu verlieren.«
    Er ging ein Stück von ihr weg und hob einen Kieselstein auf. Wolken verbargen teilweise den Mond, und sie strengte sich an, seine Hand zu erkennen.
    »Ich werde ihn dir zuwerfen«, sagte er. »Wenn du ihn fängst, kannst du bleiben - wenn du ihn verfehlst, kehrst du nach Skarta zurück.«
    »Nein, das ist nicht fair! Die Sicht ist so schlecht.«
    »Das Leben ist nicht gerecht, Danyal. Wenn du nicht einverstanden bist, reite ich allein davon.«
    »Dann bin ich einverstanden.«
    Ohne ein weiteres Wort warf er ihr den Stein zu - ein schlecht gezielter Wurf, zu weit links von ihr. Ihre Hand zuckte vor, und der Stein prallte gegen ihre Handfläche, aber beim zweiten Versuch hatte sie ihn fest in der Hand. Erleichterung durchflutete sie, und ihre Augen strahlten triumphierend.
    »Weshalb freust du dich so?« fragte er.
    »Ich habe gewonnen!«
    »Nein. Sag mir, was du getan hast.«
    »Ich habe meine Angst überwunden?«
    »Nein.«
    »Nun, was dann? Ich verstehe dich nicht.«
    »Aber du mußt, wenn du etwas lernen willst.«
    Plötzlich lächelte sie. »Ich verstehe das Geheimnis, Waylander.«
    »Dann sag mir, was du getan hast.«
    »Ich habe einen Stein bei Mondschein gefangen.«
    Während der ersten drei Tage der Reise versetzten Danyals Fortschritte Waylander in Erstaunen. Er hatte gewußt, daß sie stark, beweglich und von rascher Auffassungsgabe war, aber wie er entdeckte, waren ihre Reflexe verblüffend schnell, und ihre Fähigkeit, Anweisungen aufzunehmen, war kaum zu glauben.
    »Du vergißt«, sagte sie, »daß ich auf den Bühnen von Drenan gestanden habe. Ich habe Tanz und Jonglieren trainiert, und ich verbrachte drei Monate mit einer Gruppe von Akrobaten.«
    Jeden Morgen ritten sie von den Fuhrwerken fort in das sanft gewellte Gelände der Steppe. Am ersten Tag brachte er ihr bei, wie man ein Messer wirft. Die Leichtigkeit, mit der sie sich diese Kunst aneignete, veranlaßte ihn, seine Lehrmethoden zu überdenken. Er hatte ursprünglich vorgehabt, es nur ihr zuliebe zu tun, aber jetzt nahm er die Sache ernst. Aufgrund ihrer Jonglierfähigkeiten hatte sie ein Gefühl für Balance, das wirklich außergewöhnlich war. Seine Messer hatten unterschiedliche Längen und Gewichte, aber in ihren Händen verhielten sie sich gleich. Sie wog die Klinge lediglich mit den Fingern, schätzte das Gewicht und schleuderte sie dann dem Ziel entgegen. Von ihren ersten fünf Würfen ging nur einer an dem vom Blitz gespaltenen Baum vorbei.
    Waylander fand einen Stein mit hohem Kreidegehalt und zeichnete den Umriß eines Mannes auf den Baumstamm. Er reichte Danyal ein Messer und drehte sie um, so daß sie vom Baum abgewandt stand.
    »Ich möchte, daß du dich, ohne innezuhalten, umdrehst und wirfst und dabei auf den Hals zielst«, sagte er. Sie wirbelte auf dem Absatz herum, ihr Arm schoß vor, und das

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