0143 - Die Schöne aus dem Totenreich
Obwohl er ein Dämon gewesen war. Im alten Atlantis hatte er damals eine große Macht besessen, doch die Zeiten waren vorbei, das Meer hatte Atlantis gefressen. Aber Myxin erinnerte sich immer stärker an diesen Kontinent. Vor allen Dingen hatte er auf der Suche nach neuen Kräften Spuren dieses Kontinents auch auf den über dem Wasser liegenden Teilen der Erde entdeckt. Es war gar nicht so schwer, sie zu finden, man mußte nur richtig schauen.
Auch an diesem kalten Dezembertag war er wieder auf der Suche nach einem Hinweis aus der Vergangenheit. Myxin war fest entschlossen, ihn zu finden.
Warum aber hatte ihn sein Gefühl gewarnt?
Myxin hielt Ausschau. Seine Augen versuchten das Dunkel des Abends zu durchbrechen, was nicht möglich war. Er sah in der Ferne die Lichter einer Ortschaft. Als helle Grüße schimmerten sie zu ihm herüber, und er sah auch eine Lichtballung dicht über dem Boden.
Das war ein Tannenbaum, an dem die Kerzen leuchteten. Weihnachten stand vor der Tür…
Ein Fest, mit dem Myxin nichts anfangen konnte und auch nichts anzufangen wußte. In Atlantis gab es das noch nicht. Erst sehr viel später feierten die Menschen dieses Fest.
Myxin ging bis zum Rand der Plattform und schaute in die Höhe.
Wie drei gewaltige Zahnstummel hoben sich die Felsen aus der Landschaft. Sie waren nicht völlig kahl, nein, auf ihren Spitzen wuchsen Bäume, die dem Wind und den Unbillen des ewig wechselndes Wetters standhaft trotzten.
Diese Felswände wurden von den Bewohnern der umliegenden Dörfer auch ›Des Teufels letzte Finger‹ genannt. Der Begriff ging auf eine alte Sage aus dem Mittelalter zurück.
Davon wußte Myxin jedoch nichts. Er hatte den Felsen aus einem ganz anderen Grund einen Besuch abgestattet.
Noch einige Minuten wartete er, dann, als er merkte, daß sich nichts tat, daß die Gefahr nicht drohender wurde, kletterte er weiter. Und wieder einmal bewies der kleine Magier seine Geschicklichkeit. Tritt- und zielsicher fand er die richtigen Stellen, wo erst seine Beine und wenig später auch die Finger den nötigen Halt fanden.
Myxin war geschickt wie ein Bergsteiger. Er verlagerte sein Gewicht, wenn es sein mußte, und er sah auch zu, daß unter seinen Füßen das Gestein nicht abbröckelte.
So schaffte er Meter für Meter.
Das Gestein war rissig, an manchen Stellen wirkte es wie ausgeflammt. Große Poren, die sich schon bald zu Löcher verbreiterten. Myxin hielt des öfteren inne, nicht weil er erschöpft gewesen wäre, sondern weil sich das Gefühl der Gefahr noch nicht verflüchtigt hatte. Es war nach wie vor da.
Erwartete man ihn?
Kaum, dachte Myxin, denn wer sollte wissen, daß er sich auf den Weg zu den Felsen gemacht hatte? Er hatte seine Spuren sorgfältig verwischt. Myxin wollte nicht, daß man ihn fand, denn seine Feinde waren nicht zu zählen.
Er hatte sie nicht oder kaum unter den Menschen, seine Gegner entstammten anderen Reichen.
Dämonenreichen!
Dort stand er auf der Abschußliste ganz oben. Nicht zuletzt deshalb, weil er sich gegen seine eigenen Artgenossen gestellt hatte.
Er war ein harter Gegner des Schwarzen Tods gewesen, hatte ihn bekämpft und somit auch Asmodina, die dessen Nachfolge übernommen hatte, nachdem der Schwarze Tod durch John Sinclair, den Geisterjäger, getötet worden war.
Myxin hatte auch seine Helfer verloren, die Schwarzen Vampire.
Sie waren alle vernichtet worden, nur ihn hatte Asmodina leben lassen, ihn seiner Kräfte beraubt, ihn gedemütigt, ausgelacht und verhöhnt, so daß sich Myxin manches Mal den Tod gewünscht hatte, als auf diese Art und Weise zu existieren.
Doch die Zeit der Depression ging auch vorbei. Myxin fing sich wieder, er nahm den Kampf auf. Er schloß sich dem Sinclair-Team an, kämpfte aber nicht direkt an dessen Seite. Myxin war zu einem Einzelgänger geworden, einem Wesen, das seine Existenz suchte und hoffte, seine Kräfte wiederzufinden.
Niemand sollte ihm dabei helfen, obwohl man es ihm angeboten hatte. Myxin wollte allein sein, seine Schwäche war schlimm genug, er wollte sie nicht auch noch anderen zeigen. Deshalb hielt er sich zurück, trennte sich oft von dem Sinclair-Team und suchte allein seinen Weg. Hin und wieder jedoch meldete er sich, dann verschwand er wieder.
Myxin kletterte weiter. Etwa die Hälfte der Strecke lag hinter ihm. Er schaute nach oben.
Sein Blick glitt dabei an der rissigen Felswand hoch, und er sah auch die gewaltigen dunklen Wolken, die vom Wind über den Himmel getrieben wurden.
Der Wind
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