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Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4)

Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4)

Titel: Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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1
    Wie eine Vogelscheuche auf Strohbeinen stolperte die junge Börsenmaklerin zwischen den Bäumen hervor. Ihr Anzug war schlammverschmiert, ihre Bluse zerrissen, ihr seidiges dunkles Haar mit Kiefernnadeln verfilzt. Direkt vor Autumn Reinigers BMW lief sie auf die Straße.
    Autumn stieg auf die Bremse. »O Mann!«
    Die Maklerin warf ihr einen raschen Seitenblick zu, ohne jedoch ihr Tempo zu verlangsamen. Mit einem Arm umklammerte sie eine zerschrammte Schließkassette. Den anderen Arm hielt sie an die Brust gedrückt. Für Autumn sah es aus, als hätte sie sich das Handgelenk gebrochen.
    Offenbar war sie hier richtig. Fun City.
    Die Maklerin lief über die Straße zur Auffahrt von Peter Reinigers palastartigem Domizil. Sie war die Letzte, die aus dem Eukalyptushain am Rand des Residio auftauchte. Die anderen drängten sich bereits in der Auffahrt. Neben ihnen saß Reiniger persönlich auf der Heckklappe eines Mercedes-Geländewagens.
    Autumn stieg aus. Sie hatte kaum einen Schritt auf ihn zu gemacht, als Reiniger sie mit einem Wink aufforderte, an Ort und Stelle zu bleiben.
    Wankend kam die Maklerin zum Stehen. Nakamura – ja, so hieß sie. Autumn erkannte sie aus einem der Hochglanzprospekte ihres Vaters wieder. Schwer atmend sackte die Frau auf die Knie und stellte die Schließkassette ab. Erst nach mehreren langen Sekunden hob sie den Blick zu Reiniger.
    Ihr Schweigen ließ Autumn erschauern. Offenbar konnte Nakamura nur mit Mühe ihre Schmerzen und Gefühle im Zaum halten. Doch sie hatte sich nicht unterkriegen lassen – es war ein bewegender Moment. Sie kniete in der Auffahrt, das schwarze Haar fiel ihr ins Gesicht, und sie schaute Peter Reiniger in die Augen. Umständlich fummelte sie mit der unverletzten Hand die Schließkassette auf. Darin glitzerten Hunderte von Edelsteinen wie Tränen.
    »Ich hab gewonnen«, sagte sie.
    Plötzlich wurde es gespenstisch still. Vogelgesang, das Rascheln des Windes in den Bäumen, der Verkehr bergab Richtung Meer – alles verebbte.
    Reiniger erhob sich von der Heckklappe. »Und?«
    Sie wühlte in den Steinen und griff sich eine Handvoll. »Ich kaufe mein Team frei.«
    Die um den Geländewagen versammelten Leute brachen in lauten Jubel aus. Nakamura ließ die Steine – Spieldiaman ten aus geschliffenem Zirkonia – zurück in die Kassette rieseln.
    Reiniger zog sie nach oben. »Alles in Ordnung?«
    Sie schwankte, aber sie lächelte. »Sie schulden mir eine Gehaltserhöhung.«
    Ein Sanitäter trabte heran. »Zeigen Sie mir mal den Arm.«
    Ihre Kollegen scharten sich um sie. Grinsend klatschte Autumn Beifall. Die Frau war wirklich zäh. Vom Dach des Mercedes fing ein Kameramann mit weitem Schwenk die ausgelassene Szene ein.
    Und … Schnitt. Dazu die Musik aus Die Stunde des Siegers. Die Hände in den Jeanstaschen vergraben, schlenderte Autumn auf ihren Dad zu.
    Aber der Spielleiter war zuerst bei Reiniger. »Wir bearbeiten den Film und brennen für jeden eine Kopie.«
    Reiniger nickte. »Das lassen wir auf der Vorstandssitzung laufen.«
    Der Spielleiter, ein Schwarzer mit der drahtigen Fitness eines Sportlers, tränkte einen Mulltupfer mit Desinfektionsmittel und reichte ihn Reiniger. »Zum Saubermachen.«
    Saubermachen war die Spezialität von Edge Adventures. Zumindest im übertragenen Sinn. Reiniger schob den Ärmel seines Sweatshirts hoch. Am Ellbogen hatte er mehrere tiefe Schrammen. Autumn hatte den Eindruck, dass dieses Kidnapping-Szenario heftiger verlaufen war als gewöhnlich.
    Sie nahm ihm den Mulltupfer aus der Hand und drückte ihn sachte auf die Schrammen. »Furchtbar.«
    »Realistisch«, erwiderte er. »Schreien gehört zum Spiel.«
    Vor allem bei den teamgeistfördernden Wochenenden, die für Reiniger Capital veranstaltet wurden.
    »So finde ich raus, was meine Leute draufhaben«, fügte er hinzu.
    Autumn kannte das alles schon von ihrem Vater. Das Hantieren mit Hedgefonds konnte stressig sein, und Edge Adventures half den Wertpapierhändlern zu erkennen, was in ihnen steckte. Stehvermögen. Mumm. Inzwischen drängten sich seine Mitarbeiter mit Bierflaschen in der Hand um eine Kühlbox, erschöpft und stolz. Zwei von ihnen hatten die Schließkassette gepackt und schütteten Nakamura die falschen Diamanten über den Kopf, ähnlich wie bei einem siegreichen Footballtrainer, der mit dem Inhalt eines Eiskübels begossen wurde.
    Edge Adventures verkaufte nicht nur Nervenkitzel, es zeigte seinen Kunden den Weg zum Licht.
    Edge schuf urbane Rollenspiele mit

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