Weatherly , L.A. - Dämonen des Lichts
Ordnung«, sagte Willow. »Ich kann ja einfach ein T-Shirt oder so was zum Abtrocknen benutzen.«
Alex zerrte ein altes von sich aus seiner Tasche. »Hier, das kannst du haben.«
Ihre Finger berührten sich, als sie es nahm.
»Danke.«
Er wandte sich ab, während sie in ihrer Einkaufstüte nach sauberer Kleidung wühlte, und gab vor, sich mit dem Campingkocher zu beschäftigen. Es gab aber gar nichts, womit man sich beschäftigen konnte – alles, was man tun musste, war, das Gas anzuschließen. An der Tür blieb Willow noch einmal stehen. Sie trug einen ordentlich zusammengelegten Stapel frischer Wäsche, auf dem ganz oben ein Stück Motelseife thronte. Sein T-Shirt hatte sie, zusammen mit einer Rolle Klopapier, das er gekauft hatte, unter den Arm geklemmt. Wenigstens daran hatte er gedacht. »Ich nehme an … die Toiletten sind auch draußen?«, fragte sie verlegen.
»Ja, ahm … tut mir leid«, sagte Alex und erhob sich.
»Nicht nötig! Hier ist es fantastisch. Du bist fantastisch.« Wieder stieg ihr die Röte ins Gesicht. Sie drehte den Kopf weg und sagte hastig: »Egal, ich gehe jetzt mal zum Bach.« Und dann war sie weg. Leise schloss sich die Tür hinter ihr.
Alex atmete tief durch. Er ertappte sich dabei, dass er die Kisten umsortierte, sodass einige, die zuvor ganz unten gewesen waren, nunmehr ganz oben standen. Er dachte, dass er in diesem Moment alles gegeben hätte für ein bisschen richtig harte Schinderei – fünfzehn Kilometer auf dem Laufband oder hundert Übungen an der Kraftmaschine sollten genügen.
Nach ungefähr zwanzig Minuten öffnete sich die Tür und Willow kam wieder herein. Ihre grünen Augen funkelten. »Meine Herren! Du hattest recht. Das war echt saukalt! «Sie trug Jeans und den roten Pullover, unter dessen Saum ein blassblaues T-Shirt hervorblitzte.
Erleichtert, dass sich die Stimmung aufgelockert hatte, grinste Alex. »Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.«
»Ich habe dein T-Shirt draußen an einen Ast gehängt«, sagte sie, während sie ihre Sachen in ihre Tasche packte. »Ich dachte, wir erklären es zu unserem offiziellen Handtuch, okay?«
»Klingt gut.«
»Also, ahm …« Sie stand wieder auf und zog lächelnd ein wenig die Schultern hoch.
Es war erst zehn Uhr morgens, sie mussten noch einen ganzen Tag herumbringen. Eifrig bemüht, keine Spannung mehr aufkommen zu lassen, sagte Alex: »Kannst du Karten spielen?« Er kramte in einem der Kartons herum. »Ich habe uns ein paar Spielkarten gekauft.«
Willow sah ihn herausfordernd an, als sie sich an den Tisch setzte. »Du traust dich was. Immerhin habe ich dich beim Quarters fast geschlagen. Ich kann Quartett spielen, zählt das?«
»Quartett?« Er verkniff sich das Lachen. »Oha, aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt.« Auf dem freien Stuhl stand ein Karton. Er räumte ihn herunter und rückte den wackeligen Stuhl rechts neben sie – es war das einzige Fleckchen in der überfüllten Hütte, das noch frei war. Er zog die Karten aus der Zellophanhülle. Das Plastik knisterte leise, als er es zur Seite legte. »Kannst du noch irgendwas anderes außer Quartett? Blackjack? Oder Canasta vielleicht?«
Grinsend schüttelte sie den Kopf. Ihre offenen Haare fielen ihr über den Rücken. »Sony, bedauerliche Bildungslücke.«
»Gin Romme?«
»Nicht wirklich.«
»Dann bring ich dir erst mal Blackjack bei«, sagte er, während er die Karten durch die Finger gleiten ließ und die Joker aussortierte. »Das ist ganz einfach.« Es schnalzte, als er die Karten mischte. Er teilte jedem zwei Karten zu, die er gekonnt über den Tisch flippte.
»Ein Falschspieler bist du also auch noch?« Willow nahm ihre Karten auf.
Er hielt den Blick auf seine Karten gerichtet und bemühte sich, keine Notiz davon zu nehmen, wie sich ihr Gesicht erhellte, wenn sie lächelte. »Im Camp haben wir oft gespielt. Ohne Fernseher gab es ja auch sonst nicht viel, was man abends machen konnte, außer den Kojoten beim Heulen zuzuhören … Okay, in dieser Runde bin ich der Bankhalter, also musst du versuchen, mich zu schlagen. Ziel ist es, so dicht wie möglich an einundzwanzig Punkte zu kommen, aber nicht darüber. Warte mal, wir brauchen irgendwas, was wir als Einsatz benutzen können …«
Er schob seinen Stuhl zurück, stöberte in einer Lebensmittelkiste herum und fand eine große Tüte M&Ms. Es versetzte ihm einen Stich: Cully hatte immer leidenschaftlich gern Süßes gegessen.
»Super«, sagte Willow, als sie die Packung sah.
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