Weatherly , L.A. - Dämonen des Lichts
Welt nur noch aus Staub, Getreidesilos und Ölpumpen. Er programmierte den Tempomaten auf hundertzehn Kilometer die Stunde und schaltete das Radio ein. Die Eagles, die über das Hotel California trällerten. Er schnitt eine Grimasse, wechselte auf seinen iPod und entschied sich für Indie Rock, während der Porsche ruhig und gleichmäßig Kilometer um Kilometer verschlang.
Ganz kurz versuchte er sich vorzustellen, was Vicky wohl denken würde, wenn sie wüsste, dass er ein halb automatisches Gewehr in seinem Kofferraum hatte.
Aspen lag tief im Inneren der Rocky Mountains, so sicher und geborgen wie eine Handvoll Diamanten in der Hand eines Riesen. Die Straße, auf der Alex sich der Stadt näherte, wand und schlängelte sich den Berg hinab, während die Scheinwerfer des Porsche vor ihm über den dunklen Asphalt glitten. Aufgeschreckte Kaninchen erstarrten mit weit aufgerissenen Augen am Straßenrand und einmal scheuchte er einen Rehbock auf, der voller Panik durch das Unterholz brach.
Die Uhr am Armaturenbrett zeigte 2:51 Uhr, als er die Stadtgrenze von Aspen überquerte. Nicht schlecht. Sein Navi lotste ihn zur Tyler Street, einer stillen Allee unweit des Stadtzentrums. Eine der Straßenlaternen flackerte, die restlichen beleuchteten friedlich eine Reihe von Häusern mit großen Erkerfenstern und tadellos gepflegten Rasenflächen. Nirgendwo brannte Licht. Alles schlief.
Alex parkte ein Stück vor der Nummer 1124. Er stützte die Ellenbogen auf das Lenkrad und musterte das Haus, die dunklen Brauen nachdenklich gerunzelt. Manchmal gab es Hinweise auf ihre Anwesenheit – wenn man wusste, wonach man suchen musste. Aber hier nicht. Es war ein vollkommen gewöhnliches Haus, obwohl der Rasen nicht ganz so makellos war wie vor den anderen Häusern. Ein wenig Unkraut spross hier und da aufrührerisch zwischen den Grashalmen hervor.
Und das in dieser Nachbarschaft … ts, ts, ts, dachte Alex.
Er hatte sein Gewehr auf den Vordersitz verfrachtet, bevor er in die Stadt hinuntergefahren war. Jetzt ließ er das Magazin einrasten, legte an und blickte durch das Infrarotobjektiv auf das Haus. Gespenstisch rot wurde die Haustür herangezoomt. Er konnte sogar den Namen auf dem schmiedeeisernen Briefkasten lesen, der an der Veranda hing: T. Goodman.
Goodman. Alex entfuhr ein Schnauben. Um nicht aufzufallen, nahmen die Kreaturen oft menschliche Familiennamen an. Nett, dass einige von ihnen offenbar über einen gewissen Sinn für Humor verfügten. Er befestigte den hochmodernen Schalldämpfer, der genauso schnittig und glänzend war wie die Waffe selbst, am Gewehrlauf. Jetzt musste er nur noch warten. Er lehnte sich in seinem Sitz zurück und beobachtete das Haus. Damals, als sie noch im Team losgezogen waren, hatten die anderen Engeljäger Observierungen immer gehasst, aber für Alex waren sie Teil der Jagd. Teil des Nervenkitzels. Man musste hellwach sein, die Aufmerksamkeit durfte keine Sekunde lang nachlassen.
Fast eine Stunde später öffnete sich die Haustür. Blitzschnell riss er die Waffe hoch und spähte konzentriert durch das Zielfernrohr. Der große Mann auf der Veranda blieb stehen, um hinter sich abzuschließen, sprang dann die Stufen hinab und ging mit festem, entschlossenem Schritt die Straße hinunter.
Alex ließ die Waffe sinken. Es überraschte ihn nicht, dass T. Goodman in seinem menschlichen Körper unterwegs war -für gewöhnlich offenbarten sie ihre wahre Natur nur dann, wenn sie sich nährten. Er wartete, bis der Mann in Richtung Innenstadt um die Ecke verschwunden war, stieg dann aus und öffnete leise den Kofferraum. Nachdem er in einen langen schwarzen Trenchcoat geschlüpft war, ließ er die Kofferraumklappe sanft wieder zuschnappen und machte sich auf den Weg, das Gewehr sorgfältig unter dem Mantel verborgen.
Als er um die Ecke bog, konnte er sein Opfer ausmachen, das ungefähr einen Block weit entfernt die Straße überquerte. Kurz verringerte er sein Tempo und ließ seinen Blick verschwimmen. Eine Aura erschien rund um die dunkle Gestalt: ein blasses Silber, das an den Rändern bläulich flackerte.
Alex beschleunigte seinen Schritt wieder. Die Kreatur hatte seit Tagen ihren Hunger nicht gestillt – was bedeutete, dass sie jetzt auf der Jagd sein musste.
Und tatsächlich führte ihn der Mann zu einer Bar im Stadtzentrum. »Spurs« verkündete das Neonschild, das an der Fassade prangte. Darauf blinkte grell die Figur eines Cowgirls in Shorts und einer winzigen Lederweste. Hämmernde Bässe und
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