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Wehe Dem, Der Gnade Sucht

Wehe Dem, Der Gnade Sucht

Titel: Wehe Dem, Der Gnade Sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. E. Lawrence
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sagte er. »Und selbst?«
    »Großartig, ganz großartig.«
    Morton fuhr sich durchs kurze blonde Haar. Komm zur Sache, verdammt ! Je länger Connelly um den heißen Brei herumschlich, desto unangenehmer waren die zu erwartenden Neuigkeiten. Das wusste Morton aus Erfahrung.
    »Und wie geht es Ihrer bezaubernden Gattin?«
    »Ebenfalls gut, Sir, danke der Nachfrage.«
    Der Deputy Chief räusperte sich.
    »Haben Sie schon ein Team zusammengestellt wegen des Ertrunkenen in der Arthur Avenue?«
    »Also, ich …«
    »Ich schicke Ihnen da jemanden, Chuck. Nehmen Sie sie unter Ihre Fittiche, wie man so sagt.«
    »Okay, Sir. Wer ist es denn?«
    »Elena Krieger. Sie hat bis vor Kurzem noch verdeckt in der Strickley-Geschichte ermittelt, und jetzt teile ich sie Ihnen zu. Sie ist auf forensische Linguistik spezialisiert – eine der Besten im ganzen Department. Na, und Sie brauchen doch jemanden, der diesen gefälschten Abschiedsbrief am Spiegel analysieren kann.«
    Chuck war Elena Krieger zwar noch nie begegnet, hatte aber eine Menge über sie gehört. Mit der würde er bestimmt nicht klarkommen.
    »Gut, Sir«, sagte er dennoch.
    Es trat kurz Stille ein, als wartete Connelly darauf, dass sein Untergebener Einwände vorbringen würde.
    »Schön, schön«, sagte der Deputy Chief schließlich und klang dabei ganz überrascht, weil Morton keinen Streit vom Zaun brach. Aber der wusste leider aus Erfahrung, dass er damit ohnehin nichts erreichen würde. Connelly räusperte sich erneut. »Wer leitet die Ermittlungen in der Sache?«
    »Detective Leonard Butts«, antwortete Chuck.
    »Ach, der witzige kleine Kerl, der immer auf einer Zigarre herumkaut.«
    »Genau der.«
    »Okay, Chuck, sobald Sie etwas haben, schicken Sie mir einen umfassenden Bericht, ja?«
    »Sicher, Sir«, versprach Chuck und legte auf.
    Elena Krieger war schnell aufgestiegen bei der Polizei. Erst Sergeant, dann Lieutenant und jetzt war sie Detective. Sie musste wirklich hochintelligent und sehr fähig sein – und noch dazu sehr gut aussehen, wie man hörte: Groß, mit roten Haaren und so weiter, aber selbst das konnte Chucks Laune nicht verbessern.
    Es klopfte.
    »Herein!«, bellte Morton und starrte missmutig auf den wachsenden Stapel Papierkram auf seinem Schreibtisch.
    Sergeant Ruggles steckte seinen Eierkopf durch die Tür.
    »Was gibt’s, Sergeant?«
    »Eine Nachricht für Sie, Sir, kam gleichzeitig mit Ihnen rein.«
    Ruggles hatte erst kürzlich beim NYPD angefangen. Vorher war er Polizist in London gewesen und sprach mit einem ausgeprägten nordenglischen Akzent. Chuck hatte sich noch nicht daran gewöhnt, wie höflich Ruggles immer war.
    »Worum geht es denn?«, fragte er.
    »Detective Krieger hat angerufen. Sie ist auf dem Weg und wird in einer halben Stunde hier sein, Sir.«
    Morton runzelte die Stirn.
    »Operation Walküre läuft also«, murmelte er. »Verdammt.«
    Ruggles verzog verständnislos das Gesicht. »Wie bitte, Sir?«
    »In Brooklyn South hat man ihr den Spitznamen Walküre verpasst.«
    »Weil sie deutscher Abstammung ist?«, fragte Ruggles gestelzt.
    »Unter anderem.«
    Ruggles hüstelte.
    »Sie soll eine sehr attraktive Erscheinung sein, sagt man.«
    »Ja, ja, eine verfluchte Göttin.« Morton sah auf. Der Sergeant stand noch immer ein wenig unsicher neben der Tür, die dicken Finger auf der Klinke.
    »Das wäre alles, Sergeant«, erklärte Chuck steif. Ruggles verließ das Büro und stolperte dabei über die eigenen Füße.
    Morton sah ihm stirnrunzelnd hinterher. Dann klappte er die Akte auf, die vor ihm auf dem Tisch lag.
    Die neue Kaffeemaschine, ein Geschenk seiner Frau, zischte und spuckte, und der Duft von frischem Kaffee erfüllte das Zimmer. Bevor Chuck sich die erste Tasse einschenken konnte, klingelte das Telefon schon wieder.
    »Morton«, knurrte er in den Hörer.
    »Hey, Chuck – Rob Murphy hier.«
    Rob Murphy hatte in Brooklyn South mit Krieger zusammengearbeitet und wäre am liebsten vor ihr geflohen. Das wusste jedenfalls Tanya Jackson zu berichten, Murphys ebenso fähiger wie geschwätziger Sergeant.
    »Hab gehört, dass sie dir die Walküre auf den Hals hetzen.«
    »Stimmt. Irgendwelche guten Ratschläge, was sie angeht?«
    »Sagen wir einfach, dass Krieger nicht unbedingt teamfähig ist«, antwortete Murphy.
    »Danke für den Hinweis«, sagte Chuck.
    »Erzähl mal, wie du mit ihr klarkommst.«
    »Okay, Murphy, bis dann.« Chuck legte auf. Ihm kam es plötzlich viel zu warm vor in seinem Büro; er krempelte die Hemdsärmel

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