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123 - Auf dem Insektenthron

123 - Auf dem Insektenthron

Titel: 123 - Auf dem Insektenthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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Lester Dermitt wurde durch den schrillen Alarm geweckt, der ihn augenblicklich aus seiner Schlafmulde holte. Verstört blickte er auf die Uhr und stellte fest, dass knapp zwei Stunden seit Schichtwechsel vergangen waren. In fünfzehn Minuten wäre er normalerweise geweckt worden.
    Der Bordfunk knackte. »Dermitt, wir –«, erklang Rulfans hektische Stimme. Es knackte und rauschte, dann brach der Kontakt zum Expeditionsleiter ab. Dermitt wollte Richtung Gefechtsstand laufen, aber der EWAT vollführte Bocksprünge und schleuderte ihn von einer Seite zur anderen. Als er sich endlich einigermaßen gefangen hatte und den Weg fortsetzen wollte, ging es unvermittelt steil nach unten.
    Der EWAT stürzte ab! Dermitt wurde mitgerissen, bevor er sich festhalten konnte; sein Kopf schlug gegen ein Metallteil und er verlor das Bewusstsein.
    Als Lester Dermitt wieder zu sich kam, dröhnte sein Kopf.
    Seine Augen waren blutverklebt, und er hatte das Gefühl, in einer Nussschale auf hoher See dahin zu schaukeln. Mühsam hob er einen Arm und rieb sich die Augen. Doch so sah er auch nicht viel besser. Alles verschwommen und dunkel, wie ein wimmelndes Schwarz…
    »Was ist passiert?«, stieß er heiser hervor. Endlich ließ das Schwindelgefühl nach, und er konnte sich einigermaßen orientieren. Er erkannte Rulfan, der ihn in großer Eile mit sich schleppte. Dermitt sah undeutlich bizarre, düstere Ruinen vor einem nebelgrauen Himmel. Er hörte ein unangenehm schrilles Summen, Knacken und Knistern. Dazwischen Schüsse und Schreie.
    Foster, DeWitt und Lasalle. Dermitt erkannte die Stimmen seiner Gefährten, konnte sie aber nicht erkennen, nur undeutliche Schemen. Immer wieder verschwamm ihm die Sicht.
    Rulfan tauchte in die Deckung einer Ruine ein und setzte Dermitt hinter einer Wand ab. »Warte hier. Wir kommen zurück, sobald wir uns verbarrikadiert oder einen besseren Platz gefunden haben.«
    Dermitt versuchte mit dem Kopf zu nicken. Daraufhin raste ein so heftiger Schmerz durch sein Gehirn, dass er aufkeuchend um Besinnung rang. »Ich… pack das schon…«, presste er zwischen den Zähnen hervor. Er spürte, wie etwas Warmes aus ihm rann. Aus Augen und Ohren, aus dem Mund. Blut? Doch er schmeckte nichts Rostiges. Die Sicht trübte sich immer mehr. »Ruhe… mich… etwas… aus…«
    »Du schaffst es«, sagte Rulfan mit tiefer Stimme.
    Dermitt blinzelte zu ihm auf. Rulfans bleiche Albinohaut schimmerte im Dämmerlicht, ein rötliches Glitzern dort, wo die Augen sein mussten.
    Wie ein Racheengel , fantasierte Dermitt. Rulfan strahlte durch seine Haltung Selbstsicherheit aus, dass alles gut würde.
    Er belog ihn gewiss nicht. Rulfan ließ niemanden im Stich. Er würde zurückkehren.
    Das war Dermitt ein Trost.
    Dann war Rulfan verschwunden und ließ ihn allein mit seinen Fragen. Es war alles so schnell gegangen. Er wusste nicht, was geschehen war, wo sie sich befanden. Der EWAT war abgestürzt, daran erinnerte er sich noch. Und sie mussten sich auf feindlichem Territorium befinden, da sie auf der Flucht waren, geschossen und gekämpft wurde. Aber… wie war das möglich? Sie waren doch ursprünglich gar nicht auf dem Weg in gefährliches Gebiet gewesen, sondern unterwegs nach…
    nach…
    Dermitt presste die Lippen aufeinander. Ich weiß es nicht mehr, dachte er müde. Ich habe es vergessen.
    Das Denken fiel ihm immer schwerer. Vor seinen Augen wurde es stetig dunkler. Der Kampflärm drang nur noch mit einem entfernten Hall in sein Gehör.
    Für einen kurzen Moment spürte er bitteres Bedauern, weil er so viel versäumt hatte. Ein kurzer Schlaf, aus dem es nur ein noch kürzeres Erwachen gab. Er hatte keine Chance mehr gehabt zu reagieren, das Unheil abzuwenden, ja zu begreifen, was vor sich ging.
    So hatte Lester Dermitt es sich nicht vorgestellt, vor allem nicht so früh. Aber je mehr seine Gedanken zerfaserten und sich verloren, desto mehr begriff er noch die eine letzte Sache, die immer deutlicher zutage trat: Er würde sterben.
    Eigentlich war er schon tot, dies waren nur die letzten Zuckungen, ein halbes Aufbäumen vor dem endgültigen Ende.
    Wie bei einem Insekt, dem man den Kopf abschlug, dessen Körper aber noch eine Weile umherlief, rein motorisch.
    Ja, genau so ist es auch bei mir, dachte Lester Dermitt.
    Mein Kopf ist Brei, doch mein Körper begreift es nicht. Er lässt mich noch nicht frei…
    Er dämmerte eine Weile dahin und glaubte schon, langsam in eine andere Sphäre hinüber zu gleiten, als er plötzlich

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