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Weihnachtsengel gibt es doch

Weihnachtsengel gibt es doch

Titel: Weihnachtsengel gibt es doch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Wiggs
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auszuschütten. Warum nicht ihm? Er hatte ihr ein großes Geheimnis von sich verraten. Wenn sie das Gleiche täte, würde ein Gleichgewicht der Schrecken herrschen. Nein, korrigierte sie sich. Es würde gegenseitiges Vertrauen herrschen.
    Sie nahm einen kleinen Schluck Kakao und sagte dann: „Ich versuche herauszufinden, ob es eine Möglichkeit gibt, zu erklären, was passiert ist, ohne mich dabei wie einen absoluten Vollidioten dastehen zu lassen.“
    „Sie dürfen sich keine Sorgen darüber machen, wie ein Vollidiot zu wirken“, sagte er.
    „Es ist nur so … vorhersehbar.“
    „Nichts an Ihnen ist vorhersehbar“, widersprach er. „Sie überraschen mich andauernd.“
    „Wirklich?“ Sie dachte darüber nach, während sie ihre heiße Schokolade trank. Er schien keine Eile zu haben, irgendwo hinzukommen. Der Motor lief, und die warme Luft der Heizung blies aus den Lüftungsschlitzen. Maureen fühlte sich wohltuend erschöpft nach der Anstrengung mit den Schneeschuhen und zudem seltsam entspannt angesichts der Umstände.
    In dem Garten auf der anderen Straßenseite sah sie Fahnen mit der Warnung „Unsichtbarer Zaun“ wehen. Ein Zeichen, dass hier ein Hund ausgebildet wurde. Oder vielmehr Hunde, wie sie sogleich sah. Zwei Hunde. Einer sah aus wie ein großer, ungeschorener Pudel. Der andere war ein riesiger Schäferhundmischling, der Furcht einflößend aussah. Das Einzige, was zwischen ihm und der viel befahrenen Straße stand, war dieses unsichtbare Kraftfeld aus Radiowellen, die der armen Kreatur einen Elektroschock in den Hals jagen würden, sobald er der Grenze des Grundstücks zu nahe kam. Der Schäferhund patrouillierte auf und ab, und jedes Mal, wenn ein Auto vorbeikam, gab er ein leises Fiepen von sich, weil er dem Zaun zu nahe gekommen war. Der Hund probierte es immer wieder, als ob er erwartete, irgendwann ein anderes Ergebnis zu erzielen.
    Der Pudel andererseits ließ sich nichts vormachen. Maureen sah, dass der karamellfarbene Hund genau wusste, wo die Grenze verlief, und nicht vorhatte, sie zu überschreiten. Sogar als der Schäferhund ein Paar Jogger verfolgte, die einen schlanken Dobermann an der Leine mitführten, reichte dem Pudel ein kurzer Schlag, um sich vom Zaun fernzuhalten. Maureen konnte ihm ansehen, dass die Versuchung für den Hund beinahe unerträglich hoch war, so wie er hinter der unsichtbaren Grenze hin und her sprang. Nachdem die Jogger mit ihrem Hund vorbei waren, beruhigte sich der Schäferhund wieder und beschäftigte sich damit, im Garten zu schnüffeln und zu markieren. Der Pudel schlenderte davon. Die Katastrophe war abgewendet worden.
    Ihr wurde bewusst, dass Eddie immer noch neben ihr saß und geduldig abwartete. „Glauben Sie mir“, sagte sie. „Ich bin sehr vorhersehbar. Es ist schon beinahe erbärmlich.“ Und dann fing sie beinahe gegen ihren Willen an, zu erzählen, und er hörte zu. Es war erstaunlich leicht, sich ihm zu öffnen. Sie fragte sich, wieso. Seine Meinung über sie bedeuteteihr etwas, und doch war er so unvoreingenommen und entspannt, dass sie ihm einfach vertraute. Sie erzählte ihm von ihren Mädchenträumen, am Theater zu spielen. Davon, dass sie ihr ganzes Leben lang gespart hatte, um in Paris studieren zu können. Sie fürchtete, ihre Erzählung, wie sie Jean-Luc kennengelernt und sich in ihn verliebt hatte, würde Eddie banal und abgedroschen vorkommen, aber wenn dem so war, dann zeigte er es nicht.
    Es fühlte sich unglaublich gut an, sich diese alte, schmerzhafte Geschichte von der Seele zu reden. Sie erzählte von Jean-Luc und was für ein Idiot sie gewesen war und wie sehr sein Verrat geschmerzt hatte.
    „Das ist alles?“, fragte Eddie und trank den letzten Schluck seines Kakaos. Der Schäferhund war wieder auf Patrouille, rannte an der langen Grundstücksgrenze auf und ab.
    „Im Grunde genommen ja.“ Die Fehlgeburt erwähnte sie nicht. Vielleicht ein andermal, falls es zwischen ihr und Eddie jemals dazu kommen würde. „Ich fühle mich deswegen immer noch schlecht“, sagte sie. „Ich will mich nie wieder so fühlen.“
    „Mir gefällt der Gedanke nicht, dass Sie von irgendeinem Trottel verletzt worden sind. Aber ehrlich, glauben Sie, dass Sie der erste Mensch sind, der eine gescheiterte Beziehung hinter sich hat?“, fragte Eddie. „Menschen betrügen ihre Liebsten andauernd. Sie befinden sich da in bester Gesellschaft. Ich meine, Anna Karenina, Hester Prynne, Major Scobie. Oder meinetwegen auch Yuri Schiwago. Die Literatur ist

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