Weihnachtsengel gibt es doch
Weihnachtstag …“
„Es wird nicht passieren“, wiederholte er mit grimmiger Miene. „Was?“
„Warum wollen Sie sie an Weihnachten nicht besuchen?“
„Lassen Sie es mich so ausdrücken: Meine Eltern haben etwas andere Ansichten als ich, was Weihnachten angeht.“
„Gibt es da etwas, das Sie mir nicht erzählen? Waren sie grausam zu Ihnen? Haben sie Sie gezwungen, den Film zu machen?“
„Meine Güte, nein. Ich mache ihnen keinen Vorwurf. Sie hatten ein Kind, das gut schauspielern konnte, und sahen das als Gelegenheit, Geld zu verdienen.“
„Warum fahren Sie dann über Weihnachten nicht nach Hause?“, fragte sie ernsthaft verwirrt. „Es ist doch eine soschöne Gelegenheit, zusammen zu sein, sich zu entspannen und die Freuden der Feiertage zu genießen.“
„Moe, ich freu mich, dass es Ihnen und Ihrer Familie so geht. Meine Familie ist anders.“
„Das ist traurig, Eddie“, platzte es aus ihr heraus. „Das macht mich Ihretwegen traurig.“
„Das muss es nicht.“ Er lehnte sich gegen die Außenwand des Ladens, steckte die Hände in die Taschen und schaute in die Ferne, über den Platz mit seinen bunten Lichterketten. Er stieß einen tiefen, frustrierten Seufzer aus, und sein Atem blieb in einer Wolke vor seinem Mund in der Luft stehen. „Sie wollen wissen, wieso ich an Weihnachten nicht nach Hause fahre? Weil ich es nicht ertrage, dazusitzen und zuzuhören, wie sie von der guten alten Zeit schwärmen, davon, wie toll damals alles war. Ich ertrage es nicht, den Film noch einmal zu sehen, und ich will auch nicht die Deluxe-Edition für ihre Freunde signieren.“
„Und wenn Sie einfach nur Ihre Eltern besuchen, ohne all das Drumherum?“
„Das brauchen sie von mir nicht. Wir können nicht alle so verdammt funktional sein wie die Davenports, Moe.“
„Wir sind nicht funktional.“
„Okay, tut mir leid. Was ich sagen will, es besteht ein großer Unterschied in der Weise, wie unsere Familien mit den Feiertagen umgehen. Für uns ist es nicht so wichtig, diesen speziellen Tag miteinander zu verbringen.“
„Ist es wohl“, beharrte Maureen. „Jeder Tag ist wichtig, aber vor allem Weihnachten.“ Sie zögerte und nahm all ihren Mut zusammen, denn einem Fremden die Dynamik ihrer Familie zu erklären war immer schwer. „Hannah ist meine Stiefmutter“, sagte sie. „Ich bin verrückt nach ihr, und sie hat mir in der härtesten Zeit meines Lebens beigestanden.“ Sie beobachtete Eddies Gesicht und wusste, dass er sich an das erinnerte, was sie ihm über Paris erzählt hatte.
„Ich wusste nicht, dass sie nicht Ihre echte Mutter ist“, sagte er.
„Hannah und mein Dad sind seit zwanzig Jahren verheiratet und noch länger zusammen. Wir lieben sie alle und sind unglaublich glücklich, sie in unserem Leben zu haben.“
„Ist Ihre Mutter …“ Er wollte die Frage nicht laut aussprechen.
„Sie ist gestorben, als ich fünf war. Eines von uns Kindern hat einen Virus mit nach Hause gebracht – Kinder werden ja alle naslang krank –, und den hat sie sich eingefangen. Er hat ihren Herzmuskel angegriffen. Sie ist innerhalb weniger Wochen gestorben. Das Einzige, was sie hätte retten können, wäre eine Herztransplantation gewesen, und … nun ja, das ist nichts, was man wirklich planen kann. Mit fünf Jahren habe ich das kaum verstanden. Ich wusste nur, dass ich wie jedes andere Kind meine Mutter angebetet habe. Als sie starb, haben wir alle unser Herz verloren, die ganze Familie. Es ist über zwanzig Jahre her, aber ich vermisse sie immer noch jeden Tag.“
„Oh, Mann, das tut mir leid. Das ist … Mist. Es tut mir wirklich leid.“ Mit einer Geste, die vollkommen natürlich, aber dennoch unerwartet war, zog er sie an sich und drückte seine warmen Lippen auf ihre Stirn.
Sie hatte nicht erwartet, dass sein Mitgefühl sie so sehr berühren würde. Beinahe hätte sie vergessen, wieso sie ihm das überhaupt erzählt hatte. Sie entzog sich ihm ein wenig und schaute zu ihm auf. „Wissen Sie was? Meine Mutter war nicht perfekt. Ich wette, sie hatte ihre Fehler und Macken, genau wie Ihre Mutter. Na und? Ich würde alles geben, um noch einen einzigen Tag mit ihr erleben zu können.“
„Und es wäre Ihnen egal, ob dieser Tag Weihnachten oder irgendein anderer Tag ist“, merkte Eddie an. „Verstehen Sie mich nicht falsch, ich besuche meine Eltern oft.“
„Aber Weihnachten ist etwas Besonderes.“
„Vielleicht für Sie. Für mich ist es nur ein Tag wie jeder andere auch. Und für meine
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