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Weihnachtsengel gibt es doch

Weihnachtsengel gibt es doch

Titel: Weihnachtsengel gibt es doch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Wiggs
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Familie ist es eine gute Entschuldigung, eine Flasche Cold Duck aufzumachen und sich an all die Sachen zu erinnern, die ich schon nicht so toll fand, als sie passiert sind.“
    Seine Abneigung faszinierte sie. „Und Sie würden alles tun – inklusive Jahr für Jahr Sozialdienst zu leisten –, um ihnen an diesem besonderen Tag aus dem Weg zu gehen.“
    „Sie haben Ihre Berufung verfehlt, Maureen. Sie hätten Psychiaterin werden sollen.“
    „Familienberaterin.“
    „Wie Sie meinen.“
    „Daisy, das ist einfach unglaublich“, sagte Maureen und hielt das glänzende Poster in die Höhe.
    Daisy wusste nie, wie ihre Arbeit bei anderen ankam, bis sie deren ungefilterte Reaktion erlebte. Sie sah, dass Maureen feuchte Augen hatte. „Unglaublich gut oder unglaublich schlecht?“, fragte sie und spürte, wie ihr Selbstbewusstsein sich darauf vorbereitete, in sich zusammenzufallen.
    „Es ist perfekt“, versicherte Maureen ihr. „Denk dir nichts dabei. Zu dieser Jahreszeit reagiere ich auf alles zutiefst emotional. Danke dir vielmals. Jeder, der das sieht, wird zum Krippenspiel kommen wollen. Es ist so einladend.“
    Das Poster zeigte einen zauberhaften nächtlichen Winterhimmel. Weit unten, so klein, dass es wie ein Spielzeug aussah, stand die Kirche mit der erleuchteten Krippenszene. Das Bild war verträumt und wirkte beinahe wie gemalt, nicht wie fotografiert.
    „Ich bin froh, dass es dir gefällt.“ Daisy war direkt vom Drucker aus zur Kirche gefahren. „Ich bin halb bis zum Watch Hill hinaufgeklettert, um das Foto zu machen.“
    „Nachts?“ Maureen schüttelte sich. „Im Schnee?“
    „Ich hatte einen Freund dabei“, beruhigte Daisy sieschnell. Sie hatte ihren guten Freund Zach überreden können, sie zu begleiten. Er studierte ebenfalls in New Paltz und half ihr manchmal als Assistent oder bei schwierigen Aufnahmen.
    Zu seinem Leidwesen war Zach auch noch ihr Lieblingsmodel. Mit seinen glatten weißblonden Haaren und den nordisch-kantigen Gesichtszügen war er einfach ein unwiderstehliches Motiv. Daisy war gerne mit ihm zusammen, denn anders als die anderen Männer in ihrem Leben stürzte er sie nicht in Gefühlsverwirrungen.
    „Es ist einfach wunderschön.“ In der rechten unteren Ecke stand: „Regie: Maureen Davenport und Eddie Haven“. Maureen berührte ihren Namen mit dem Finger.
    „Ich dachte, ich bekomme heute während der Proben vielleicht noch ein paar ungestellte Aufnahmen zusammen“, sagte Daisy, während sie ihre Lieblingskamera herausholte, eine digitale Spiegelreflex. „Natürlich nur, wenn du nichts dagegen hast.“
    „Nein, natürlich nicht.“ Dennoch wirkte ihr Gesichtsausdruck ein wenig unsicher, als sie sich im Bühnenbereich der Kirche umschaute. „Ich fürchte nur, es ist hier ein wenig chaotisch.“
    „Das ist ihre höfliche Art, auszudrücken, dass es nicht so läuft, wie sie es sich vorstellt“, sagte Eddie, der gerade in diesem Moment durch die Seitentür kam. Er hatte seinen Gitarrenkoffer und einen Verstärker dabei. „Stimmt’s, Moe?“
    Daisy richtete die Kamera gerade rechtzeitig auf Maureen, um ihr spontanes und äußerst attraktives Erröten einzufangen. Okay, ich verstehe, dachte sie. Und als Eddie Maureen angrinste, nahm Daisy das ebenfalls auf. Das war ein Teil ihrer Arbeit, den sie besonders liebte – die Gefühle von Menschen einzufangen, vor allem die ehrlichen, unverstellten. Vielleicht war das der Grund, warum sie eine so gute Hochzeitsfotografin war. Sie liebte das, was die Kameraüber Menschen enthüllte, wenn diese einfach sie selbst waren und nicht überlegten, wie sie aussahen oder wirkten. Im Frühling und Sommer verdiente Daisy mit Hochzeitsfotos ihren Lebensunterhalt. Viele Fotografen scheuten sich davor, Hochzeiten zu fotografieren, aber Daisy liebte es. Der Hauch von Dramatik und die intensiven Gefühle, die in der Luft lagen, inspirierten sie; die übersprudelnden Glücksgefühle und selbst die angespannten Nerven. Vielleicht mochte sie Hochzeiten auch so gern, weil sie nicht erwartete, jemals selber eine zu feiern. Zumindest keine traditionelle. Dafür war ihre Vergangenheit zu kompliziert. Und ihre Gegenwart zu angefüllt mit Charlie. Die Chancen, dass sie in der Zukunft die Rolle der traditionellen Braut spielen würde, waren also sehr gering. Was nur ihren Blick für die anderen schärfte. Wie Maureen und Eddie. Zwischen den beiden stimmte die Chemie. Sie würden ein großartiges Brautpaar abgeben – was sie allerdings nicht zu wissen

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