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Weihnachtsengel gibt es doch

Weihnachtsengel gibt es doch

Titel: Weihnachtsengel gibt es doch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Wiggs
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es so aus, als wenn Daisy das alles ziemlich gut meisterte. Es gab Momente, in denen Maureen sich dabei ertappte, Frauen wie Daisy zu beneiden, auch wenn das Leben als alleinerziehende Mutter sicher nicht einfach war. Sie wusste, dass es ein paar ungeschriebene Kategorien für unverheiratete Frauen gab. Eine Frau Anfang bis Mitte zwanzig war einfach ein Single. Ungebunden. Ohne jegliches Stigma. Von Frauen in dem Alter erwartete man geradezu, dass sie Single und ungebunden waren. Es ist interessant, überlegte sie, wie die Ansichten über Beziehungen und Verabredungen sich verändern, je nachdem welches Alter die Person hat. Alleinstehende Menschen in den Zwanzigern wurden als völlig normal betrachtet. Aberman ging auch davon aus, dass es sich um einen vorübergehenden Zustand handelte. Maureen war auch immer noch in den Zwanzigern – zumindest noch ein paar Monate.
    Singles über dreißig wurden als auf gute Weise etwas schrullig angesehen, und deren Freunde versuchten meistens, sie mit irgendwem zu verkuppeln. Der Druck wuchs, zu heiraten oder zumindest Teil eines Pärchens zu sein. Wenn eine Frau über dreißig Single blieb, fingen die Leute an, sich Sorgen zu machen. Maureen freute sich nicht auf diese Phase.
    Und noch weniger freute sie sich auf die Vierziger. Sobald eine Frau vierzig geworden war, war sie verdächtig. Nicht, dass irgendetwas nicht in Ordnung damit war, vierzig zu sein. Aber Singles über vierzig wurden entweder als alte Jungfern oder als heimliche Homosexuelle angesehen. Fünfzigjährige Singles riefen hingegen Mitleid hervor – war das Leben an ihnen vorbeigezogen, ohne dass sie daran teilgenommen hatten? –, aber wenn man es über die Grenze zur Sechzig schaffte und immer noch Single war, wurde man auf einmal wieder respektiert und als jemand angesehen, der unabhängig war und sein Leben genoss. Man hatte keinen langweiligen Ehemann oder einen verbitterten Ex oder erwachsene Kinder, die sich immer noch auf einen verließen. Man hatte sein eigenes Leben mit seinen eigenen Regeln und vielleicht einen Haufen entzückender Nichten und Neffen. Unterschwellig klang allerdings auch ein Hauch Mitleid mit, denn eine Frau, die niemals verheiratet gewesen war, hatte niemanden, außer vielleicht ihre Katzen.
    Für Männer galten andere Regeln. Niemand schien sich an einem alleinstehenden Mann, egal welchen Alters, zu stören. Wenn man George Clooney war, bekam man einen Freibrief. Wenn man Eddie Haven war … Maureen fing den umherschwirrenden Gedanken schnell ein, bevor sie sich in ihm verlor.
    Zusammen mit dem Stapel Kinderbücher hatte Daisy sich
    einige Beziehungsratgeber mitgenommen. Maureen hatte das natürlich nicht kommentiert, und sie versuchte, nicht zu spekulieren. Die Privatsphäre ihrer Kunden war ihr unglaublich wichtig. Dennoch bewunderte sie Daisys Entschlossenheit. In vielen Belangen war die Selbsthilfeabteilung der wichtigste Zweig der Bücherei. Sogar der Name – Selbsthilfe – beinhaltete schon eine gewisse Wichtigkeit. In der gesamten Bücherei ging es um Leute, die sich selber halfen, ihr Leben verbesserten, nach Höherem strebten. Noch ein Grund, warum es undenkbar war, dass die Bücherei geschlossen würde.
    Eine ihrer liebsten freiwilligen Helferinnen leerte gerade das Rückgabefach aus. Maureen ging hin, um ihr zur Hand zu gehen. „Wie geht es Ihnen heute Abend, Mrs Carminucci?“, fragte sie die ältere Lady. Penelope Carminucci führte eine altmodische Pension namens Fairfield House und schaffte es dennoch, jede Woche ein paar Stunden ihrer Zeit der Bücherei zu opfern. „Haben Sie schon mit den Weihnachtseinkäufen angefangen?“
    „Guter Gott, nein“, erwiderte Mrs Carminucci. „Ich habe noch nicht einmal angefangen, an die Feiertage zu denken. Ich werde vermutlich wie immer eine Woche vorher in den Panikmodus schalten. Wie steht es bei Ihnen?“
    Maureen legte ein paar Bücher in den Bücherwagen; eine Reihe Thriller und ein Buch über Stärkung durch Yoga. „Ich denke die ganze Zeit an Weihnachten“, sagte sie und legte ein Buch mit Keksrezepten zurück.
    Mrs Carminucci hielt in ihrer Arbeit inne und berührte Maureens Arm. „Es tut mir so leid wegen der Bücherei, Miss Davenport. Wir sind alle am Boden zerstört.“
    „Danke.“ Maureen war sich nicht bewusst gewesen, dass man ihr ihre Gefühle so offen ansah.
    „Ich überlege schon, mein gesamtes Geld, das ich für die Weihnachtseinkäufe eingeplant habe, zu spenden“, sagte Mrs Carminucci.
    „Ich

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