Weihnachtszauber 01
sie bald darauf die Arme um ihn schlang und einen leisen Schrei ausstieß, konnte William es kaum fassen. Sie konnte nicht wirklich Lust verspürt haben. Und doch hatte sie es getan. Auch er erreichte den Gipfel der Leidenschaft und schrie heiser auf.
Eine Ewigkeit schien vergangen zu sein, bis er wieder klar denken und sich bewusst machen konnte, was er soeben getan hatte. Er hatte sie einfach genommen und sich nicht einmal Mühe gegeben, zärtlich zu ihr zu sein. Sicher, sie schien sehr willig gewesen zu sein, aber hatte er ihr wirklich eine andere Wahl gelassen? Er hätte sie gehen lassen sollen. Stattdessen hatte er sie genommen, ohne einen Gedanken an ihre Wünsche zu verschwenden. Oh, wie er sich selbst nun dafür hasste.
Hastig löste er sich von Lavinia und setzte sich mit dem Rücken zu ihr auf die Bettkante.
„William.“
Nichts konnte ihn dazu bringen, ihr in die Augen zu sehen. Was mochte in ihr vorgehen? Würde sie ihn mit Verachtung anblicken oder vielleicht sogar mit ungetrübtem Vertrauen? Er wusste nicht, was unerträglicher wäre.
„William. Sieh mich bitte an. Ich muss dir etwas sagen.“
Er ahnte, dass sie ihm Vorwürfe machen wollte. Immerhin hatte er ihr die Unschuld geraubt und es genossen. Doch wie alles seinen Preis hatte, so auch das. Sie würde ihn verachten, und er hoffte aus tiefstem Herzen, sie würde es ihn auch spüren lassen. Er verdiente eine sehr viel größere Strafe als ein paar scharfe Worte.
Entschlossen drehte er sich zu Lavinia um.
In ihren Augen lag keine Verachtung, nur tiefer Ernst.
„Als ich dir mitteilte, dass mein Bruder noch keine einundzwanzig Jahre alt ist“, sagte sie ruhig, „geschah das nicht, weil ich dein Mitleid erregen wollte. Ich versuchte, dir zu erklären, dass er vor dem Gesetz noch nicht mündig ist. Es steht ihm nicht zu, einen Vertrag einzugehen, also ist der Schuldschein uneinklagbar.“
William konnte ihr einen Moment nicht folgen, so wenig hatte er ihre Worte erwartet.
„Du hattest nichts in der Hand, womit du mich hättest zwingen können“, fuhr sie fort. „Kein Friedensrichter hätte meinen Bruder dazu verurteilt, diese Schuld zu bezahlen.“
Er hatte sie nicht gezwungen? Sie hatte sich ihm freiwillig hingegeben? Aus irgendeinem Grund konnte er diesen Gedanken nicht begreifen oder glauben. Was versuchte Lavinia ihm weiszumachen? Dass sie aus Liebe zu ihm gekommen war?
Es gab einen beträchtlichen Unterschied zwischen Liebe und Verlangen. Allein heißes Verlangen – verzweifeltes Verlangen nach ihrem Körper – war es gewesen, das ihn dazu gebracht hatte, sich vor seinem Gewissen zu verschließen und Lavinia zu entehren. Dieses Verlangen machte nicht einmal vor der Tatsache Halt, dass er die Gefühle einer wundervollen Frau verletzte. Ach, was hatten die vergangenen zehn Jahre aus ihm gemacht?
Sah sie nicht, dass sie ihm noch mehr von seiner Achtung nahm, wenn sie ihm jetzt auch noch verzieh? Ausgerechnet dem Mann, der ein junges Mädchen in den Schmutz zog, dessen Lage vielleicht kaum besser war als seine eigene. Er musste an das Loch in ihrem Handschuh denken und an die Worte ihres Bruders, der sie fragte, wie lange sie sich schon kein neues Kleid mehr geleistet hatte.
„Lavinia“, sagte er leise, „ich verdiene dieses Geschenk nicht.“
„Niemand bekommt Geschenke, weil er sie verdient.“ Sie stand auf und zog ihr Unterhemd an. „Man bekommt Geschenke, weil jemand sie einem geben möchte.“
Sie beschimpfte ihn nicht, warf sich nicht wütend auf ihn. Sie weinte nicht einmal.
Hätte sie irgendetwas davon getan, wäre es leichter für ihn zu ertragen gewesen.
Stattdessen strahlte sie eine Ruhe, ja fast eine Zufriedenheit aus, die er unglaublich fand.
„Ich kann keine Ehefrau unterhalten“, stieß er rau hervor. „Selbst wenn ich es könnte, bin ich nicht der richtige Mann für dich, Lavinia.“
Allem Anschein nach völlig gelassen, griff sie nach ihrem Kleid. „Das wusste ich von dem Moment an, als du versuchtest, mich in dein Bett zu bekommen.“
Ihr lieblicher Anblick war mehr, als er in diesem Moment ertragen konnte, und so wandte er sich abrupt ab. „Warum hast du dich dann darauf eingelassen? Es bestand doch gar keine Notwendigkeit, wie du selbst sagst.“
Wenn er daran zurückdachte, erinnerte er sich, dass sie nicht vor ihm erschaudert war, als er ihr drohte. Sie hatte nicht einmal dann Furcht gezeigt, als er sie nahm.
Doch während sie jetzt ihr Kleid anzog und ihren Umhang nahm, bebten ihre
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