Weihnachtszauber 01
Patentante?“
„Lady Rolesby.“
„Hmm. Sie hat mich nicht mehr gesehen, seit ich mit Papa nach Wien gegangen bin.
Vermutlich würde sie mich jetzt nicht wiedererkennen – das würde wohl niemand, wenn ich es mir recht überlege.“
„Nein“, stimmte Penny zu. „Du bist so gewachsen. Du warst schon immer hübsch, Rowan, aber jetzt bist du richtig schön. Aber was hat das damit zu tun?“
Rowan ignorierte das Kompliment; Penny hatte ihr Aussehen schon immer bewundert. „Nun, ich werde dich als deine Kammerzofe begleiten. Die Dienstboten wissen doch immer alles – ich werde all den Klatsch mitbekommen, Lord Danescroft ausspionieren und beweisen, dass er für dich wirklich nicht der Richtige ist.“
„Ach, Rowan!“ Penelopes reizloses Gesicht hellte sich merklich auf. „Würdest du das wirklich tun? Vermutlich gibt es über ihn gar nichts weiter herauszufinden, aber es wäre einfach wunderbar, wenn ich jemanden dabeihätte, dem ich mich anvertrauen könnte. Doch wie sehen deine Pläne für Weihnachten aus? Dein Vater wollte gewiss nicht, dass du allein nach Hause zurückkehrst!“
„Nein, Tante Moore erwartet mich in Yorkshire.“ Rowan verzog das Gesicht. „Ich schreibe ihr, dass ich zu einer Hausgesellschaft eingeladen wurde, bei der sich auch jede Menge passende junge Männer tummeln werden – sie wird entzückt sein.
Wenn ich will, kann meine Handschrift ganz fürchterlich sein – sie wird leider nicht entziffern können, wohin wir gehen.“
„Ich soll in zehn Tagen aufbrechen. Meinst du, die Zeit reicht dir?“
„Um zu lernen, wie man Kammerzofe spielt? Das glaube ich ganz bestimmt. So schwer kann das doch nicht sein.“
„Miss Maylin? Das kann doch nicht dein Ernst sein – kennst du die Mutter?“ Lucas Dacre, Viscount Stoneley, legte die in Stiefeln steckenden Beine übereinander und sah seinen Freund fragend an. „Sie ist das vulgärste, raffinierteste Geschöpf, das man sich nur denken kann.“
„Soweit ich weiß, ist sie die Stiefmutter. Aber woher kennst du sie? Du bist doch gerade erst seit zehn Tagen wieder im Land.“ Der Earl of Danescroft hob eine Augenbraue. Das ist der größte Gefühlsausbruch, den er sich geleistet hat, seit er mir vor drei Tagen die Hand geschüttelt hat, dachte Lucas. Er behielt seine ausdruckslose Miene bei und verbarg seine Besorgnis über die Veränderung, die er an seinem Freund wahrgenommen hatte. Zum letzten Mal hatte er ihn vor fünf Jahren gesehen; damals war er sein Trauzeuge gewesen und hatte auf seiner Hochzeit getanzt.
Jetzt war Will hager und ernst geworden, sein einst so ausdrucksstarker Blick war verschlossen, und alle Lebensfreude schien von ihm gewichen, was allerdings nicht verwunderlich war: Lucas hatte einige Stunden in seinem Club verbracht und in alten Zeitungen geschmökert, um sich mit dem Skandal vertraut zu machen, über den Will offenkundig nicht sprechen wollte.
Die Entdeckung, dass Belle mit dem Herzen und der Ehre ihres Ehemanns ebenso sorglos umgegangen war wie mit seinem Geld, war für ihn nicht überraschend gewesen. Er hatte versucht, Will zu warnen, als er bemerkte, dass sein Freund dabei war, sich in sie zu verlieben. Das hatte zu dem einzigen Streit geführt, den sie je miteinander gehabt hatten, und ab diesem Zeitpunkt hatte er Ruhe gegeben. Ein „Hab ich dir’s doch gesagt“ wäre jetzt auch nicht sehr hilfreich.
„Gestern Abend war ich auf einem Empfang bei Fotheringham. Furchtbar langweilig, aber ich hatte Mama versprochen, bei ihnen vorbeizuschauen, wenn ich in London bin. Lady Maylin war so auffällig – nichts als lila Satin, Federn und Geschmacklosigkeit –, dass ich mich erkundigt habe, wer das ist. Dann habe ich ein Gespräch mitbekommen, das sie mit ihren Freundinnen führte. Was für eine prima Partie sie doch für ihre liebe Penelope an Land gezogen habe. So reich, so vornehm.
Daraufhin habe ich das Weite gesucht – wenn ich gewusst hätte, dass sie von dir redet, hätte ich mich noch ein bisschen länger hinter dem Farn versteckt.“
Der Earl verzog das Gesicht. „Meine Großmutter hat mir versichert, dass sie nicht nach Tollesbury eingeladen ist.“
„Deine Großmutter – entschuldige, dass ich das so krass formuliere – muss übergeschnappt sein, wenn sie glaubt, dass eine Tochter aus diesem Haus für dich die Richtige sein könnte.“ Oder dich verdienen würde, dachte Lucas bitter. Will brauchte eine Frau, die ihn liebte, nicht irgendein habgieriges Nichts, das alte Jungfer
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