Mut - Wagen und gewinnen
Ein bisschen Mut tut gut!
Mutiges Handeln sieht je nach Kontext und kulturellem Umfeld sehr unterschiedlich aus. Das Waghalsige ist bei Weitem nicht immer mutig.
In diesem Kapitel lesen Sie,
warum Mut in der Gruppe besonderen Bedingungen unterliegt,
was Mut von Übermut unterscheidet,
warum es zu mehr Lebensqualität führen kann, Risiken einzugehen,
wie Erziehung und Geschlechterrollen unser Verhalten beeinflussen,
welche konkreten Schritte Sie gehen müssen, um mutiger zu werden.
Mutgeschichten – Mut ist nicht gleich Mut
Mut hat viele Gesichter: Mal ist es eine scheinbare Kleinigkeit, wie ein offenes Wort, die Mut erfordert, ein anderes Mal ist beherztes Zupacken gefragt. Eines steht fest: Mut verschafft uns größere Handlungsspielräume und damit ein Stück mehr Freiheit und Souveränität.
Mut im Team
Beispiel
Kurz nach seiner Beförderung organisierte der neue Abteilungsleiter einen Teamtag im Hochseilgarten. Dabei lösten die Teammitglieder Aufgaben in etwa 10 m Höhe durch einen Seilparcours. Ziel des Teamtages war es, das Teamvertrauen zu fördern und die Mitarbeiter zu motivieren. Der dienstälteste Mitarbeiter, Max Huber, litt an Höhenangst. Die meisten Übungen konnte er als Sicherer vom Boden aus gut bewältigen. Bei der abschließenden Herausforderung jedoch, dem „Sprungturm“, sollte jeder Teilnehmer einen schwankenden 9 m hohen Pfahl erklettern und anschließend – von der Gruppe gesichert – abspringen. Unterstützt von den Kollegen („Max, das schaffst du!“) und aus Angst davor, als Versager dazustehen, machte er sich auf den Weg. Auf zwei Dritteln der Pfahlhöhe fing Max an, sich zu verkrampfen. Er konnte weder vor noch zurück und schon gar nicht loslassen. Erst als es einem Trainer gelang, zu ihm zu klettern, konnte die Situation gelöst werden. Schweißgebadet und zitternd kam Max wieder am Boden an.
Max Huber hat sich „zu“ mutig über seine Ängste und Bedenken hinweggesetzt. Mögliche Gründe dafür gibt es viele: Er
wollte die Kollegen nicht enttäuschen,
hatte Angst, zu versagen,
wollte sich selbst etwas beweisen,
wünscht sich Anerkennung und das Gefühl dazuzugehören
und wollte zuguterletzt vor dem neuen Chef keinen Gesichtsverlust erleiden.
Auch wenn die Aktion am Sprungpfahl noch einmal gut ausgegangen ist, der Preis fürs Mutigsein war hoch. Statt Bewunderung erntete er Mitleid. Die Kollegen und der Chef werden den Eindruck gewinnen, dass Max Huber seine Fähigkeiten nicht richtig einschätzen kann. Statt eines gestiegenen Selbstbewusstseins wird sich bei Max die Erkenntnis festigen: „Das kannst Du nicht!“
Was Mut im Team bedeutet
Aus der Sozialpsychologie wissen wir: Menschen verhalten sich in Gruppen anders als alleine. Wir streben nach Zugehörigkeit und Anerkennung. Viele unserer Handlungen sind darauf ausgerichtet, von den anderen gemocht zu werden. So lassen sich Aktionen und Aussagen Einzelner erklären, die im Widerspruch zur „inneren Überzeugung“ stehen. Um unsere Zugehörigkeit nicht aufs Spiel zu setzen, stellen wir eigene Bedürfnisse und Ängste in den Hintergrund. Oft unbewusst bewegen uns dabei zwei Fragen:
Bin ich im Team akzeptiert, wenn ich anders bin?
Was passiert, wenn ich mich den Teamregeln nicht unterordne?
In guten Teams wird offen mit der Unterschiedlichkeit einzelner Teammitglieder umgegangen. Und der Einzelne darf sich, auch mit anderen Überzeugungen, zugehörig fühlen. In einem Umfeld, in dem Schwächen nicht versteckt werden müssen, fällt es auch den Ängstlichen leichter, selbst zu entscheiden, wann sie mutig sind und wann nicht.
Wichtig
Manchmal braucht es mehr Mut, etwas nicht zu tun, als etwas zu tun! Mut im Team bedeutet, den Erwartungen der anderen nicht zu entsprechen, wenn eigene Überzeugungen oder Ängste dagegen stehen.
Mut und Übermut
Beispiel
Im August 2002 kletterte der Profibergsteiger Alexander Huber ohne Seil und Hilfsmittel in drei Stunden „free solo“ durch die Nordwand der Großen Zinne in den Dolomiten. Die Route gilt selbst mit Seil als eine der schwierigsten Felsklettereien der Alpen. Fünf Tage lang bereitete er sich mit Seil auf die Begehung vor, indem er die Route mehrmals kletterte. Dabei studierte er jede schwierige Passage und trainierte die nötigen Kletterzüge. Auch wusste er nach der Vorbereitung, welchen Griffen er trauen konnte und wo Gefahr drohte. Klar war bei dieser Aktion dennoch: Der geringste Fehler würde den Absturz und damit den sicheren Tod bedeuten! Eine mutige
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