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Weil du fehlst (German Edition)

Weil du fehlst (German Edition)

Titel: Weil du fehlst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Frey
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wenn sie Autos anzünden, die das Pech haben, zwischen die nächtlichen Fronten zu geraten.
    Und nach Paris jetzt wieder die USA. Good-old-New-England.
    »Ich drehe durch«, sagte Oya und hielt Billyboy gnadenlos zwischen ihren Knien eingeklemmt fest. Dabei war sie mit dem Gegen-Flöhe-Einsprühen inzwischen fertig. Aber sie hat den Kater gerne auf dem Schoß, er ist ihre Stromboli-Erinnerung, während Billyboy kein unbedingter Auf-dem-Schoß-Sitzer ist, sondern lieber für sich alleine liegt.
    »Und nächste Woche Schule«, seufzte ich und beendete eine E-Mail an Achmed.
    Auszug aus der E-Mail an Achmed:
    … Elfte Klasse. Und wieder mal ein Schulwechsel, obwohl das Schuljahr hier schon angefangen hat und alle ihre Kurse gewählt haben. R. tut das natürlich mit einem Schulterzucken ab. Ach ja, du hast nach meinen Großeltern gefragt. Ein paarmal schon. Ich weiß, du hältst viel von Großeltern, weil deine prima sind. Aber hier bei uns gibt es niemanden. R.‘s Eltern sind mit R. (und dadurch auch mit Oya und mir, wie es aussieht) seit Jahren zerstritten. Und die Eltern meines Vaters? Keine Ahnung. Ich glaube, mein Vaterseitengrandpa ist schon seit einer Ewigkeit tot, und meine Vaterseitengrandma? Großes Fragezeichen …
    »Schreibst du an Achmed? Gute, alte Signora Graziano! Ich wünschte, ich hätte Jonna Sjöborg noch. Sie hatte so was Beruhigendes. Schweden sind durch Astrid Lindgren zum Beruhigendsein verdonnert, findest du nicht auch?«
    Ich nickte zweimal. Einmal, weil ich ja tatsächlich an Achmed geschrieben hatte, und einmal wegen Oyas Schwedentheorie.
    »Oya, was wissen wir eigentlich über Raymonds Mom? Und, wegen Jonna: Schreib ihr doch einfach mal wieder. Oder hast du ihre E-Mail-Adresse nicht mehr?«
    Oya zuckte mit den Achseln. Sie kann manchmal enervierend wortkarg sein. Vielleicht liegt es an dem Sprachenwirrwarr in ihrem sprachbegabten Kopf. Amerikanisch, erzwungenes Schulspanisch, Tschechisch, Rumänisch, Italienisch, Französisch. Ich habe mal einen Artikel über das gehirntechnische Verarbeiten von Mehrsprachigkeit gelesen und da stand, dass gerade Sprachgenies mitunter Wortfindungsprobleme bekommen können, wenn zu viele Sprachen im Muttersprachensektor landen.
    »Was meinst du damit?« (Ich meinte ihr knappes Achselzucken). »Du weißt nichts über Raymonds Mutter – oder du weißt nichts über die E-Mail-Adresse deiner Schwedin?«
    »Weder noch«, antwortete meine kleine Schwester, die körperlängentechnisch strenggenommen meine große Schwester genannt werden müsste.
    Zwei äußerliche Beschreibungen :
    1. Mittelgroß, mittelblond, ziemlich dünn, einige unordentlich verteilte Sommersprossen, unspektakuläre graue Augen, sehr dünne Finger (»Spinnenfinger« nannte sie Pani Sládekova in Prag einmal in einem Tonfall, den ich nur abfällig nennen kann. – Wen verwundert es, dass Pani Sládekova nicht unbedingt meine Lieblingslehrerin war?), gelockte Haarspitzen (»wie ein Engelchen«, sagte Signora Graziano manchmal entzückt. Sie war dann auch meine Lieblingslehrerin. Verdanke ich ihr doch zudem noch Achmed, den Guten.)
    2. Sehr groß! Dunkle Haare. Grüne Augen. Schön. Viel schöner als ich. Die Welt ist ungerecht. Und Gene auch.

    Eine Woche später, an einem sehr verregneten, sehr trüben, grauen, nordamerikanischen Tag, begann für uns die Schule. Jahrgang Elf für Kassandra Armadillo. Jahrgang Neun für Oya Armadillo.
    Vornamen werden einem geschenkt. Nachnamen muss man ertragen. Jedem, der es nicht weiß, aber wissen will, was ein Armadillo ist, sei es ans Herz gelegt, es selbst nachzuschlagen. Oder zu googeln. Oder was auch immer.
    »Tatsächlich Kassandra, wie diese Seherin aus Troja, der niemand glaubte?«, fragte ein Mädchen zwei Plätze weiter.
    Ich nickte.
    »Aber dir glaubt man?«
    »Ich hoffe es jedenfalls«, antwortete ich.
    Wir lächelten uns etwas zu. Das war nach der ersten durchstandenen Stunde, Mathe. Die nächste Stunde würden wir gemeinsam Englische Literatur haben bei einer Mrs O‘Bannion. Sie war in diesem Schuljahr meine Ansprechlehrerin, was in etwa dem Status einer Klassenlehrerin entsprach. Der Tag zog sich hin. Mrs Cardasis – Mrs Thomas – Mrs Tomas – Miss Aronsson – Doamna Olariu – Pani Sládekova – Signora Tozzi – Signora Graziano – Mme Baffour – Mme Runné – Mrs O’Bannion.
    Ich seufzte mich durch den Vormittag. Die Stadt war voller beiger Menschen. Die Welt auch.
    »Und, wie war’s bei dir?«, fragte

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