Weil du mich fesselst
geschmückt. Der Weihnachtsbaum war hell erleuchtet.
Sie war sich nicht ganz sicher, ob es an der nervösen Vorfreude lag, dass ihr Herz so schnell schlug, aber womöglich lag es auch an all den vornehmen Menschen, die die Halle füllten: Die Reichen, die Adligen und die Berühmten mischten sich mit dem Personal und einigen Bewohnern des Dorfes. Sie alle streiften umher, nippten an dem von Kellnern gereichten Champagner und warteten darauf, dass sich die Türen zum Ballsaal öffneten. Ein Streichquartett spielte, die zarte Musik trug zur allgemein guten Stimmung der freudigen Erwartung bei. Dass Lucien und Elise hinter ihr in der Schlange standen, gab ihr etwas von der Sicherheit, die sie so sehr benötigte. Sie erblickte in einiger Entfernung Clarisse, die in ihrem mattgoldenen Kleid sehr hübsch aussah. Das Hausmädchen winkte, und Francesca erwiderte den Gruß und das aufgeregte Lächeln.
Sie sah den Rücken eines großen, breitschultrigen Mannes im Smoking etwas weiter vor sich in der Schlange stehen, und ihr wurde klar, dass sie sich gleich bei Gerard für das Kleid würde bedanken können. Er hatte sich ihre Dankbarkeit verdient. Noch nie hatte sie sich so schön gefühlt. Das Kleid schmiegte sich perfekt an sie, als wäre es für sie gemacht. Clarisse hatte ihre Haare in einer zierlichen Welle hochgesteckt und sie dann gekonnt mithilfe der Diamantnadeln zu einer Art rotgoldenen, lockeren Krone geformt, die Francesca als zugleich unprätentiös und äußerst elegant beeindruckte.
Endlich hatten sie das Geburtstagspaar erreicht.
»Francesca, meine Liebe«, rief Anne mit unnatürlich hoher Stimme aus, als Francesca ihre Glückwünsche überbrachte und sich zu einem Kuss auf die Wange zu ihr beugte. Warum sah Anne so aufgelöst aus – merkwürdig strahlend und besorgt zugleich, fragte sich Francesca im Stillen, nachdem sie sich wieder aufgerichtet und den Gesichtsausdruck der Countess bemerkt hatte.
»Das Kleid steht dir ausgezeichnet. Ich wusste es.«
Ein elektrischer Impuls schien sich genau im Zentrum von Francescas Kopf zu lösen, um dann an ihrer Wirbelsäule entlangzulaufen und mit einer Kettenreaktion jeden Nerv in ihrem Körper zu entzünden. Sie stand da wie angewachsen. Es war nicht Gerard gewesen, den sie in der Schlange der Gratulanten bei Anne und James gesehen hatte.
»Ich hatte noch keine Zeit, es dir zu erzählen«, hörte sie entfernt Anne entschuldigend flüstern.
»Er kam herunter, gerade als die ersten Gäste eintrafen«, erklärte James.
Ians Gesicht sah aus, als wäre es aus Alabaster gehauen, doch seine Augen schienen durch sie hindurchzusehen und sie zu verbrennen.
»Nun«, sagte er ruhig. Seine so vertraute tiefe, leicht ruppige Stimme mit dem britischen Akzent schürfte über ihre kribbelnde Haut. »Möchtest du nichts sagen?«
Sie holte zum ersten Mal, seit sie Annes gequälten Blick gesehen hatte, vollständig Luft.
»Doch«, antwortete sie. »Entschuldigt mich.«
Sie drehte sich um und tauchte in die Menschenmenge ein. Die glänzenden Kleider, die flackernden Lichter und das abrupte Lachen kamen ihrem fassungslosen Verstand wie Angriffe vor. Die einzige Sache, derer sie sich sicher sein konnte, weil sie sich so entsetzlich echt anfühlte, war das unsichtbare Band, das sie und Ian schon immer so fest aneinandergebunden hatte. Als sie floh, riss es so schmerzlich und scharf in ihrer Brust, dass es etwas Lebensnotwendiges zu zerfetzen drohte.
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