Weil du mich liebst
Nase, er ließ Gerard los. Ian warf sich in diesem Moment auf Gerard und griff nach seinem Arm, um ihn am Schießen zu hindern. Doch Gerard hatte die Waffe bereits hochgerissen. Sie ächzten beim Kampf um die Pistole.
Dann fiel ein Schuss. Ian und Gerard standen wie festgefroren in einer Art bizarrem Tanz einander gegenüber. Francesca stand entsetzt hinter ihnen und ließ einen leisen Schrei hören, als die Waffe aus Gerards Hand fiel und er auf die Knie sank. Ian beugte sich ein wenig zurück, und sie konnte den kleinen Kreis mit Blut sehen, der sich auf Gerards weißem Hemd in Höhe des Bauchs abzeichnete. Sein Gesicht war ausdruckslos, seine braunen Augen weit aufgerissen. Ian bückte sich, um die Waffe aufzuheben, aber Gerard war näher an ihr dran.
Sie sah es, als sei es in Zeitlupe geschehen. Gestärkt durch die langen Jahres des Hasses und des Wunsches nach Rache, musste durch Gerard ein letzter Adrenalinschub gefahren sein. Gerard packte, begleitet von einem schmerzvollen Stöhnen, die Pistole, bevor Ian sie erreichen konnte. Er hob die Waffe und richtete sie auf Ian, doch dann hielt er für den Bruchteil einer Sekunde inne. Ein niederträchtiges Glitzern flog über Gerards Gesicht, als er Ians Blick begegnete.
Gerard schwenkte die Pistole in Francescas Richtung.
Der Knall der abgefeuerten Pistole schien den ganzen Raum zu erfüllen. Sie schlug hart auf dem Boden auf, ihr Atem wurde aus ihr herausgepresst. Sie wusste nicht, was geschehen war. Sie lag auf dem Boden, der Schuss hallte noch immer in ihren Ohren. Ihre Lunge konnte keine Luft aufnehmen. Ihr Kopf dröhnte von dem Aufprall. War sie getroffen? Warum fühlte sie sich so niedergedrückt, warum konnte sie sich nicht bewegen?
Völlig ohne Orientierung hob sie den Kopf. Ian lag auf ihr. Sie keuchte unregelmäßig, ihr Körper verlangte nach Sauerstoff. Er hatte sich vor sie geworfen. Er war es gewesen, der sie zu Boden gerissen hatte. Sie war von seinem Körper bedeckt. Er lag bäuchlings auf ihr, sein Kopf neben ihrem, sein Gesicht in der Beuge zwischen ihrem Hals und den Schultern.
»Ian?«, rief sie. Wie wild rasten ihre Hände über ihn. Er hob seinen Kopf. Sie hörte Handgreiflichkeiten aus der Richtung, in der Gerard war, und hob, panisch angespannt, ebenfalls den Kopf. Sie sah Kam, wie er sich über Gerards leblosen Körper beugte. Erleichterung überkam sie.
»Ian? Geht es dir gut?«, fragte sie mit zittriger Stimme.
Er blickte sie an, und nur sein Kopf bewegte sich. Er nickte.
»Ist er tot?«, wollte Ian von Kam wissen.
»Nein. Jedenfalls noch nicht«, fügte Kam ungerührt hinzu.
Kam stellte sich über Gerard. Er nutzte das Ende seines langen Mantels, um die Sicherung der Pistole umzulegen und die Waffe aus Gerards sich lockerndem Griff herauszuwinden. Über Ians Schulter sah Francesca, wie er die Waffe auf die Kommode legte, weit weg aus Gerards Reichweite. Sie japste nach Luft, noch immer hatte ihre Lunge Schwierigkeiten, sich auszudehnen.
»Ian … ich kriege keine Luft. Kannst du … kannst du bitte …«
Er rollte sich von ihr. Ohne sein Gewicht konnte sie weniger mühsam atmen. Ihre Erleichterung und die Freude darüber, dass sie wieder Luft bekam, währten nur so lange, bis sie das Blut auf ihrer rechten Hand bemerkte.
Sie setzte sich auf und blickte in wachsender Panik auf Ian, der auf dem Rücken lag und blinzelnd an die Decke starrte.
»Er wurde angeschossen«, rief Francesca schrill, hockte sich auf Hände und Knie und kniete sich neben Ian. »Rufen Sie Hilfe«, sagte sie zu Kam und wies auf Ians Handy, das nicht weit von der Pistole auf der Kommode lag. »Rufen Sie einen Krankenwagen.«
Kam stürzte auf die Kommode zu und schnappte sich das Telefon. Dann kam er zu ihr hinüber und überreichte es ihr.
»Sie rufen an. Wählen Sie 1-1-2«, sagte er barsch. Er kniete sich neben Ians andere Seite. »Ich muss dich jetzt auf die Seite drehen, um es mir anschauen zu können«, warnte er Ian.
»Bist du denn Arzt?«, fragte Ian ironisch. Er jammerte leicht, als Kam ihn auf die linke Seite rollte. Mitfühlend verzog Francesca ihr Gesicht und wählte die Nummer.
»Nein«, brummte Kam. »Aber ich habe Medizin studiert. Pech für dich, dass ich mein praktisches Jahr nicht vollendet habe.«
Ian ließ ein bellendes Lachen hören. Francesca hatte das merkwürdige Gefühl, dass Kam es ernst meinte, war aber viel zu benommen, um überrascht zu sein. Am anderen Ende der Leitung klingelte es.
»Was machen Sie denn?«, fragte sie
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