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Weinrache

Weinrache

Titel: Weinrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Kronenberg
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Gesellschaft hier unten. Ich bin viel zu oft allein. Wenn man von ihm absieht!«
    Er deutete auf den Bären in ihrem Rücken. »Ist er nicht prachtvoll? Er ist mein Bruder. Er schenkt mir Stärke und Macht!«
    In deinem Bärenkeller, dachte Norma trotzig, in Gesellschaft eines ausgestopften Pelzes und einer eingesperrten Detektivin darfst du dich mächtig fühlen.
    Bruno setzte zu einer Erklärung an. Er habe sie recht gut leiden können, solange sie Arthurs Frau war. Sie hätte ihren Mann nicht verlassen dürfen. Das erfordere eine Strafe, für deren Ausführung er sich berufen fühle. Außerdem könne er ihr Herumschnüffeln nicht länger dulden.
    Normas Knie verwandelten sich in Pudding.
    Bruno neigte den feisten Nacken. Seine Stimme nahm einen verschwörerischen Klang an. »Weißt du, dass Arthur mein Bärenzwilling war? Nein, wie solltest du davon erfahren haben. Das war ein Geheimnis zwischen ihm und mir. Als Kinder haben wir uns geschworen, immer für einander einzustehen. Ich zeige dir etwas!«
    Er machte kehrt, durchstöberte die Gegenstände auf dem Altar und kam mit einem Beutel zurück. Aus Leder gearbeitet und mit Glasperlen verziert, nahm Norma zur Kenntnis, als Bruno den Beutel vor dem Käfig hin und her schwenkte. Ob sie wissen wolle, was darin sei?
    Sie schüttelte stumm den Kopf, doch er zupfte ungerührt die Riemen auseinander, die das Leder zusammenhielten, und langte mit der Hand hinein. Wie eine Jagdtrophäe hielt er Norma einen abgeschnittenen Zopf vor die Augen, griff wieder in den Beutel und holte eine schwarze Hornbrille hervor.
    Norma wich zurück. »Du hast Arthur ins Bärengehege geworfen!«
    Das sei er seinem Freund schuldig gewesen, erklärte er treuherzig. Er konnte ihn doch nicht wie Müll im Wald abladen! Das wäre Arthur nicht gerecht geworden. Das Bärengehege erschien ihm für seinen Bärenzwilling ein angemessener Ort.
    Norma hätte am liebsten geschrien. Was blieb ihr anderes übrig, als auf seinen Irrsinn einzugehen.
    Dass sie sein Verhalten lobte, freute ihn. »Du verstehst mich, Norma. Ich habe es für seine Ehre getan.«
    »Für seine Ehre also, Bruno«, wiederholte sie stumpf. »Aber warum hast du Arthur getötet?«
    »Ich habe ihn nicht umgebracht!«, widersprach er aufgeregt. »Ich war nur behilflich, seinen toten Körper aus dem Versteck zu holen. Wir sind durch den Wald von außen an das Gehege herangefahren und haben ihn mit Stricken über den Zaun gezogen. Ich bin oft in der Fasanerie. In der Umgebung kenne ich mich gut aus. Tiri hätte das allein nicht geschafft.«
    Norma umklammerte die Stäbe fester.
    Bruno lief vor dem Käfig auf und ab. »Tiri hat ihn nicht mit Absicht getötet, behauptet er. Aber was er auch getan hat: Du hast die größte Schuld, dass Arthur sterben musste, Norma. Du bist dafür verantwortlich, dass mein bester Freund tot ist!«
    Er blieb stehen und starrte sie an. Für einen Augenblick war sie froh über die Gitter.
    »Ich verfluche diese Nacht, da kannst du sicher sein«, raunte sie.
    Bruno nahm die Wanderung wieder auf. »Tiri war ein wenig abgelenkt. Hat nicht so genau auf die Straße geachtet.«
    Sie wagte nicht zu fragen, was Tiris Konzentration gestört haben mochte.
    Bruno gab ihr die Antwort unaufgefordert. Tiri habe in Wiesbaden schließlich alles für den nächsten Tag vorbereiten müssen, erklärte er ungerührt. Er selbst habe Fischers ewiges Hänseln und Sticheln nicht mehr ertragen, und dass Fischer ihm das ›Marcel B.‹ wegnehmen wollte, brachte das Fass zum Überlaufen. Dieses überhebliche Feixen, mit dem Moritz ihm mitteilte, dass sein Rivale Nick Reichels das Restaurant bekomme, in das all sein Herzblut geflossen sei, habe in ihm den brennenden Wunsch ausgelöst, Moritz Fischer tot zu sehen.
    »Also stimmt es doch«, flüsterte Norma. »Fischer hat dich betrogen.«
    »All die Jahre haben wir alles mündlich geregelt«, fuhr Bruno fort. »Mit einem Mal wollte er sich an keine Absprache halten. Ich habe immer stärker zurückstecken müssen. Damit sollte endlich Schluss sein. Ihn selbst zu töten, war mir zu gefährlich. Man hätte mich schnell verdächtigt. Ich brauchte ein Alibi, das unter anderem du mir geliefert hast.«
    Norma misslang der funkelnde Blick, mit dem sie ihn gern gestraft hätte.
    Bruno berichtete ungerührt, wie er sich mit seinem Cousin beraten und ihm als Henkerslohn die Anstellung in der Weinstube versprochen habe. »Wenn Tiri den Laden als Pächter übernehmen will, mache ich ihm günstige Konditionen.

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