Time to Die - Stirb noch einmal
PROLOG
D ieser Auftrag war wirklich zum Davonlaufen! Lexie Murrough wäre im Moment überall lieber gewesen als in Gadi. Sie sollte hier über die Feierlichkeiten berichten, die anlässlich der Machtübernahme durch Babu Tum veranstaltet wurden. Der neue Präsident des winzigen afrikanischen Landes war ein größenwahnsinniger Mann und grausamer Tyrann. Er war für den Tod zahlreicher seiner Landsleute verantwortlich. Doch die Welt sah weg.
Selbst der Fernsehsender UBC hielt Tums offizielle Ernennung wohl für nebensächlich: Man hatte nur Lexie – eine blutige Anfängerin – mit der Berichterstattung beauftragt und ihr einen einzigen Kameramann an die Seite gestellt. Ihr Personenschutz bestand aus einem Schlägertyp namens Kele, aber der trieb sich gerade irgendwo in der Menge herum. Bei seinem Anblick lief es Lexie allerdings sowieso kalt den Rücken hinunter. Immerhin hatte er eine Waffe bei sich und beherrschte die Landessprache.
“Da ist er! Das ist Präsident Tum. Versuch, so viele Nahaufnahmen wie möglich zu bekommen!”, rief Lexie ihrem Kameramann zu.
Marty Bearn und sie hatten sich erst auf dem Flug von Atlanta nach Gadi kennengelernt. Lexie hatte sich so lange über den ungeliebten Auftrag aufgeregt, bis ihr die Luft ausgegangen war. Woraufhin Marty ihr Fotos von seiner Hochzeit zeigte. Sherry, seine Braut, war eine zierliche Brünette mit großen braunen Rehaugen. Anfänglich wunderte sich Lexie noch, dass so ein hübsches Ding und der bullige rothaarige Haudegen Marty zueinander gefunden hatten. Doch als das Flugzeug schließlich auf dem schwarzen Kontinent landete, hatte Lexie bereits begonnen, Martys Vorzüge ihrerseits zu schätzen. Er war ein angenehmer, gelassener Mann mit einem überaus verlässlichen Wesen. Ganz zu schweigen davon, dass er seine Frau über alles liebte.
“Sieh nur, wie er zum Podium stolziert!”, bemerkte Marty. “Ich wette, er ist ohne diese Absätze nicht größer als eins fünfundsechzig. Der hat garantiert einen Napoleonkomplex.”
Lexie nickte. “Wenn du mich fragst: Er ist ein Monster!”, erwiderte sie.
Die Veranstaltung fand unter freiem Himmel statt, auf einem Platz etwa halb so groß wie ein Fußballfeld. Eine große Anzahl von Bürgern war hier versammelt worden, um dem neuen Staatsoberhaupt zu huldigen. Während Marty dieses Bild einfing, überlegte Lexie, wie ihr Bericht wohl beim Publikum ankommen würde. Vielleicht würde er es ja sogar in die Abendnachrichten schaffen. Aber er würde genauso schnell wieder vergessen sein.
Bedauerlicherweise verstand Lexie nur Bruchstücke von der Rede, zu der Präsident Tum gerade ansetzte. Wo steckte nur dieser Kele? Immer wenn man ihn brauchte, war er irgendwo in der Menge verschwunden. Sein Geld war er jedenfalls nicht wert.
Der Diktator hatte noch keine fünf Minuten gesprochen, als Lexie urplötzlich von einer bösen Vorahnung erfasst wurde. Ein Schauer lief ihr den Rücken herunter. Als hätte sie den sechsten Sinn, wusste sie intuitiv, dass gleich etwas Schreckliches passieren würde.
Und dann knallte ein Schuss.
Babu Tums dunkle Augen weiteten sich, bevor sein Kopf nach vorne kippte und sein Körper zusammensackte. Die Kugel hatte ihn genau zwischen die Augen getroffen.
“Mein Gott!”, stammelte Marty. “Der Präsident ist gerade ermordet worden.”
Tums Bodyguards richteten ihre Waffen auf Tums Publikum. Bevor sie jedoch irgendjemanden in der hysterischen Menge ausmachen konnten, fielen drei weitere Schüsse und töteten Tums engste Berater. Die Leibwache schoss daraufhin wild um sich.
“Lass uns abhauen!”, rief Marty Lexie zu.
“Kommt gar nicht infrage!”, schrie sie zurück. “Halt die Kamera drauf! Wir dürfen nichts verpassen.”
“Verdammt noch mal, Lexie! Das ist doch Selbstmord!”
“Halt drauf!”
Das könnte ihr Durchbruch sein!
Wie aus dem Nichts tauchten plötzlich vier Maskierte auf, die Tums Leibwache unter Beschuss nahmen. Die geheimnisvollen Männer stürmten auf das Podium und nahmen es dort mit einer Überzahl regierungstreuer Soldaten auf. Besonders einer von ihnen stach Lexie ins Auge. Er überragte seine drei Kameraden um eine ganze Kopfeslänge.
“Wahrscheinlich sind das Spezialagenten”, rief sie ihrem Kameramann zu. “Oder …”
Im gleichen Moment stöhnte Marty laut auf. Er griff mit der linken Hand nach seiner Brust, während die rechte die Kamera umklammert hielt. Lexie sah an ihm herunter. Sein Hemd war getränkt von seinem Blut.
“Marty!”, schrie
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