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Weiß wie der Tod

Weiß wie der Tod

Titel: Weiß wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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»Eine erschreckend große Gewaltanwendung. Noch mehr als bei den anderen Opfern.«
    Milanovic stimmte ihm zu. Er schob dem Toten die Lippen beiseite. Es fehlten nahezu die kompletten vorderen Zahnreihen. »Hier hat er sich richtig ausgetobt.«
    »Ist das eine Tätowierung?«, fragte Levy und zeigte auf eine grauschwarze Zeichnung am Hals. Eine Königskobra, deren gespaltene Zunge an der Scham einer Frau züngelte.
    »Ja«, antwortete Milanovic, »und ich habe sie auch schon mal gesehen.«
    »Bei wem?«, fragte Michaelis überrascht.
    »Ich muss in meinen Akten nachsehen. Ich bin sicher, dass ich diese Schlange schon mal unter dem Messer hatte. Es muss ein Foto davon geben.«
    »Wie lange ist das her?«
    »Zwei, drei Jahre.«
    »Das ist nicht die Arbeit eines Profis«, sagte Levy. »Sieht nach Nadel und Tinte aus. Ziemlich plump. So wie es in Banden praktiziert wird.«
    »Eben, daher glaube ich ihn auch zu kennen. Und wenn mich nicht alles täuscht, dann war das eine Gang, die sich im Gefängnis gebildet hat.«
    »Wenn du mir jetzt noch den Namen unseres Toten verrätst, bin ich richtig stolz auf dich«, fügte Michaelis hinzu.
    Naima kam mit Neuigkeiten. »Der Hausmeister sagt, dass der Zementboden älter ist als seine Anstellung. Er muss den Eigentümer fragen. Was er aber weiß, ist, dass der Keller bis vor einem Jahr an einen gewissen Holger Mandrak vermietet war. Er kann sich gut an ihn erinnern, da der Kerl, ohne die ausstehende Miete zu zahlen, mitten in der Nacht verschwunden ist. Er hat die paar Habseligkeiten, die er besaß, zurückgelassen. Der Keller steht seitdem leer.«
    »Holger Mandrak«, erinnerte sich Michaelis, »der Name sagt mir was.«
    »Mandrak wurde Mitte der Neunziger unter anderem wegen mehrfacher Vergewaltigung und Menschenraub angeklagt«, half Levy ihrem Gedächtnis auf die Sprünge. »Zu seinen insgesamt sieben Opfern gehörten auch zwei Mädchen im Alter von zwölf und dreizehn Jahren. Er war der erste überführte Täter, der seine Opfer über Tage und Wochen in den Keller einsperrte, sie misshandelte und vergewaltigte. Da er immer mit Maske auftrat, bekam er den Beinamen Bettman.«
    Michaelis war verblüfft. »Woher weißt du das?«
    Levy lächelte. »Ein gutes Gedächtnis. Er war Ziel forensischer Studien. Bis zu seiner Festnahme galt er als unauffälliger und rechtschaffener Bürger, dem man ohne weiteres sein Kind anvertraut hätte. Das Grauen verbarg sich hinter der Maske Mandraks als guter Nachbar.
    Er saß auch nicht in Haft, sondern in der Psychiatrischen Klinik in Ochsenzoll, in die er aufgrund seiner Persönlichkeitsstörung eingeliefert worden war. Nach zwölf Jahren scheinbar erfolgreicher Therapie kam er in den offenen Vollzug. Ich bezweifle, dass der Richter und die Ärzte von dieser Zweitwohnung wussten.«
    »Das heißt aber nicht, dass das hier Mandrak ist«, gab Naima zu bedenken.
    »Stimmt«, antwortete Michaelis, »aber das werden wir schnell herausfinden. Er wird in der Sexualstraftäterdatei gespeichert sein. Außerdem gibt es ja noch seine Akte, in der diese Tätowierung aufgeführt sein muss.«
    »Mandrak ist vor einem Jahr spurlos verschwunden«, fügte Levy hinzu. »Die Kollegen aus der Forensik standen deswegen wochenlang unter Beschuss. Und bevor du mich wieder fragst, woher ich das weiß: Mandrak hat durch sein Verschwinden die Diskussion über die Therapierbarkeit von Sexualstraftätern erneut angefacht. Das zu wissen gehört zu meinem Job.«
    »Ich sag doch gar nichts«, antwortete Michaelis kleinlaut.

33
    Die Kleine stieß mit aller Kraft zu. Der Fußtritt hinterließ jedoch keinen Abdruck auf dem Sandsack. Thorsten Waan, im weißen Karateanzug, kam ihr zu Hilfe. Er korrigierte ihre Haltung und tippte auf den Fußballen, mit dem sie einen potenziellen Angreifer außer Gefecht setzen sollte. »Hiermit musst du treffen. Leg die ganze Bewegung deines Beines hinein. Dann klappt es.«
    Das Mädchen ging in die Ausgangsstellung zurück. Hände in Hüfthöhe zu Fäusten geballt, linkes Bein nach vorn, fester Stand.
    Auf sein Kommando hin schnellte ihr rechtes Bein vor und traf mit dem Fußballen das Ziel.
    »Gut, noch einmal.«
    Wieder der gleiche Bewegungsablauf.
    »Sehr gut. Stell dir vor, der Mann will dir deine Puppe wegnehmen. Das darf er nicht. Niemals. Zeig ihm, dass er böse ist.«
    Ein Tritt nach dem anderen traf den Sandsack.
    »Bravo.«
    Am Rand des Kampffeldes wurde applaudiert. Es war der Vater der Kleinen. »Weiter so, Laura. Lass dir nichts

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