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Weiß wie der Tod

Weiß wie der Tod

Titel: Weiß wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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Strähnen, nordische Gesichtszüge«, antwortete Naima. »Glaubst du, Frauen haben andere Idealbilder als Männer? Mich mal ausgenommen. Sorry, Alexej.«
    »Genug jetzt«, beschied Michaelis. »Solange die Frage nach dem Motiv nicht restlos geklärt ist, hör dich in der Szene auch gleich nach entsprechenden Praktiken um. Gibt es verhaltensauffällige Männer, die es gern etwas brutaler haben. So was in der Art von …«
    »BDSM«, ergänzte Levy. »So lautet die gängige Beschreibung für alle Arten von Fesselungen und sadomasochistischen Techniken.«
    »Ich habe dazu etwas im Netz gefunden«, sagte Naumov. »Ziemlich harter Umgang miteinander. Wie kann so etwas nur Spaß machen?«
    »Spaß ist der falsche Ausdruck«, korrigierte Levy, »dabei geht es mehr um einen Overspill im Hirn des Betroffenen.«
    »Übersetz das bitte mal«, forderte Gudman.
    »Das Schmerz- und das Lustzentrum im Gehirn liegen eng beieinander. Wenn es in der Kindheit zu Gewaltakten gekommen ist, an denen das Kind beteiligt war, kann der Funke überspringen – um es mal platt auszudrücken. Lust kann dann später eigentlich nur noch in Verbindung mit Schmerz entstehen. Insofern haben wir damit eine mögliche Parallele zu unseren Fällen.«
    »Also doch eine sexuelle Disposition?«, fragte Michaelis.
    »Nein«, antwortete Levy, »solange wir keine eindeutigen Hinweise haben, ist ein sexuelles Element nicht die alleinige Triebfeder. Da muss noch etwas anderes dahinterstecken. Ich mache mir eher Gedanken über diese massive Gewaltanwendung – eine Art Overkill. Hätte es nicht genügt, den beiden Opfern eine zu verpassen, um sie anschließend zu töten? Aber der Täter hat sich bewusst dagegen entschieden. Er hat Zeit, Kraft und die Gefahr des Entdecktwerdens auf sich genommen, um genau das zu tun, was er wollte.«
    Alle Augenpaare waren auf Levy gerichtet. »Und das wäre?«
    »Bringt mir mehr Informationen. Dann kann ich euch mehr sagen.«
    Die Spannung fiel ab. Bevor Michaelis das Team in die Arbeit entließ, sollte Gudman vom Fortgang seiner Ermittlungen berichten. Es gab ja noch die Frauenleiche, zerstückelt, nur Teile von ihr waren gefunden worden.
    »Was macht Johanna?«
    Gudman seufzte. »Mit einer Hand und dem Teil des Beckens, die wir gefunden haben, konnte ich bisher nichts Konkretes ermitteln. Ich hoffte, Levy könnte mir weiterhelfen.«
    Levy schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Ich bin noch nicht dazu gekommen.«
    »Brauchst du Unterstützung?«, fragte Michaelis.
    »Nein, ich schaff das schon. Ich habe Polykarp und Patrick vorgezogen, da beide Fälle ähnlich gelagert scheinen.«
    »Und, haben wir es mit demselben Täter zu tun?«
    »Alles weist darauf hin.«
    Gudman lenkte die Aufmerksamkeit wieder auf seinen Fall. »Wie mache ich weiter? Levy und das gesamte Team arbeiten an den Prügelopfern. Ich brauche Unterstützung.«
    Michaelis musste ihn enttäuschen. »Alle verfügbaren Ressourcen sind im Einsatz. Ich fürchte, du musst das allein stemmen.«
    »Können wir davon ausgehen«, mischte sich Benguela ein, »dass wir es definitiv mit zwei getrennten Fällen zu tun haben? Hier die Männerleichen und dort die verstümmelte Frau?«
    Michaelis gab die Frage an Levy weiter. »Sicher ist das nach bisherigem Ermittlungsstand nicht. Auf der anderen Seite sind die Opfer und die Art ihrer Beseitigung doch unterschiedlich.«
    »Also kannst du es nicht mit Sicherheit ausschließen«, machte sich Gudman Hoffnungen.
    »Nein, wenngleich ich die Wahrscheinlichkeit für gering erachte.«
    »Dann bleibt es dabei«, fasste Michaelis zusammen. »Wir ermitteln in zwei getrennten Fällen. Wir sehen uns spätestens morgen früh wieder. Selbe Zeit, selber Ort. Wenn es zwischenzeitlich etwas entscheidend Neues gibt, dann heute Abend vor Dienstschluss. Los jetzt, an die Arbeit.«
    Während sich die Runde auflöste, nahm Levy Dragan Milanovic zur Seite. »Bist du sicher, dass Polykarp und Patrick keine Spuren einer Fixierung aufweisen?«
    »Ja, warum fragst du?«
    Levy seufzte. »Ich habe es immer und immer wieder im Kopf durchgespielt. Wie kann jemand stundenlang Prügel einstecken, ohne sich zu wehren? Irgendwann muss doch der Überlebenstrieb anspringen.«
    »Vielleicht war es zu spät. Anfänglich hatten sie den Schlägen noch zugestimmt, doch dann waren sie zu schwach.«
    Levy dachte nach. »Haben die chemischen Untersuchungen etwas gebracht?«
    »Nein, alles unauffällig. Auch keine Drogen, wenn du das meinst. Daran habe ich auch schon

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